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Die Jerusalem-Krise

Die Jerusalem-Krise

Titel: Die Jerusalem-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich einen Blick auf die offene Truhe warf, wusste Henry sofort Bescheid oder meinte, Bescheid zu wissen.
    »Du willst an den Schatz des Hugo de Payens heran?«
    Ich schaute ihn fast böse an. »Glaubst du wirklich daran, was du soeben gesagt hast?«
    »Die Menschen sind verblendet. Sie wollen es. Das Gold ist ihnen so wichtig.«
    »Das war es auch für die Templer, denke ich.«
    »Ja, sie haben es sich geholt. Sie waren nicht die Christenmenschen, die sie hätten sein sollen. Sie sind in die Städte eingefallen, haben geplündert, geraubt und gemordet. Sie haben für sich gesorgt und so ihre große Macht aufgebaut. Es ging lange gut, dann aber haben Kirche und Staat nicht mehr zugesehen.
    »Ihr wurdet gejagt, nicht wahr?«
    »Ja, das wurden wir. Aber einige von uns haben die Schätze in Sicherheit bringen können, und ich gehöre dazu. Ich werde sie aufs Meer hinausschaffen. Ich werde nach Westen segeln. Legenden sprechen von einem riesigen unbekannten Land, das noch entdeckt werden muss. Gibt es ein besseres Versteck dafür?«
    »Nein, nein, Amerika ist schon gut.«
    »Was sagst du?«
    »Amerika...« Ich musste plötzlich lachen. Erst jetzt fiel mir ein, dass er den Namen nicht kennen konnte. »Ist schon gut, Henry, wir wollen es nicht zu kompliziert machen. Aber ich kann dir versprechen, dass ich den Schatz nicht stehlen wollte. Ich habe mich nur überzeugen wollen, ob es ihn tatsächlich gibt.«
    »Du hast ihn doch gesehen.«
    Ich warf einen Blick auf die Truhen und Kisten. »Aber das ist nicht alles, denke ich mir.«
    »Nein, nur etwas davon.«
    »Und willst du ihn auf die Schiffe laden und damit nach Westen segeln? Es wird eine sehr beschwerliche Reise werden. Ich weiß, dass sich auch darum Legenden bilden, die man sich in ferner Zeit erzählt. Ich selbst habe sie auch gehört und bin ihnen nachgegangen. Und jetzt stehe ich vor dir, einem Teil der Legende.«
    »Das weiß ich sehr genau. Ich nehme alles hin. Ich frage auch nicht mehr. Du siehst so ganz anders aus als wir. Du brauchst wohl keine Rüstung. Man sieht an dir keine Waffen und...«
    Mein Lachen unterbrach ihn. »Nein, das ist in unserer Zeit nicht nötig. Aber wir besitzen auch Waffen, und sie sind grausamer als die aus deiner Zeit hier, das musst du mir glauben.«
    »Ja, du bist ehrlich. Wer dieses Kreuz trägt, der muss ehrlich sein.« Er schaute es sich an. »Ich habe es nie gesehen, aber hin und wieder habe ich davon gehört, als hätte es mir der Wind ins Ohr geflüstert. Man sprach von einem wundersamen Kreuz, das mal vor langer Zeit erschaffen worden ist, und jetzt sehe ich es in deinem Besitz. Gehört es dir wirklich?«
    Ich räumte mit meiner Antwort seine letzten Zweifel beiseite. »Ja, denn ich bin der Sohn des Lichts.«
    Seine Augen weiteten sich erneut. »Du also. Du bist die geheimnisvolle Person, von der auch gesprochen wurde. Jetzt weiß ich Bescheid. Jetzt bin ich glücklich, dich zu kennen. Es macht mich stolz, dass ein St. Clair der Sohn des Lichts ist. Auch wenn unsere große Familie ihr eigentliches Heimatland, das der Franzosen, verlassen musste, sind wir jedoch nicht ausgestorben und haben hier neue Wurzeln geschlagen. Es ist erhebend, dies alles zu wissen.«
    Nicht nur für ihn, auch für mich war es ein besonderer Augenblick, und wieder spürte ich die Gänsehaut auf meinem Körper.
    Henry St. Clair konnte nicht anders, er ging auf mich zu und umarmte mich.
    Für eine Weile blieben wir so stehen und hingen unseren Gedanken nach, bis ich den schweren Atemzug meines Ahnherrn hörte, der mir schon nach Sorgen klang.
    Henry drückte sich von mir weg und kam wieder auf das eigentliche Thema zu sprechen. »Ich hätte gern Tage und Nächte mit dir zusammen verbracht, nur um alles aus deiner Zeit zu erfahren. Das ist leider nicht möglich, denn in dieser Nacht ist es so weit.«
    »Du denkst an den Schatz?«
    »Ja.«
    »Willst du ihn auf die Schiffe laden oder hier das Versteck für einen Teil suchen?«
    »Hier, John. Ich habe Rosslyn Chapel erbauen lassen. Es ist eine besondere Kirche geworden, die allen Menschen Schutz bieten soll. Nicht nur den katholischen Christen und den Ordensleuten außerhalb der Templer. Alle sollen hier ihre Heimat finden. Auch Menschen, die einmal hier gelebt und uns so viel hinterlassen haben. Die Kelten haben es ebenfalls verdient, bedacht zu werden, denn vieles von ihrem Glauben ist auch in den unsrigen eingeflossen.«
    »Das habe ich in der Kirche gesehen.«
    »Oh, du warst schon in ihr?«
    »Ja«, sagte

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