Die Jerusalem-Krise
Gespinst löste und an ihm vorbeidonnerte. Peter spürte noch den Luftzug und duckte sich zusammen.
Es gab verschiedene Wege, um das Ziel zu erreichen. Den offiziellen wollte er nicht nehmen, sondern die schmalen Pfade fahren, die er so gut kannte, dass ihn auch der Nebel nicht störte.
Verbissen trat er in die Pedalen und erreichte sehr bald die kleine Bushaltestelle, die er noch passierte, um wenige Meter später in einen Pfad abzubiegen, der ihn auch nach Roslin bringen würde. Obwohl er schwerer zu fahren war, würde er den Ort früher erreichen. Er wollte noch mit Doreen Kelly reden. Sie hatte sich mit bestimmten Unterlagen beschäftigt und möglicherweise etwas herausgefunden, was ihnen Prinz Henry St. Clair näher brachte.
Die Person war nur als reines Forschungsobjekt gedacht. Das hatte er Doreen immer wieder erklärt. Von einem Templerschatz hatte er nie gesprochen, doch er hatte es in ihren Augen gesehen, dass sie ihm nicht glaubte. Zu fragen hatte sie sich nicht getraut.
Der Nebel war für den einsamen Fahrer wie ein grauer Mantel, der so gut wie keine Lücken aufwies. Es gab ihn einfach überall, und Peter kämpfte sich Meter für Meter vor. Dass der Scheinwerfer einen verschwommenen Lichtkreis produzierte, war kaum zu sehen. Obwohl es recht windstill war, hatte er das Gefühl, immer wieder kalte Schläge gegen das Gesicht zu erhalten.
Das Buschwerk sah aus wie ein Schattenbild, das nie abriss. Von zwei Seiten rahmte es ihn ein. Der Weg wurde noch schmaler. Manchmal schien der feuchte Boden aus zahlreichen Händen zu bestehen, die nach ihm greifen wollten, und so gab er sich noch mehr Mühe, um seinen Weg zu finden.
Als er den Pfiff hörte, glaubte er zunächst an ein Tier in seiner Nähe. Er hob den Kopf, wollte sogar nachschauen, als ihn plötzlich aus der Nebelwand heraus etwas seitlich an der Stirn traf.
Es erwischte ihn völlig überraschend. Peter war nicht mehr in der Lage, normal weiterzufahren. Er verlor für einen Moment den Überblick, und das rächte sich.
Während Schmerzen durch seinen Kopf zuckten und er auch Sterne sah, verlor er die Kontrolle über sein Rad. Er verzog den Lenker, das Rad stellte sich quer, und kopfüber fiel der Mann über den Lenker hinweg. Sein Schrei verwehte im Nebel. Der Aufschlag wurde durch die biegsamen Arme eines Strauchs etwas gedämpft. Etwas kratzte über seine Kleidung hinweg. Es erwischte auch das Gesicht, und dann lag er bäuchlings auf dem Boden, ohne sich zu rühren.
Alles um ihn herum war anders geworden. Er nahm die normale Welt nicht mehr wahr. Ihn schwindelte, obwohl er am Boden lag. Er drehte den Kopf etwas nach rechts, um atmen zu können, aber er war nicht in der Lage, sich zu erheben. Der Aufprall hatte ihn paralysiert, und er glaubte sogar, gelähmt zu sein, weil ihm die Glieder nicht mehr gehorchten, obwohl sie die Befehle vom Gehirn bekamen.
Alles um ihn herum war so still. Als hätte der Tod einen zusätzlichen Mantel über ihn gestreift. Aber die Stille blieb nicht. Er hörte etwas, auch wenn er nicht wusste, was es war. Es raschelte in seiner Nähe. Schließlich spürte er die Finger an seinem Kopf. Sie griffen in sein Haar hinein und zerrten den Kopf in die Höhe. Die Schmerzen, die er dabei empfand, waren schlimmer als die, die durch seinen Kopf zuckten. Er wurde auf den Rücken geworfen und glaubte, der gesamte Schädel würde im Feuer liegen.
Weit hielt er die Augen auf. Er wollte sein Gesicht schützen, nur bekam er die Arme nicht hoch. Das Flüstern war in seiner Nähe. Etwas schleifte durch das Gras, und dann sah Peter, wie sich aus dem Nebel eine dunkle Gestalt löste.
Sie kniete sich neben ihn. Aus dem Hintergrund trat noch eine Gestalt heran. Neben Graves blieb sie stehen.
»Du hast nicht auf unsere Warnungen gehört«, flüsterte der Kniende Peter zu.
Der Mann erwartete eine Antwort. Die konnte ihm Peter nicht geben. Er war zu schwach. Seine Lippen waren beklebt. Kleines Gras, irgendwelche winzigen Blätter. Auch Speichel hatte seine Spuren hinterlassen. Die Augen tränten ihm, und die Schmerzen im Kopf ließen noch immer nicht nach.
»Willst du nicht reden?«
»Ich kann nicht.«
»Doch, du sprichst ja.«
»Bitte, ich...«
»Schau mich an!«
Das versuchte Peter ja, aber der Blick war noch immer nicht klar. Das Gesicht schwankte. Es zerlief. Es änderte ständig seine Form und wurde mal zu einer Grimasse oder schrecklichen Faschingsmaske. Sogar das grauenhafte Antlitz des Teufels glaubte er zu sehen, was aber
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