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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU-Kommission (Scientific Committee on Food, SCF), das Joint FAO/ WHO Expert Comittee on Food Additives (JECFA) und die Senatskommission zur Beurteilung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Lebensmitteln (SKLM) der Deutschen Forschungsgemeinschaft. In der EU ist seit 2003 die European Food Safety Authority (EFSA) für die gesundheitliche Bewertung von Zusatzstoffen zuständig. Sie wird dabei von einem internationalen Fachgremium, dem Panel on Food Additives, Flavourings, Processing Aids and Materials in Contact with Food (Panel AFC) beraten. Das EFSA bewertet Zusatzstoffe nun anstelle des im Frühjahr 2003 aufgelösten SCF.
    Die Regeln zur Untersuchung von chemischen Substanzen als potenziellen |87| Zusatzstoffen sind fest verzurrt. Solche Stoffe kommen nur dann zum Einsatz, wenn deren Ungiftigkeit zuvor ausreichend wissenschaftlich dokumentiert wurde. Allerdings: Keine der wissenschaftlichen Prüfungen muss den strengen Studienvorgaben entsprechen, wie sie in der Pharmazie zwingend vorgeschrieben sind; alle Angaben zur Unbedenklichkeit basieren auf Vorversuchen an Zellkulturen und Tests mit Ratten, Kaninchen oder Hunden – die Reaktion des menschlichen Organismus wird damit zwar simuliert, jedoch nicht geprüft. Zwischen 90 Tagen und zwei Jahren dauern die Versuchsreihen. Untersuchungen darauf, ob die Stoffe Krebs erregen können, erfolgen meist an zwei verschiedenen Tierarten, weil sich herausgestellt hat, dass diese unterschiedliche Reaktionen zeigen. Daneben muss ein zukünftiger Zusatzstoff noch andere Tests bestehen:
Er darf das Erbgut nicht schädigen (Ausschluss der Mutagenität).
Er darf sich nicht im Körper anreichern. Eine Anreicherung von Stoffen kann dazu führen, dass sie in der Summe giftig wirken (Kumulation).
Er darf den Fötus nicht schädigen (Ausschluss der Teratogenität).
Er darf die Wirkung anderer Substanzen nicht verändern (Synergismus-Ausschluss).
Sein Verhalten im Körper wird geprüft (metabolischer Weg: Resorption, Stoffwechsel, Speicherung, Ausscheidung, Abbau). 3
    Aus den Tierversuchen schließen die Forscher auf die Höchstmenge des jeweiligen Zusatzstoffes, die keinerlei gesundheitliche Beeinträchtigung hervorruft. Diese Menge wird als »No Effect Level« (NEL) bezeichnet. Zur Übertragung auf den Menschen wird dieser NEL-Wert durch den Sicherheitsfaktor 100 geteilt. Das Ergebnis ist der ADI-Wert, der die akzeptable tägliche Aufnahmemenge (Acceptable Daily Intake = ADI) repräsentiert. In der Praxis bedeutet das, der Konsument könnte diese Menge Tag für Tag seines Lebens zu sich nehmen, ohne gesundheitliche Gefahren fürchten zu müssen. Der ADI-Wert hat nur einen Haken: Er basiert auf Tierversuchen; der Abgleich mit »humanen Daten« erfolgt selten und nur dann, wenn verfügbares Material aus Studien am Menschen vorliegen. Auch sind sich die verschiedenen Expertengruppen nicht bei allen |88| ADI-Werten einig. Besonders bei den Farb- und Konservierungsstoffen sind einige Substanzen umstritten; ihre Werte sind nur vorläufig festgesetzt. 4
    Die Unbedenklichkeit der insgesamt 312 in der EU zugelassenen Zusatzstoffe abzuschätzen, ist selbst für den Interessierten ein aussichtsloses Unterfangen. Beim Blick in die Fachliteratur wird er bald feststellen, dass Süßstoff nicht gleich Süßstoff, Farbstoff nicht gleich Farbstoff, Konservierungsstoff nicht gleich Konservierungsstoff ist. Zu beinahe jedem Zusatzstoff gibt es eine schier unüberschaubare Zahl von – oft widersprüchlichen – Veröffentlichungen. In den seltensten Fällen enthalten solche Studienergebnisse zusätzlich die Information darüber, wer sie finanziert hat. So ist der Fall nicht unwahrscheinlich, dass eine industriefinanzierte Untersuchung unliebsame Schlussfolgerungen einer öffentlich finanzierten zu widerlegen versucht.
    Die Motive sind leicht zu durchschauen, denn natürlich kann es sich die Lebensmittelbranche nicht erlauben, die Hände in den Schoß zu legen – ihr Ruf, ihr Gewinn und damit ihre Position am Markt stehen auf dem Spiel. Gleichzeitig ist der Markt schwer zu fassen: Veränderte Kundenwünsche, Trends, die sich ändernde demografische Entwicklung, Internationalisierung und der Zwang zur Konzentration auf »Kernkompetenzen« stellen die Anbieter vor immer neue Herausforderungen. Hinzu kommt, dass gerade der deutsche Kunde überaus preissensibel ist – Lebensmittel möglichst billig einzukaufen, ist sein primäres Ziel. Diese »Erziehung« zur

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