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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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Nitritpökelsalz, die sich über sechs Wochen hält, ist eine Utopie. Für einen Umstieg auf konservierungsstofffreie Kost sollten Konsumenten bereit sein, Kompromisse einzugehen, sie müssten zum Beispiel weniger und dafür öfter einkaufen, Kochgewohnheiten und Hygienemaßnahmen überdenken und entsprechend ändern. Wenn das Sortiment konservierungsstofffreier Lebensmittel auch noch zu wünschen übrig lässt, ein Ausstieg ist schon heute möglich: Statt täglich Fertigkost auf den Tisch zu bringen oder essen zu gehen, aus frischen Zutaten öfter selber kochen.

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Farbstoffe
    Das Spektrum der Natur ist einmalig. Ihre Farben reichen vom knalligen Rotton einer vollreifen Kirsche über das satte Grün einer prallen Avocado, das strahlende Gelb einer frischsauren Zitrone bis zum leuchtenden Orange einer knackigen Möhre. Appetit macht, was leuchtet, aromatisch und makellos ist und Aufmerksamkeit erregt. Die Lebensmittelindustrie hat den schönen Schein längst perfektioniert. Sie weiß: Das Auge isst nicht nur mit, es lässt sich auch betrügen.
    Der Mensch wählt ein Lebensmittel primär über die Sensorik, und der visuelle Aspekt spielt dabei eine entscheidende Rolle. Während zu Urzeiten das Auge möglichst schnell erfassen musste, ob eine Frucht genussreif oder überfällig, von Schädlingen befallen oder giftig war, übermittelt es heute Informationen, aus denen das Gehirn Emotionen |135| und Botschaften baut. Farben können die Kaufentscheidung des Kunden ganz erheblich beeinflussen, indem sie seine Stimmung in die eine oder andere Richtung lenken:
Rot ist die Farbe des Blutes, der Energie, der Stärke und des Feuers. Rot wirkt aufreizend, dynamisch und appetitfördernd.
Gelb symbolisiert das Sonnenlicht, die Zeit des Gedeihens und der Reife. Gelb erzeugt Heiterkeit, ist dynamisch, regt an und erfrischt.
Orange ist ein Mischton aus Rot und Gelb, eine Farbe der Neuzeit. Auf viele Menschen wirkt sie nicht so aggressiv wie Rot oder so kraftstrotzend wie Gelb, sondern warm, optimistisch und festlich.
Blau ist die Farbe des Himmels und des Wassers, wird mit Unendlichkeit und Geist in Verbindung gebracht und lässt entspannen. Sie vermittelt Verlässlichkeit und Vertrauen, aber auch Kälte; ihr haftet etwas Elitäres an. Gleichzeitig kommt strahlendes Blau in Form einer essbaren Frucht selten vor; so mancher setzt daher Blau bei Lebensmitteln mit »giftig« gleich.
Grün ist eine Sekundärfarbe aus Blau und Gelb und gilt als die Farbe des Frühlings. Sie impliziert Neubeginn, Wachstum und Nahrung. Sie wirkt vertrauenerweckend und beruhigend, ist aber, wie Rot, das süß und scharf schmecken kann, ambivalent: Bei Umfragen wird Grün mit »bitter« oder »frisch« assoziiert, mit »gesund« oder »unreif«.
Violett ist ein Mischton aus Blau und Rot und changiert in Früchten oder Gemüse in die eine oder andere Richtung, meist recht dunkel. In der Farbenlehre gilt sie als Farbe der Inspiration, der Würde und des Besonderen.
    Welchen Einfluss die Farbe ausübt, offenbarte ein Test mit Versuchspersonen, denen Kaviar vorgesetzt wurde. Beim ersten Anblick entschied sich die Mehrheit für die Probe, die aus minderwertigem, künstlich schwarz gefärbten Fischeiern bestand. Erst mit verbundenen Augen entschieden sich die meisten Versuchspersonen für den aromatischen, aber nicht gefärbten Kaviar. 61
    Indem sie die Verpackung oder das Produkt färben, entscheiden |136| Hersteller, welche Gedanken und Gefühle sie beim Käufer auslösen wollen. Die Entscheidung der Marketingabteilungen will gut überlegt sein: Die meisten Verbraucher denken und kaufen konservativ, eine missglückte Farbgebung beim Produkt wird weniger verziehen als bei der Verpackung. Als vor Jahrzehnten die ersten tiefgekühlten Erbsen im Supermarkt angeboten wurden, reagierte die Bevölkerung skeptisch: Zu grün, als dass es sich um die natürliche Farbe handeln konnte, schließlich kannte man das verwaschene Graugrün der Dosenware, also lehnten viele TK-Erbsen ab. Bis heute ist das Gerücht nicht ganz aus der Welt, tiefgekühlte Erbsen wären gefärbt, um zum Kauf zu reizen. Doch das stimmt nicht. Erbsen gehören zu den besonders empfindlichen Gemüsearten, schon auf dem Feld. Sie reifen so unterschiedlich, dass ununterbrochen überwacht werden muss, wann sie erntereif sind. Als zukünftige TK-Ware werden Erbsen nach dem Dreschen umgehend angeliefert und weiterverarbeitet. Um die Enzymaktivität zu unterbinden, die Aroma, Vitamine und

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