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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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die mit 55 den ersten Herzinfarkt erleiden, kaum eine Chance haben zu belegen, dass sie in der Kindheit den Verlockungen der Lebensmittelindustrie erlagen, wiegen sich die Hersteller in Sicherheit
    Allerdings regt sich bei den Verbrauchern mittlerweile Widerstand. In den USA rollt derzeit eine neue Klagewelle gegen jene Lebensmittelmultis, die Fast Food und ungesunde Lebensmittel über Jahrzehnte hinweg ohne Hinweis auf die Risiken auf den Markt gebracht hatten. Was einst den Tabakkonzernen widerfuhr, droht nun möglicherweise auch den Giganten der Nahrungsgüterindustrie: Klagen und Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe (siehe auch Kapitel »Functional Food«, letzter Abschnitt)..

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MTS – das Bierbauch-Syndrom
    Das erste Alarmsignal, dass die Energiebilanz aus dem Ruder läuft, ist der wachsende Leibesumfang. Als unattraktiv und störend empfinden wir den Speck um die Hüften, doch er ist weit mehr. Mittlerweile haben ihn Wissenschaftler zum Forschungsobjekt erkoren: Die Dicke des »Bierbauchs«, so hat sich herausgestellt, steht im engen |284| Zusammenhang mit bestimmten Krankheiten. Ein Drittel der Bevölkerung ist »stammbetont« übergewichtig, wie es fachlich korrekt heißt – bei Männern prägt sich die typische Apfelform heraus, Frauenkörper werden stark birnenförmig. Die gefährliche Wechselbeziehung zwischen Bauchspeck und Krankheiten hatte als einer der ersten der französische Arzt Jean Vague in den 1940er Jahren beschrieben. Er erkannte, dass sich das Vollbild des Wohlstandssyndroms, das auch Metabolisches Syndrom genannt wird, langsam, aber stetig entwickelt. Erst im Laufe der Zeit entstehen ein behandlungsbedürftiger Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen.
    Fettgewebe speichert nicht nur Energie; im Fettgewebe werden auch bestimmte Botenstoffe gebildet, die auf die Arbeitsweise anderer Organsysteme wie Gehirn, Muskeln und Gefäße Einfluss nehmen. Es ist also in der Lage, Signale zu senden – mit teils erheblichem Schaden für die Gesundheit. So werden in der Fettschicht der Bauchhöhle unter anderem Immunobotenstoffe produziert, die chronische Entzündungen hervorrufen und so die Entstehung von Arteriosklerose fördern. Zudem verliert das Hormon Insulin seine Wirksamkeit, was den Zuckerhaushalt durcheinander bringt. Dadurch steigt für Betroffene das Risiko, zuckerkrank zu werden. Problematisch auch, dass der Körper bei zu viel Bauchfett weniger Adiponektin bildet, das beim Gesunden die Insulinwirkung steigert und Entzündungen hemmt.
    Was den Esser wohl am meisten interessieren wird, sind die »Grenzwerte«, die Mediziner erarbeitet haben. So gilt ein Bauchumfang von mehr als 94 Zentimetern bei Männern und mehr als 80 Zentimetern bei Frauen als kritisch. Wer ein Metabolisches Syndrom (MTS) entwickelt, hängt von bestimmten Faktoren ab. An erster Stelle stehen schlechte Ernährungsgewohnheiten und mangelnde Bewegung, erst dann folgen genetische Faktoren. Auch Viren als Mitverursacher werden diskutiert. Vor allem so genannte Transfette, künstliche Fettsäuren, die bei der industriellen Härtung von Pflanzenölen entstehen, rückten in letzter Zeit ins Visier der Ernährungsforscher. Denn die Substanzen führen zu deutlich mehr Fettanlagerungen am Bauch als bisher angenommen. Als Besorgnis erregend gilt dabei die Tatsache, dass Transfette in vielen Nahrungsmitteln wie etwa Margarine, Fast |285| Food und Fertigessen vorkommen können. Dänemark hat Transfette in Nahrungsmitteln verboten, in den USA besteht eine Kennzeichnungspflicht, in der EU ist bislang weder das eine noch das andere der Fall.
    Wie eine im Juni 2006 auf einer Tagung der Amerikanischen Diabetes-Gesellschaft in Washington vorgestellte Studie demonstrierte, liegt die Gefahr der Transfette in einer besonderen Eigenschaft: Selbst wenn die aufgenommene Kalorienmenge gering ist, lagert der Körper in Anwesenheit der Substanz verstärkt Fett an. Diesen Effekt belegten Forscher um Kylie Kavanagh von der der Wake-Forest-Universität in Winston-Salem. Sie fütterten eine Gruppe Affen mit der typischen Fertigkost der westlichen Länder. Dabei stammten nur 8 Prozent der gesamten Kalorienmenge von Transfetten – was jedoch ausreichte, um die Tiere nach sechs Jahren rund 7 Prozent schwerer werden zu lassen. Aus medizinischer Sicht problematisch ist die Tatsache, dass der Organismus die gesamte Zusatzmasse um den Bauch herum anlagert – und gerade dort gilt Fettgewebe als besonders

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