Die Judas-Variante - V3
Gesicht. Doch dann schweifte sein Blick zu den
zwei Ryqril ab, und sein Gesicht nahm wieder diesen nichtssagenden, neutralen Ausdruck an, den er
dieser Tage immer häufiger aufsetzte. »Natürlich«, sagte er gleichmütig.
Bailey schaute wieder auf Daasaa. »Findet dieser Plan die Zustimmung Eurer Eminenzen?«
»Ja«, sagte Daasaa. »Ihr... könnt... mit... der... Einweisung... dieser... neuen... Rekruten...
beginnen. Wir... brauchen... sechs... Wachen... und... drei... Techniker.«
»Sechs Wachen und drei Techniker - sehr wohl, Eure Eminenz«, bestätigte Bailey.
»General... Poirot... wird... dich... unterstützen«, ergänzte Daasaa.
Bailey entgleisten die Gesichtszüge, bevor er die Contenance wiedererlangte. »Wie Ihr befehlt,
Eure Eminenz.« Er wies auf Poirot. »General?«
»Danke, Oberst«, sagte Poirot leise.
»Wir... werden... hier... bleiben... und... beobachten«, sagte Daasaa ihnen, wobei sein Blick
wieder zu den Bildern abschweifte, die von den Spähern übertragen wurden. »Ihr... werdet...
bereit... sein... wenn... die... Blackcollars... den... Berg... erreichen.«
»Ich habe gehört«, sagte Judas vorsichtig, »dass es gestern Abend nach dem Drill noch ziemlich
aufregend geworden sei.«
»Ein wenig«, bestätigte Lathe, ohne den Blick vom Küchentisch zu wenden, wo er seine Waffen in
ordentlichen Reihen arrangiert hatte. »Es war aber leider nicht so aufregend, wie wir es uns
erhofft hatten.«
»Ich dachte, ihr hättet euer wöchentliches Quantum an Aufregung schon gehabt«, sagte Judas. »Laut
Comsquare Bhat habt ihr versucht, ins städtische Regierungszentrum einzudringen?«
»Versucht wäre der operative Begriff«, warf Mordecai ein, als er mit einem flachen Kasten
unterm Arm in den Raum kam. »Shaw sagte, dass du noch mehr Zündkapseln brauchtest, Lathe?«
»Ja, danke«, sagte Lathe, nahm den Kasten entgegen und stellte ihn auf einem der wenigen freien
Flächen auf dem Tisch ab. »Es war auch keine große Sache«, sagte er zu Judas. »Wir haben uns oben
in den Bergen ein Sicherheitsfahrzeug ausgeliehen und versucht, damit durch eins der
Spezialzugangstore zu gelangen. Anscheinend hatten sie aber Wind von der Sache bekommen und das
Transpondersystem abgeschaltet, bevor wir dort eintrafen. Also sind wir wieder abgehauen.«
»Wir sind nicht einfach abgehauen«, stellte Mordecai richtig. »Wir sind wie Geister in der Nacht
verschwunden.«
»Die Gegendarstellung wurde zur Kenntnis genommen«, sagte Lathe trocken. »Mehr gibt es dazu wohl
nicht zu sagen.«
»Aha«, sagte Judas, setzte sich an den Tisch und versuchte Lathes Gesicht zu mustern, ohne ihn
allzu penetrant anzustarren. Laut Galway und Haberdae hatten Lathe und die anderen keine Ahnung,
dass Caine in der Basis gefangen gehalten wurde, wo sie das Fahrzeug gestohlen hatten. Aber es
war Judas' Leben, das hier auf dem Spiel stand, und nicht ihres.
»Dann habt ihr also das erstbeste Fahrzeug angehalten?«
Mit einem Seufzer legte Lathe das Messer, das er gerade gewetzt hatte, auf den Tisch und widmete
Judas seine volle Aufmerksamkeit. »Ich hatte Spadafora angewiesen, Haberdae in der Nacht zu
beobachten, wo sie uns fangen wollten. Das war nur so eine Eingebung - ich sagte mir, dass er
vielleicht nach Khorstron gehen würde und dass wir dann die Gelegenheit hätten, das
Zugangsverfahren zu ermitteln. Stattdessen ist er zu einer Basis in den Deerline Mountains
gefahren. Ich fragte mich, was er an diesem gottverlassenen Ort wohl wollte, und habe Spadafora
beauftragt, ihm zu folgen und den Weg für uns freizumachen.«
»Du meinst, er sollte die Sensoren ausschalten?«
»Richtig«, sagte Lathe. »Und als wir ihn an jenem Abend dort abholen wollten, ist plötzlich unser
alter Freund Galway aufgetaucht. Mordecai und ich haben uns zu seinem Auto geschlichen, als er in
der Basis war, und die Kraftstoffleitung manipuliert, sodass sie nach etwa einem Kilometer
brechen musste. Dann haben wir ihn und seine Eskorte überwältigt. Möchtest du auch noch wissen,
was sie alle getragen haben?«
»Ich tippe auf die graugrüne Sicherheitskluft«, sagte Judas. Die Erleichterung, dass seine
Tarnung nach wie vor intakt war, wurde durch eine leichte Verärgerung getrübt. Es war wirklich
nicht nötig, dass Lathe auch noch darauf herumritt. »Entschuldige, wenn mein
Informationsbedürfnis dich stört.«
Lathe verzog das Gesicht. »Nein, mir tut es leid«, entschuldigte er sich. »Wo ich es mit
Shaw und
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