Die Judas-Variante - V3
du mich? Was auch immer Galway dir gesagt oder versprochen hat, du wirst tot sein,
bevor das vorbei ist. Und Lathe und deine anderen Freunde werden auch sterben.«
»Es wird Ihnen nicht schwerfallen, mich zu töten«, versicherte Caine ihm. »Bei den anderen
wünsche ich Ihnen viel Glück.«
»Ach, dazu braucht es überhaupt kein Glück«, sagte Haberdae überzeugt. »Ich weiß schon, wie ich
es anstellen muss. Das Taktische Zentrum Khorstron, von dem Galway glaubt, dass Lathe dort
eindringen kann - direkt außerhalb des zentralen Kernbereichs sind automatische Laser
positioniert, die stark genug sind, um eure Superman-Flexarmor zu perforieren. Galway will sie
ausschalten, damit die Blackcollars unbeschadet ins Zentrum vordringen können.«
Er verstärkte seinen Griff. »Nur dass sie nicht ausgeschaltet werden«, sagte er. »Ich werde
nämlich dort sein, wenn sie angreifen... und ich werde auch dafür sorgen, dass sie aktiviert sind
und die Eindringlinge verfolgen. Ich wünschte nur, es gäbe eine Möglichkeit, sie wissen zu
lassen, wer sie besiegt hat.«
Dann ließ er den Overall los und stieß Caine gegen das Fußende des Betts. »Eine gute Nacht
wünsche ich«, sagte er. »Sie wird eine deiner letzten sein.«
Er drehte sich um und verließ den Raum. Die beiden Wachen warteten, bis er im Gang war, und zogen
sich dann hinter ihm zurück. »Vergesst nicht, dass ihr mir noch immer ein Abendessen schuldet«,
rief Caine ihm nach, als die Tür sich schloss.
Er blieb noch für eine halbe Minute an seinem Platz stehen und rechnete fast damit, dass Haberdae
beschloss, noch einmal zurückzukommen und etwas Dampf abzulassen. Doch die Tür blieb geschlossen,
und schließlich ging Caine durch den Raum und sammelte das Papier auf, das der Präfekt ihm aus
der Hand geschlagen hatte. Während er seine beschränkten Optionen für die abendlichen Aktivitäten
bedachte, erweckte er hin und wieder den Anschein, ihm sei aufgefallen, dass die Kamera neben dem
Bett wieder den Durchblick hatte und dass er sie erneut mit einem eingeseiften
Papierschnipsel abkleben wollte.
Und der Vollständigkeit halber ersetzte er auch noch das Papier an der anderen Kamera.
Und dann würde er schon sehen, ob sie heute Nacht die Traute für eine weitere heimliche Exkursion
in seinen Raum hätten, um den Sabotageakt rückgängig zu machen.
Er hoffte, dass sie kommen würden. Er hoffte es inständig.
Die Einsatz-Nachbesprechungen waren abgeschlossen. Galway war in seine Unterkunft zurückgekehrt
und wollte gerade zu Bett gehen, als Judas' Nachricht eintraf. Obwohl Shaw darauf bestanden
hatte, den Oberbefehl über die Operation Khorstron-Zentrum zu führen, hatte er sich
dennoch bereit erklärt, die Planung auf Lathe zu übertragen.
Das war durchaus ein Sieg, sagte sich Galway.
Und es war auch genau das eingetreten, was er vorhergesagt hatte. Vielleicht würde das Haberdae
endlich davon überzeugen, dass er wusste, was er tat, und den anderen veranlassen, ihm wenigstens
ein Mindestmaß an echter Kooperation zuteil werden zu lassen.
Doch letztlich spielte es gar keine Rolle, ob Haberdae seine Einstellung änderte oder nicht.
Lathe würde auf jeden Fall ins Khorstron-Zentrum eindringen; und dann würde selbst der
skeptischste Ryq nicht umhinkommen, zu würdigen, welch wertvolle Ressourcen sie in Gestalt der
Blackcollars hatten.
Und danach würde es nur noch eine Richtung geben - nach oben. Galway würde führen, und Lathe
würde dienen, und Plinrys Sicherheit wäre gewährleistet. Nachdem die Ryqril seine Leute jahrelang
wie Heloten behandelt hatten, würden sie ihnen endlich Gerechtigkeit widerfahren lassen
müssen.
Er lächelte noch immer bei dem Gedanken, als er in den Schlaf abdriftete.
9
Die Speisen, die sie Poirot serviert hatten, erinnerten ihn an den sonntäglichen Brunch, zu
dem seine Eltern ihn und seine Schwester vor dem Krieg manchmal mitgenommen hatten: eine kuriose
kulinarische Komposition aus Frühstück und Abendessen, die als ein Menü dargeboten wurde.
Anscheinend wusste man um vier Uhr nachmittags nach fünfzehnstündigem Schlaf nicht so genau,
welche Mahlzeit gerade angezeigt war.
Poirot war das aber auch egal. Er hatte Hunger wie ein Wolf und verschlang die Eier und Würstchen
und den Schweinebraten und das Knoblauchbrot, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob das
harmonierte oder nicht.
Als er fertig war, ging die ganze Meute wieder ins Wohnzimmer, und Skyler
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