Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Judas-Variante - V3

Die Judas-Variante - V3

Titel: Die Judas-Variante - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
Vom Netzwerk:
hatte. Außerdem stellte er eine

unverkennbare Familienähnlichkeit fest, insbesondere bei der Mund- und Augenpartie.
Und die Übereinstimmung zwischen den langläufigen Harpunengewehren, die sie über der Schulter

trugen, stach erst recht ins Auge.
Flynn duckte sich noch tiefer hinter den Busch. Er wurde von zwiespältigen Gefühlen geplagt.

Einerseits waren das vielleicht genau die Leute, die er gesucht hatte - Einheimische, die ihm den

Weg zu dem Arzt weisen konnten, den Jensen so dringend brauchte. Andererseits war er in den

langen Stunden der erzwungenen Untätigkeit zu dem Schluss gelangt, dass Jensens Einschätzung

ihrer Möglichkeiten wahrscheinlich realistischer war als seine. Hier draußen in der Wildnis einen

Arzt zu finden - praktisch ein Ding der Unmöglichkeit.
Und selbst wenn sie einen fanden, woher sollten sie wissen, wem seine Loyalität galt. Sie würden

es erst dann wissen, wenn es zu spät war.
Nein, sagte er sich spontan. Es wäre am besten, die beiden Kaninchenjäger passieren zu lassen und

zu hoffen, dass Jensens Verletzungen doch nicht so schlimm waren, wie sie heute Morgen ausgesehen

hatten.
Und dann blieb der Labrador zu seinem Leidwesen wie angewurzelt stehen, drehte den großen Kopf

und trottete schnurstracks auf den Baum zu, unter dem Jensen verborgen war.
Flynn hatte keine Zeit mehr für reifliche Überlegungen. Im nächsten Moment war er auf den Füßen

und hatte den rechten Arm mit dem wurfbereiten Messer über der Schulter angewinkelt. »Stehen

bleiben«, blaffte er.
Der jüngere Mann zuckte bei Flynns plötzlichem Auftauchen überrascht zusammen, und die Flinte

rutschte ihm von der Schulter, als er sie auf Flynn anlegen wollte. Doch der ältere Mann war

schneller.
Mit der linken Hand hielt er das Gewehr fest; und mit der rechten fixierte er seine eigene Waffe

an der Schulter. »Nur mit der Ruhe, mein Sohn«, rief er Flynn ruhig zu. »Wir wollen dir nichts

tun.«
»Das ist gut zu wissen«, sagte Flynn und versuchte den jüngeren Mann und den Hund gleichzeitig im

Auge zu behalten. Das Tier hatte sich bei Flynns Zuruf umgedreht und schien sich jetzt nicht

recht entscheiden zu können, ob es den Neuankömmling beschnüffeln oder doch lieber zum Baum

weitergehen sollte.
Der ältere Mann schien Flynns geteilte Aufmerksamkeit falsch zu verstehen. »Du hast doch nicht

etwa Angst vor Joe Pub hier, oder?«, fragte er und deutete auf den Hund. »Er wird dir auch nichts

tun.« Er stieß einen kurzen Pfiff aus. »Komm her, Joe Pub. Bei Fuß.«
Gehorsam lief der Labrador zu ihm hin und blieb mit einem freudigen Hecheln neben ihm stehen.

»Aber wer bist du überhaupt?«, fuhr der ältere Mann fort. »Ich kann mich nämlich nicht erinnern,

dich schon einmal hier in dieser Gegend gesehen zu haben.«
»Nein, ich bin nur auf der Durchreise«, sagte Flynn.
»Hast du irgendein bestimmtes Ziel?«
Flynn überlegte sich die Antwort gut. Er wusste, dass das eine heikle Situation war. Doch wie

Lathe zu sagen pflegte, wenn man zu wenig Informationen hatte, musste man sich eben auf den

Instinkt verlassen, und der Instinkt sagte ihm, dass diese Männer keine Freunde der Ryqril oder

ihrer loyalitätskonditionierten Kollaborateure waren. »Ich bin eigentlich auf der Suche nach

einem Arzt«, sagte er und musterte sie gründlich.
»Echt?«, sagte der jüngere Mann misstrauisch. »Du machst aber einen ziemlich gesunden Eindruck

auf mich. Hast du vielleicht eine Krankheit, die man nicht sieht?«
»Ein Freund von mir ist krank«, sagte Flynn. »Aber ihr seid offensichtlich irgendwohin unterwegs.

Wenn ihr mir die Richtung zeigen könntet, wo ich einen Arzt finde, wäre ich euch dankbar. Wenn

nicht, dürft ihr von mir aus gern eures Weges ziehen.«
»Sehr zuvorkommend von dir«, sagte der ältere Mann trocken. »Aber wir sind hier zu Hause,

nicht du. Du gehst erst dann weiter, wenn du dazu aufgefordert wirst.«
Er hatte plötzlich einen harten Blick. »Es sei denn, du rückst mit der Sprache raus und sagst

uns, wer du wirklich bist«, sagte er. »Und zwar sofort.« Nach dem letzten Wort ließ er plötzlich

das Gewehr des jüngeren Manns los.
Und bevor Flynn noch zu reagieren vermochte, beendete der Gewehrlauf seinen Abschwung mit einem

Klatschen in der linken Hand des jungen Manns.
Und zielte direkt auf Flynns Gesicht.
Flynn duckte sich blitzschnell und nutzte dabei Knie und Hüfte als Drehpunkte. Das Moment dieser

Korkenzieher-Drehung verlieh ihm

Weitere Kostenlose Bücher