Die Judas-Variante - V3
»Wie schlimm ist es denn?«
»Schlimm genug«, sagte Adamson. »Ich werde dich in mein Haus schaffen und dir diesen Flexarmor
abnehmen müssen, bevor ich es mit Sicherheit weiß.«
»Werden wir eine Tragbahre brauchen, Dad?«, fragte Trapper, als er die beiden Flinten
aufhob.
»Wahrscheinlich«, sagte Adamson mit einem Blick auf Flynn. »Du hast den längsten Mantel. Würde es
dir etwas ausmachen, ihn uns auszuleihen?«
»Natürlich nicht«, sagte Flynn, öffnete den Mantel und ging auf sie zu.
»Sein Name ist übrigens Flynn«, sagte Jensen. »Wie weit werden wir gehen?«
»Einen Kilometer oder so«, erwiderte Adamson. »Jedenfalls nicht sehr weit.« Er presste kurz die
Lippen zusammen, als er Flynns Mantel nahm und ihn dann wieder schloss. »Das Problem besteht nur
darin, dass die anderen Dörfler euch nicht bemerken dürfen.«
»Und die Sensor-Pylone«, fügte Trapper hinzu.
»Die was?«, fragte Flynn konsterniert und umklammerte unwillkürlich den nunchaku.
»Entspann dich - es ist im Grunde nur ein Flugzeug-Ortungsgerät«, beruhigte Adamson ihn. »Es ist
voll automatisiert und dort installiert worden, um zu verhindern, dass jemand sich an ihre
Siedlung bei Idaho Springs anschleicht. Es dürfte kein Problem sein, den Erfassungsbereich des
Ortungsgeräts zu unterlaufen.«
»Unsere Stadt hat den Auftrag, die Pylone zu warten«, erklärte Trapper. »Das war der Preis dafür,
dass die Sicherheit uns vor dreißig Jahren erlaubt hat hierzubleiben, anstatt uns nach Denver ins Reservat zu verfrachten, wie sie es mit den Bewohnern vieler anderer Kleinstädte gemacht
hat.«
»Wobei ihr alle natürlich ordnungsgemäß loyalitätskonditioniert wurdet?«, fragte Flynn.
»Seltsamerweise nicht«, sagte Adamson und kniete sich hin. Dann breitete er Flynns Mantel auf dem
Erdboden aus und drapierte die Ärmel so, dass sie zum Kragen zeigten. »Ihr müsst bedenken, das
war direkt nach dem Beginn der Ryqril-Besetzung, als sie jede potenzielle Bedrohung durch eine
Loyalitätskonditionierung zu neutralisieren versuchten. Und irgendjemand ist anscheinend zum
Schluss gekommen, dass hundert Leute mitten in der Pampa diesen Aufwand nicht wert wären.«
»Zumal die Pylone sowieso fast voll automatisiert war«, ergänzte Trapper und gab seinem Vater
eine Flinte.
»Das heißt aber nicht, dass wir hier alle Anti-Ryqrilisten wären«, sagte Adamson, führte
die Flinte in den Mantel ein und schob den Lauf durch den rechten Ärmel. »Die meisten Leute haben
heutzutage die Einstellung Leben und leben lassen. « Dann wiederholte er diesen Vorgang mit
dem anderen Gewehr auf der linken Seite. »Aber es gibt immer noch welche von uns, die das nicht
vergessen haben«, fügte er hinzu, richtete sich auf und sah Jensen an. »Deine Sänfte steht
bereit, Commando. Brauchst du Hilfe, um dich draufzulegen?«
»Ich schaffe das schon«, sagte Jensen. »Sollten wir aber nicht lieber bis zum Einbruch der
Dunkelheit warten?«
»Es wird schon schwierig genug, wenn wir sehen, wohin wir gehen«, sagte Adamson. »Aber macht euch
keine Sorgen, wir werden jede Annäherung rechtzeitig hören, bevor man uns sieht oder hört.«
Jensen schaute ihn mit einem matten Lächeln an. »Weil ihr hier zu Hause seid und das Gebiet wie
eure Westentasche kennt?«
»So in der Art«, sagte Adamson und erwiderte das Lächeln. »Keine Sorge, niemand in Shelter Valley
spricht so. Das ist nur Folklore für die Touristen.«
»Vor denen ihr euch wahrscheinlich auch kaum retten könnt«, sagte Jensen. »Flynn, würdest du
bitte die Rucksäcke holen?«
Als Flynn wieder erschien, hatte Jensen sich auf den Mantel gelegt. »Ich habe leider nicht mehr
so viel Kraft und Ausdauer wie früher«, gestand Adamson und bedeutete Flynn, die Gewehrläufe zu
ergreifen, die zu Jensens Füßen aus dem Mantel ragten.
»Aber ich kann die Rucksäcke nehmen.«
»Wir nehmen sie schon«, sagte Trapper, nahm Flynn einen Rucksack ab und setzte ihn auf, während
er zur Vorderseite der provisorischen Tragbahre ging. »Dad, kannst du Jensen mit den Beinen
helfen?«
»Sicher«, sagte Adamson, trat über die Bahre hinweg und fasste Jensen an den Knöcheln.
»Sollten wir die Gewehre nicht entladen?«, fragte Flynn aufgrund einer plötzlichen
Eingebung.
»Sie sind überhaupt nicht geladen«, versicherte Anderson ihm. »Wir wollten nämlich niemanden
durch einen Fehlschuss oder eine verirrte Kugel verletzen.«
»Wir haben noch etwas Munition in den Taschen,
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