Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Begegnung. Lächelnd und umgänglich hatte Tiziano ihm eine bildhübsche junge Frau vorgestellt. »Das ist Caterina, ein Model aus Florenz. Sie möchte dich kennenlernen: Ist sie nicht eine Schatz?«
»Tiziano will Präsident werden.«
»Aber das ist doch sinnlos, wir sterben doch alle.«
Sie schlug die Augen auf. »Sie haben einen Impfstoff,
ciccetto
.«
Das letzte Wort traf ihn wie ein Blitz.
»Tiziano hat den Virologen in den Iran geschickt. Der Mann hat für Tizianos Firma gearbeitet.«
»Warte!«
Martinelli beugte sich über Caterina und hob sie hoch, lief mit ihr ins Schlafzimmer und legte sie aufs Bett. Dann lief er in den Kontrollraum. Er musste Hilfe holen. Caterina wusste etwas, was die Menschheit retten könnte. Auf der Konsole drückte er den Summer für die Haushälterin. Keine Antwort. Hektisch drückte er den Summer noch einmal. Keine Antwort. Ihm fiel ein, dass die törichte Frau ihm eine Handynummer gegeben hatte; ungeschickt wählte er sie.
Im Hintergrund war das Dröhnen von Hubschrauberrotoren zu hören. Die Stimme der Haushälterin drang knisternd durch die Leitung. »Ich bringe das Personal von der Insel, Herr Ministerpräsident. Wie Sie mir aufgetragen haben.«
»Nein, nein! Kommen Sie sofort zurück!«, schrie er. »Meine … meine Gefährtin. Sie liegt im Sterben. Nein, es ist nicht das Virus. Sie braucht Hilfe, sie ist verletzt.«
»Aber …«
»Schweigen Sie!«, schrie er noch energischer. »Kommen Sie einfach zurück! Sagen Sie dem Piloten, er soll umkehren!«
Er hörte sie etwas zu dem Piloten sagen. Was? Martinelli ließ das Telefon fallen und blickte sich panisch um. Wenn die für Tiziano arbeiteten, dann würden sie nicht zurückkommen. O Gott! Er wusste nicht, was er machen sollte. Er ging wieder ins Schlafzimmer. Caterina war bewusstlos. Er packte ihre Arme, versuchte, sie mit Handtüchern abzubinden, und fluchte dabei die ganze Zeit. Helles, arterielles Blut sickerte aus den Wunden.
»Caterina. Es wird alles gut. Hilfe kommt.«
Sie regte sich. »Verzeih mir!«
Ihre Blicke trafen sich. Martinelli ging auf, dass er sie liebte.
»Ich vergebe dir, bitte stirb nicht!« Tränen rannen ihm über die Wangen.
Seine Geliebte stammelte Worte, während sie mit dem Todesengel rang. Verzweifelt versuchte sie ihm zu erzählen, was geschehen war. Diese Brüste, die Martinelli so genossen hatte, hoben und senkten sich nicht mehr. Schließlich hörte Caterinas Herz auf zu schlagen. Völlig verzweifelt unternahm er hektische Anstrengungen, sie wiederzubeleben, aber vergebens.
Eine Viertelstunde verging, in der er wie betäubt auf dem Bett neben Caterina saß. Dann strich er ihr nasses Haar zurück und küsste sie auf die Lippen. Er suchte in den Schränken, fand ein weißes Bettlaken und deckte sie damit bis zum Hals zu. Er war schuld; er und Tiziano. Sie war eine junge, wunderschöne Frau, und sie beide hatten sie benutzt und gebrochen. Die Wahrheit meldete sich laut und deutlich in seinem Herzen.
Etwas später verließ Martinelli die Villa und begab sich zum Hubschrauberlandeplatz. Er stand da, diesmal keinen Krokodillederkoffer neben sich. Natürlich würde der Pilot nicht umkehren – Tiziano hatte mit Sicherheit dafür gesorgt. Er blickte zu Boden und dachte darüber nach, was Caterina ihm alles in ihren letzten Augenblicken gesagt hatte. Tiziano hatte sie Martinelli vorgestellt. Jedoch wollte er sie auch noch genießen und hatte sie oft in diese Villa mitgenommen, die ihm gehörte. Eines Nachts – er war betrunken – hatte er unachtsam ein großes Geheimnis ausgeplaudert. Er hatte mit einem italienischen Virologen ein Pharmaunternehmen gegründet. Zusammen mit Leuten aus dem Iran hatten sie ein Virus entwickelt, das Menschen töten konnte. Es kopierte eine Lungenentzündung, weshalb die Todesfälle natürlich wirkten – die perfekte Waffe für Geheimdienste. Außerdem hatten sie einen Impfstoff entwickelt, um sich selbst zu schützen. Und eines Tages, brüstete sich Tiziano, würde er den Boss ersetzen und Ministerpräsident werden; er sei an der Reihe. Er würde auch Caterina bekommen. Sie sollte ihm dabei helfen, zu gegebener Zeit mit Martinelli fertig zu werden.
Martinelli spazierte im Innenhof und dachte alles bis zum Ende durch. Tiziano hatte ihn überredet, sich damit einverstanden zu erklären, dass der Virologe nach Teheran flog, sein Interesse jedoch nicht offenbart. Als der Virologe ahnte, er würde getötet werden, flüchtete er. Vermutlich wusste er
Weitere Kostenlose Bücher