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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Details), wenn sie in den Himmel kamen. Kein verstandesmäßiger Weg zu Gott! Die Doktoren und Professoren der Theologie waren rasend vor Wut. Was wusste denn dieser Einfaltspinsel, der nie ein Buch geschrieben hatte, davon? Dienten sie denn nicht Gott, indem sie sich in den tiefen intellektuellen Abgrund stürzten? Erzogen sie denn nicht ihre intellektuell weniger befähigten Glaubensbrüder? Aber selbst dieser winzige Trost war ihnen genommen worden, da der Papst außerdem erklärt hatte, dass »die Armen im Geiste keiner theologischen Bildung bedürfen«.
    Ein Engelspapst, in der Tat! Aber die Wahrheit lag auf der Hand. Die Kardinäle hatten einen Dummkopf gewählt, der die Kirche unwiderruflich beschädigen würde. Die Klagerufe innerhalb des Vatikans wurden lauter und mischten sich mit viel Bösartigkeit. Doch wo war Johannes  XXVI ., gegen den sie ihre Beschwerden vorbringen und ihren Zorn richten konnten? Er schien nie in der Nähe zu sein. Er verbrachte immer mehr Zeit in seiner privaten Kapelle. Oder am Grab des heiligen Petrus unterhalb des Doms – oft in Begleitung eines schwerbehinderten Jungen, den eine Bäuerin aus der Provinz in den Vatikan gebracht hatte.
Was machte er da?
Interessiert er sich nicht für sie, seine treuen Diener, mit all ihren Kümmernissen? Begriff er nicht, dass ein guter Papst einer war, der vor den Kameras gut aussah, der wusste, wie er sich mit genau dem richtigen Maß an Würde und Autorität bekreuzigte? Und genau betrachtet – warum verhinderte der Papst eigentlich nicht diese ganzen Katastrophen? Hörte Gott nicht mehr auf den Stellvertreter Christi auf Erden? Was war da schiefgelaufen? War das Hörgerät Gottes defekt?
    Viele leitende Beamte im Umkreis des Papstes brachten eine weitere Sorge zum Ausdruck. Der Heilige Vater war anscheinend nicht gesund. Bei Audienzen starrte er oft vor sich hin, so als sei er abgelenkt. Außerdem wurde gemunkelt, er verlasse nachts die päpstlichen Gemächer mit unbekanntem Ziel. Stand er kurz vor einem Nervenzusammenbruch? Schlimmer noch: Versuchte er zu fliehen?
    Alarmiert suchte eine Gruppe von Kardinälen und Bischöfen um eine Privataudienz nach. Sie hatten nicht mit dem gerechnet, was sie zu hören bekamen. Der normalerweise freundlich gestimmte Johannes  XXVI . erklärte ihnen streng: »Die Entscheidungsschlacht steht kurz bevor, seien Sie also vorbereitet. Steigen Sie nicht von den Dächern.«
    »Von den Dächern?« Sie sahen ihn verdutzt an. »Von den Dächern des Vatikans?« Wer wollte denn dort hinaufklettern?
    Der Papst schüttelte den Kopf. »Steigen Sie nicht von Ihrer Spiritualität herab, von Ihrem höchsten Gut. Gottes geheime Armee ist im Begriff, sich zu versammeln. Sie zieht in den Krieg …«
    * * *
    »Er hat nicht mehr alle Tassen im Schrank«, rief Kardinal Aristo aus Bologna. »Wir müssen handeln, zum Wohle der Kirche, und zwar jetzt!«
    Er schlug mit seiner fleischigen Hand fest auf den Tisch. Die anderen jener Kardinäle, die zuvor an der Geheimkonferenz von Kardinal Rienzi auf dem Anwesen seines Neffens teilgenommen hatten, zuckten zusammen. Die Atmosphäre wurde hitzig.
    »Die Kirche hat ihr Geld verschenkt, der Vatikan ist randvoll mit Krüppeln, und er schickt unsere besten Männer fort. Das muss aufhören!« Aristo hieb wieder auf den Tisch.
    Es war spätabends – die beste Zeit für Verschwörungen. Der innere Kreis hatte sich in der Krypta einer außerhalb der Mauern des Vatikans gelegenen Kirche versammelt. Die Kardinäle waren nicht freiwillig dort. Aber es lastete ein ungeheurer Druck auf ihnen. Der Beamtenapparat war in Aufruhr, und die Kirche drohte wie der Rest des Landes ins Chaos zu stürzen. Wie ein Kind, dem man seine Lieblingssüßigkeit weggenommen hat, wurden die Kirchenoberen bockig und aggressiv. Ein anderer Kardinal räusperte sich.
    »Rienzi, Sie müssen die Führung übernehmen.«
    »Was ist Ihr Plan?«
    »Wir gehen als Gruppe zu ihm und bitten ihn zurückzutreten.«
    »Und …«
    »Und wenn er das ablehnt, zwingen wir ihn zum Rücktritt. Denken Sie an Coelestin V.!«
    Die anderen Kardinäle wussten, worauf er Bezug nahm. 1292, beim Tod von Papst Nikolaus  IV ., war der Papstthron über zwei Jahre vakant geblieben, weil sich die römischen Familien, die die Wahl des Papstes kontrollierten, nicht auf einen Kandidaten einigen konnten. Es schien keinen Weg aus der Sackgasse zu geben, die Angelegenheit hatte sich zu einem europaweiten Skandal ausgeweitet.
    Bei einem erneuten Treffen

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