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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Grey
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versunken, dass mir gar nicht auffällt, dass ich im Dunkeln sitze.
    Ich nehme eine Bewegung seitlich von mir wahr. Eine Hand, die in einem Handschuh steckt und ein Tuch hält, taucht vor meinem Kopf auf. Ich höre mich selbst schreien. Aber zu spät.
    Ich werde von einem riesigen, bulligen Mann getragen und spüre die kühle Nachtluft auf meinem Gesicht. Ich drehe den Kopf und sehe eine große smaragdgrüne Tür vor mir auftauchen. Die Tür geht auf. Ich kann niemanden sehen und nichts dahinter erkennen. Ich werde über die Schwelle getragen, und wieder hüllt mich pechschwarze Dunkelheit ein.
    Dann bemerke ich ein helles Licht, das von oben auf mich herabstrahlt, warm wie die Spätnachmittagssonne. Ich frage mich, ob ich mich vielleicht im Park eine Minute hingelegt habe und dann eingeschlafen bin. Ich frage mich, ob das alles nur ein schrecklicher Traum ist. Doch meine Sinne belehren mich eines Besseren.
    Meine Hände sind hinter meinem Kopf eingezwängt, als läge ich darauf. Etwas spannt um meinen trockenen, ausgedörrten Mund. Ich höre raschelnde Geräusche direkt zu meiner Rechten, dann verhallen sie in der Ferne. Mit der zunehmenden Menge unvertrauter Details verwandelt sich meine Verwirrung in Angst.
    Ich zwinge mich, die Augen zu öffnen und bin geblendet. Schattenhafte Gestalten verdecken immer wieder die Lichtquelle, indem sie sich davor hin und her bewegen, und erlauben mir so, meine Umgebung wahrzunehmen.
    Ich befinde mich in einem uralten Theater und schaue hinunter in den Zuschauerraum. Ein einzelner Spot ist auf mich gerichtet.
    Das Publikum besteht aus Männern und Frauen, die wie für einen Maskenball gekleidet sind. Sie erwidern meinen Blick mit ausdruckslosen Augen, die sich hinter venezianischen Masken verbergen, und murmeln erwartungsvoll, als warteten sie ungeduldig auf den Beginn einer Vorstellung. Ich liege auf einer Art gynäkologischem Stuhl, die Beine auf Hüfthohe angehoben. Meine Füße werden von Metallbügeln gehalten. Nun wird mir auch bewusst, dass meine Hände fest hinter der Kopfstütze zusammengebunden wurden. Das Seil kratzt und scheuert an meinen Handgelenken. Ich bin mit einem roten Tuch geknebelt. Mein Sichtfeld beschränkt sich auf die wenigen Zentimeter, die ich meinen Kopf drehen und heben kann.
    Ich fühle mich vollkommen ausgeliefert. Aber die Panik bleibt aus. Im Kopf bin ich völlig klar, meine Sinne sind geschärft. Adrenalin braust durch mich hindurch und löscht alle Emotionen aus. Widerstand, erkenne ich, ist zwecklos. Widerstand, denke ich, wird das Ganze wohl nur noch schlimmer machen.
    Drei Frauen – die durch das Licht huschenden Gestalten – umflattern mich und stoßen auf mich herab wie Vögel. Sie tragen eiförmige Kapuzen aus schwarzem Chiffon mit geschwungenen Öffnungen von der Nasenspitze abwärts und Augenöffnungen so groß wie Silberdollarmünzen. Ihre dazu passenden Bolerojäckchen werden von Lederriemen gehalten, die auf der Vorderseite überkreuz unter den Armen nach hinten verlaufen. Ihre Brüste sind entblößt.
    Eine der Frauen hat plötzlich eine Schere in der Hand und schneidet mir mit einer schnellen, fließenden Bewegung mein Kleid vom Halsausschnitt bis zum Saum vom Körper. Ich spüre das kalte Metall der Schneide. Wie ein Tropfen Eiswasser, der mir vom Hals bis zum Bauch läuft. Der Stoff fällt wie der Vorhang einer Zaubershow. Meine blasse, weiße Haut ist von der Hitze gerötet. Als nächstes wird mein Höschen an der Hüfte zerschnitten. Ich winde mich, aus Scham, so entblößt zu werden.
    Die erste Frau tritt zurück. Die anderen beiden nehmen ihren Platz ein, als folgten sie einer Choreografie. Eine zeichnet meine Nippel mit rotem Lippenstift nach und verreibt die Farbe gleichmäßig darauf, sodass sie in einem tiefen Karmesinrot erscheinen. Genau wie die leuchtenden Herbstfarben der Eichen, die bei meinen frühabendlichen Spaziergängen durch den Park vor dem Hintergrund des silberblauen Himmels erstrahlen.
    Die andere kämmt die dicken Haarlocken zwischen meinen Beinen mit einer Hundebürste. Als ich das spitze Metall der Borsten auf meiner Haut spüre, rauscht mir das Blut in den Kopf und macht mich benommen.
    Die drei Frauen stellen sich um mich herum auf, eine auf jeder Seite, eine vor mir. Sie halten sich große Fächer aus Pfauenfedern vors Gesicht, umhüllen mich damit. Und eine nach der anderen senkt die Federn auf mich herab, fächelt, streicht damit über meinen Körper und hebt sie dann wieder an. Dann folgt die

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