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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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von Menschen durch jahrtausendelange zivilisatorische Einflüsse hoffnungslos traumatisiert war, dann konnte, so folgerte er, das von Schimpansen nicht traumatisiert sein, weil sie niemals zivilisiert worden waren. Also modifizierte er seine Methode dahingehend, dass man sie auf Schimpansen anwenden konnte – mit erstaunlichen Resultaten. Er stufte sie auf der Mangioni-Skala bei hundertvierunddreißig ein – ein Wert, der sie in eine Reihe stellt mit den Genies der Menschheit.«
    »Wäre das nicht toll?« rief Althea begeistert. »Man könnte ganz nach Wunsch Genies wie am Fließband produzieren, und alle Probleme der Menschheit wären gelöst!«
    »Ganz so glatt lief es leider nicht«, sagte Bahr. »Die Sache hatte nämlich einen großen Haken: Da diese Schimpansen keine zivilisierte Kultur hatten, hatten sie auch keine jener Hemmungen und kulturellen Verhaltensweisen, die ein zivilisiertes Leben überhaupt erst möglich machen. In ihrer Persönlichkeitsstruktur blieben sie weiterhin Schimpansen: leicht reizbar, verantwortungslos, boshaft, destruktiv und emotional instabil.«
    »Wieso soll das bloß auf Affen zutreffet!?« brummte Kirwan. »Deine Beschreibung passt hervorragend auf die ’meisten Menschen.«
    »Es kommt bei solchen Dingen auch auf die Stärke der Ausprägung an, mein Freund. Jedenfalls war bald klar; dass die Schimpansen-Genies eine Bedrohung darstellten. Sie setzten ihre Intelligenz nämlich nicht dazu ein, der Menschheit zu helfen, sondern zielten eindeutig darauf ab, sie zu versklaven und einer Rasse von Super-Affen Untertan zu machen. Daraufhin untersagte die Weltföderation Hill, seine Experimente fortzusetzen. Die bereits behandelten Affen wurden bloß deshalb nicht getötet, weil man sich nicht des Genozids schuldig machen wollte.«
    »Wäre es möglich, dass Hill nach Krishna gegangen ist?« fragte Althea.
    »Nein. Einer der Schimpansen benutzte, nachdem das Komplott durchkreuzt worden war, heimlich seine neu erworbenen geistigen Fähigkeiten dazu, Nitroglyzerin herzustellen. Eines Tages flog Hills Laboratorium auf Kuba mitsamt ihm selbst und seiner gesamten Affenkolonie in die Luft. Natürlich habe auch ich sofort an eine mögliche Verbindung zwischen Hill und den Ereignissen auf Zá gedacht, aber trotz intensivster Nachforschungen habe ich keinerlei Hinweis für einen solchen Zusammenhang entdecken können. Und die wenigen geschwänzten Krishnaner, die bisher die Genehmigung erhielten, die Erde zu besuchen, starben entweder dort oder kehrten um keinen Deut intelligenter als vorher nach Krishna zurück.«
    Kirwan schaute sich verstohlen um und sagte dann mit gesenkter Stimme: »Wo du gerade von Nachforschungen sprichst; ich habe herausbekommen, was für eine Fracht das hier ist. Ich habe eine der Kisten aufgebrochen und reingelinst.«
    »Und was ist es?« fragte Althea.
    »Waffen.«
    »Du meinst, terranische Waffen?« fragte Bahr neugierig. »Gewehre und Granaten und so was? Es ist ja immer wieder mal vorgekommen, dass Erdbewohner versucht haben, Waffen nach Krishna zu schmuggeln.«
    »Nein, nein, keine Feuerwaffen; einheimisches Zeug: Schwerter und Helme und so was. Würde mich nicht wundern, wenn das Zeug für den Dasht von Darya bestimmt ist. Der ist schon lange darauf erpicht, sein Reich zu vergrößern. Was glaubst du?«
    Bahr zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Aber es sollte uns eigentlich auch egal sein. Diese Mini-Könige und Adligen fechten immer ihre kleinen Kriege miteinander aus. Wie ich hörte, veröffentlichte erst im letzten Jahr ein Philosoph aus Katai-Jhogorai ein Manifest, in dem er zur Bildung einer krishnanischen Gesamtregierung aufrief. Aber die Krishnaner schenkten seinem Appell genauso wenig Beachtung, wie unsere eigenen Urahnen es vor ein paar Jahrhunderten getan hätten.«
    Nicht lange, nachdem Jerud am Horizont verschwunden war, tauchte vor ihnen eine andere Landmasse auf. Kirwan, der im Bug stand, stieß Althea an und deutete mit dem Finger darauf. »Das ist Zá; davor liegt Zesh.«
    Als das Schiff näher kam, löste sich das kleinere Zesh von der Hauptmasse. Zesh lag südwestlich von Zá und war wie ihre größere Schwesterinsel von hohen Klippen umringt. Oberhalb dieser konnte man die Grün-, Braun-, Malven- und Purpurtöne der krishnanischen Vegetation sehen.
    Althea ließ ihren Blick über Zesh und das dahinterliegende dunkle Zá mit seiner Krone aus Wald schweifen. Sie fragte sich, wie es wohl gewesen wäre, wenn Bischof Raman ihr befohlen hätte, auf

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