Die Jury
stünden. Ein gutes Feuer.«
»Warum sagen Sie das?«
»Nun, sehen Sie es sich an. Es brennt gleichmäßig durchs ganze Haus. Die Flammen sind in jedem Fenster sichtbar, sowohl unten als auch oben. So etwas ist sehr ungewöhnlich. Bestimmt dauert es nicht mehr lange, bis das Dach einstürzt.«
Zwei Gruppen wagten sich mit Schläuchen vor und spritzten Wasser zu den Fenstern im Bereich der vorderen Veranda. Einige andere Männer nahmen sich das Obergeschoß vor. Ein oder zwei Minuten lang beobachteten sie, wie das Wasser ohne erkennbare Wirkung in den Flammen verschwand, und schließlich spuckte der Feuerwehrchef aus. »Das Haus brennt völlig nieder.« Damit ging er fort und rief Anweisungen.
Jake sah Nesbit an. »Darf ich Sie um etwas bitten?«
»Natürlich.«
»Holen Sie Harry Rex hierher. Er möchte dieses Spektakel bestimmt nicht versäumen.«
»In Ordnung.«
Zwei Stunden lang saßen Jake, Ozzie, Harry Rex und Nesbit auf der Motorhaube des Streifenwagens und sahen zu, wie sich die Prophezeiung des Feuerwehrchefs erfüllte. Ab und zu kam ein Nachbar, um sein Mitgefühl auszusprechen oder sich nach der Familie zu erkundigen. Mrs. Pickle, die nette alte Dame von nebenan, schluchzte laut, als sie erfuhr, daß der Hund Max in den Flammen gestorben war.
Bis um drei verschwanden die Deputys und Schaulustigen. Um vier erinnerte nur noch qualmender Schutt an das malerische viktorianische Gebäude. Einige Feuerwehrleute löschten letzte Flammen. Allein der Kamin und die ausgebrannten Karosserien von zwei Autos ragten aus den Trümmern, als Männer mit schweren Stiefeln durch die Asche traten und nach Glutresten Ausschau hielten, aus denen ein neues Feuer entstehen konnte.
Kurze Zeit später wurden die Schläuche zusammengerollt. Jake bedankte sich und sah den Wagen nach. Zusammen mit Harry Rex stapfte er über den Hinterhof und betrachtete das Chaos.
»Ach, was soll's?« brummte Harry Rex. »Es war doch nur ein Haus.«
»Würden Sie Carla anrufen und ihr das sagen?«
»Nein. Das überlasse ich Ihnen.«
»Ich glaube, ich warte noch ein wenig damit.«
Harry Rex blickte auf seine Armbanduhr. »Wird Zeit für's Frühstück, nicht wahr?«
»Es ist Sonntagmorgen. Die Restaurants haben geschlossen.«
»Ach, Jake, Sie sind Amateur, und ich bin Profi. Ich kann immer eine warme Mahlzeit auftreiben.«
»Die Raststätte für Lastwagenfahrer?«
»Genau.«
»Na schön. Anschließend fahren wir nach Oxford und besuchen Row Ark.«
»Gute Idee. Ich habe mich schon darauf gefreut, sie mit ihrem neuen Haarschnitt zu sehen.«
Sallie griff nach dem Telefon und warf es Lucien zu, der mit dem Apparat hantierte, bis er direkt neben seinem Kopf lag.
»Ja, wer ist da?« fragte er und sah aus dem Fenster in die Dunkelheit.
»Spreche ich mit Lucien Wilbanks?«
»Ja. Wer sind Sie?«
»Kennen Sie Clyde Sisco?«
»Ja.«
»Er verlangt fünfzigtausend.«
»Rufen Sie mich morgen früh noch einmal an.«
39
S heldon Roark saß am Fenster, stützte die Füße auf einen Stuhl und las in der Sonntagszeitung von dem Prozeß gegen Hailey. Unten auf der ersten Seite sah er ein Bild seiner Tochter, und daneben berichteten einige Sätze von ihrer Begegnung mit dem Klan. Ellen lag ruhig in ihrem knapp zwei Meter entfernten Bett. Die linke Seite ihres Kopfes war kahlgeschoren, und dort trug sie nun einen dicken Verband. Das linke Ohr war mit achtundzwanzig Stichen genäht worden. Die schwere Gehirnerschütterung hatte sich inzwischen in eine leichte verwandelt, und die Ärzte stellten ihre Entlassung bis zum kommenden Mittwoch in Aussicht.
Ellen war weder vergewaltigt noch ausgepeitscht worden. Als man Sheldon in Boston benachrichtigte, erfuhr er kaum Einzelheiten. Sieben Stunden lang saß er im Flugzeug, ohne zu wissen, wie es seiner Tochter ging, und rechnete mit dem Schlimmsten. Am späten Samstagabend werteten die Ärzte weitere Röntgenaufnahmen aus und sagten ihm, er könne ganz beruhigt sein. Es würden keine Narben zurückbleiben, und das Haar wuchs bestimmt nach. Ellen hatte ein schreckliches Erlebnis hinter sich, aber sie war mit dem sprichwörtlichen blauen Auge davongekommen.
Sheldon hörte Stimmen im Flur jemand stritt sich mit einer Krankenschwester. Er legte die Zeitung aufs Bett und öffnete die Tür.
Eine Schwester hatte Jake und Harry Rex überrascht, als sie durch den Korridor geschlichen waren. Sie meinte, die Besuchszeit beginne erst um zwei Uhr nachmittags – in sechs Stunden –, und nur Familienmitglieder seien
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