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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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gekommen, ein anderes öffentliches Amt anzustreben, zum Beispiel das des Generalstaatsanwalts oder Gouverneurs. Anschließend der Kongreß. Buckley hatte alles genau geplant, aber außerhalb des zweiundzwanzigsten Gerichtsbezirks – er umfaßte die Countys Ford, Tyler, Polk, Van Buren und Milburn – kannte ihn kaum jemand. Die Öffentlichkeit mußte unbedingt mehr von ihm hören und sehen. Er brauchte Publicity. Er brauchte einen aufsehenerregenden, sensationellen Prozeß, bei dem er eine umstrittene Verurteilung durchsetzen konnte.
    Die Ford County erstreckte sich im Norden von Smithfield, dem Verwaltungszentrum der Polk County, wo Rufus wohnte. Er war in Tyler County aufgewachsen, unweit der Tennessee-Bahnlinie nördlich der Ford County, verfügte über eine gute politische Basis und galt als guter Staatsanwalt. Während des Wahlkampfs rühmte er sich mit einer neunzigprozentigen Verurteilungsquote; er betonte immer wieder, mehr Verbrecher in die Todeszelle zu schicken als irgendein anderer Ankläger des Staates. Außerdem war er laut, aggressiv und frömmlerisch. Schließlich vertrat er das Volk von Mississippi und nahm seine Pflichten sehr ernst. Die Bürger haßten Kriminalität ebenso wie er selbst, und zusammen konnten sie etwas dagegen unternehmen.
    Er verstand es sehr gut, Geschworene zu beeindrucken. Vor der Jury spielte er verschiedene Rollen, zog alle Register seines rhetorischen Geschicks, predigte und flehte, hetzte auf und verdammte. Manchmal stachelte er die Männer und Frauen auf der Geschworenenbank so sehr an, daß sie den Angeklagten am liebsten sofort gehängt hätten. Er beherrschte die Sprache der Schwarzen und der Rednecks – und das genügte, um die meisten Jurymitglieder im zweiundzwanzigsten Gerichtsbezirk zufriedenzustellen. Fast immer gelang es ihm, die Geschworenen in Ford County zu überzeugen. Er mochte Clanton.
    Als er sein Büro im Gericht der Polk County erreichte, stellte er freudig überrascht fest, daß dort ein Kamerateam auf ihn wartete. Er sei sehr beschäftigt, meinte er mit einem Blick auf die Uhr, aber eine Minute könne er erübrigen.
    Er führte die Besucher ins Arbeitszimmer und nahm dort im Ledersessel hinter dem Schreibtisch Platz. Die Journalisten stammten aus Jackson.
    »Bringen Sie Mr. Hailey Mitgefühl entgegen, Mr. Buckley?« Er zauberte ein ernstes Lächeln auf seine Lippen und schien nachzudenken. »Ja. Mein Mitgefühl gilt allen Eltern, deren Tochter vergewaltigt wurde. Daran besteht kein Zweifel. Aber ich kann nicht befürworten, daß jemand Selbstjustiz übt. Unser Rechtssystem läßt so etwas nicht zu.«
    »Sind Sie Vater?«
    »Ja. Ich habe einen kleinen Sohn und zwei Töchter, eine von ihnen im Alter des Hailey-Mädchens. Ich wäre außer mir, wenn eine meiner Töchter einem Vergewaltiger zum Opfer fiele. Doch ich würde hoffen, daß unsere Justiz – der ich bedingungslos vertraue – für Gerechtigkeit sorgt.«
    »Sie rechnen also mit einer Verurteilung?«
    »Natürlich. Normalerweise gelingt es mir, eine Verurteilung durchzusetzen, wenn ich sie für richtig halte, und das wird auch diesmal der Fall sein.«
    »Wollen Sie die Todesstrafe fordern?«
    »Ja, sicher. Alles deutet darauf hin, daß es sich um vorsätzlichen Mord handelt. Die Gaskammer erscheint mir dafür angemessen.«
    »Erwarten Sie ein entsprechendes Urteil?«
    »Selbstverständlich. Die Geschworenen aus der Ford County waren immer bereit, die Todesstrafe zu verhängen, wenn ich sie darum bat. Die dortigen Jurys sind sehr gut.«
    »Der Verteidiger Mr. Brigance meinte, das große Geschworenengericht erhebe vielleicht gar keine Anklage.«
    Buckley lachte. »Nun, Mr. Brigance sollte sich nicht zu so dummen Bemerkungen hinreißen lassen. Der Fall wird dem großen Geschworenengericht am Montag präsentiert, und am Montagnachmittag liegt eine offizielle Anklage vor. Das verspreche ich Ihnen. Der Verteidiger müßte das eigentlich auch wissen.«
    »Wird der Fall in Ford County verhandelt?«
    »Es ist mir völlig gleich, wo man ihn verhandelt. Der Angeklagte wird überall verurteilt.«
    »Glauben Sie, daß die Verteidigung auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert?«
    »Vielleicht. Mr. Brigance ist ein ausgezeichneter Strafverteidiger. Ich weiß nicht, welche Strategie er benutzt, aber eines steht fest: Der Staat Mississippi wird auf alles vorbereitet sein.«
    »Was ist mit einer außergerichtlichen Vereinbarung?«
    »Davon halte ich ebensowenig wie Mr. Brigance, und deshalb erscheint mir so etwas

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