Die Juwelen des Scheichs
fürchte ja. Der Ort reizt mich sehr, darum habe ich auch zugestimmt, länger als geplant zu bleiben.“ Sie erzählte von ihrem neuen Job.
„Du musst ihn sehr beeindruckt haben“, erklärte ihr Vater. „Ein echter Volltreffer für das Auktionshaus, und für dich.“
„Das sieht er genauso“, gab sie trocken zurück.
„Wie ist er denn so … Seine Königliche Hoheit?“
Gina suchte nach den passenden Worten. „Wir kennen uns schon von früher“, gab sie schließlich leise zu. „Er ist der Mann, von dem ich dir erzählt habe. Aber damals wusste ich noch nicht, wer er ist und dass er einmal den Titel seines Vaters erben würde. Er ist der Mann, zu dem ich zurückwollte, bevor Mum starb.“
Am anderen Ende war es lange still. „Bedeutet er dir noch etwas, Gina?“, fragte ihr Vater schließlich.
„Ja.“ Sie starrte auf den Hörer in ihrer Hand und war unendlich froh darüber, ihrem Vater die Wahrheit gesagt zu haben. „Ja, sehr viel. Aber er ist immer noch wütend auf mich, weil ich nicht wie versprochen zurückgekommen bin. Und ich glaube, er wird mir nie wieder vertrauen.“
„Trotzdem hat er dich gebeten zu bleiben und seine Kunstschätze zu katalogisieren. Das klingt mir nicht nach einem Mann, der kein Vertrauen zu dir hat, Liebes.“
„Also warte ich einfach ab, wie die Dinge sich entwickeln?“
Sie hörte förmlich, wie ihr Vater nachdachte. „Es war egoistisch von mir, dich zurückzuhalten, Gina. Ich war verzweifelt wegen deiner Mutter und hatte Angst vor einer Zukunft ohne sie. Und ich hatte Angst, dich zu verlieren, wenn du so weit weg bist. Es war falsch von mir, und ich möchte dich um Verzeihung bitten.“
Gedankenverloren strich sie mit den Fingern über die seidene Tagesdecke und schluckte schwer. „Es gibt nichts zu verzeihen, Dad. Du hast mich gebraucht, und ich habe mich entschieden zu bleiben. Vielleicht sollte es einfach nicht sein … mit mir und Zahir. Aber egal. Macht es dir nichts aus, wenn ich noch länger bleibe?“
Offenbar überraschte es ihren Vater, dass sie überhaupt fragte. „Aber natürlich nicht. Das ist doch eine große Chance für dich, dir einen eigenen Namen zu machen und deine Karriere voranzutreiben – falls es das ist, was du willst. Und sollte es doch Zahir sein, dann hast du auch meinen Segen.“
Er hat sich tatsächlich verändert, dachte sie verblüfft. „Danke. Wie macht sich übrigens deine neue Haushälterin?“
„Um ehrlich zu sein, Lizzie ist ein Geschenk des Himmels. Sie kocht nicht nur exzellent, nein, Geschichte ist auch noch eine ihrer großen Leidenschaften. Sie ist sehr intelligent und hat sogar den Virus in meinem Computer unschädlich gemacht. Wir kommen bestens zurecht, also mach dir keine Sorgen. Ruf mich nur ab und zu an, damit ich weiß, wie es dir geht, ja? Und falls du etwas brauchst, kannst du natürlich auch jederzeit anrufen.“
Stumm kämpfte Gina gegen den Kloß im Hals an und nickte. Nachdem sie lange Jahre geglaubt hatte, dass ihr Vater sie kaum beachtete, überwältigte es sie beinahe, so viel Liebe, Fürsorge und Anerkennung in seiner Stimme zu hören.
Magisch angezogen von dem rot glühenden Ball über dem Horizont, war Zahir auf den Balkon getreten. Der Anblick ließ seinen Puls schneller schlagen, wie immer, wenn er die untergehende Sonne betrachtete. In diesem Moment hatte er das Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein, und stumm schickte er einen Dank zum Himmel.
Doch schon kurz darauf holte ihn die Realität wieder ein, in Form von der Frustration, die er verspürte, weil er sich behindert fühlte, wenn auch nur für kurze Zeit.
Gerade jetzt sehnte er sich nach Freiheit und der unendlichen Weite der Wüste. Er sehnte sich danach, auf seinem Araberhengst über den Sand zu jagen, den Wind in den Haaren zu spüren und die Sonne im Rücken … um für eine Weile zu vergessen, dass er der Herrscher von Kabuyadir war.
Und noch ein anderes verlockendes Bild schlich sich in seinen Tagtraum. Vor ihm saß eine Frau auf dem Hengst, sicher in seinen Armen. Die Frau, die ihn während der letzten drei Jahre in seinen Träumen verfolgt hatte und die nun, durch eine unglaubliche Wendung des Schicksals, in seinem Palast lebte.
Den Gedanken, Gina zu seiner Geliebten zu machen, hatte er noch nicht aufgegeben. Morgen wollte er mit seiner Verführung fortfahren und ihr zeigen, dass es nichts als die natürliche Lösung für ihre gegenseitige flammende Anziehung war, wenn sie seine Geliebte wurde. Dann besteht auch keine Gefahr,
Weitere Kostenlose Bücher