Die Juwelen des Scheichs
der Arbeit, die wir investiert haben“, schmollte er.
„Beide Täter sitzen inzwischen im Gefängnis. Außerdem ging es um eine Fehde, die nichts mit uns zu tun hat. Also besteht kein Grund für dich, einfach alles stehen und liegen zu lassen und davonzulaufen.“
„Und woher weißt du, dass die Kerle im Gefängnis sind?“
Gina spürte, wie sie errötete, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Der Scheich hat es mir erzählt.“
„Ach ja?“ Er klang bissig. „Ihr zwei seid wohl inzwischen ziemlich eng, wie? Vielleicht bist du ja schon als Kandidatin für seinen Harem vorgesehen?“
„Red keinen Unsinn.“
„Das tue ich nicht, Gina. Ich habe genau bemerkt, wie er dich ansieht, wenn ihr beide im gleichen Zimmer seid. Aber Männer in seiner Position gehen keine ernsten Beziehungen mit Frauen wie dir ein, egal, wie hübsch oder intelligent sie sein mögen. Sie wollen dich nur aus einem Grund. Ich habe Gerüchte gehört, dass es bald eine arrangierte Ehe im Palast geben soll … wusstest du das?“
Das war das Letzte, woran sie erinnert werden wollte, besonders nach dem Zauber der vergangenen Nacht. Um den Schmerz zu bezwingen, der in ihr aufstieg, atmete sie tief durch. „Hast du Seiner Hoheit erzählt, dass du uns heute verlassen willst?“
Jack knallte den Koffer zu und fuhr sich mit der Hand durch die ohnehin schon zerzausten Haare. „Ja. Gestern Abend. Er war ziemlich in Eile und wollte gerade mit dem Sicherheitschef den Palast verlassen. Ich solle Jamal Bescheid geben, damit der sich um alles kümmert, meinte er. Dann ist er verschwunden. Offenbar hat es ihn nicht sonderlich interessiert. Jamal hat schon alles in die Wege geleitet.“ Er seufzte. „Du solltest besser mitkommen, Gina.“
Jetzt wirkte er fast wie ein Schuljunge, der entsetzliches Heimweh hatte.
„Ich kann noch nicht weg“, erklärte sie, ohne den zusätzlichen Job zu erwähnen. Das würde nur Salz in seine Wunde streuen. „Erst will ich meine Arbeit beenden. Außerdem“, fügte sie lächelnd hinzu, „will ich die Juwelen wirklich sehen.“
„Dann viel Glück damit. Aber was ist mit deinem Vater? Meinst du, er ist besonders glücklich, wenn er hört, dass du hierbleibst, obwohl du verletzt worden bist?“
Die Frage traf sie wie ein Schlag. „Das geht dich nichts an. Und ich rate dir ernsthaft, meinem Vater nichts von all dem zu erzählen. Ich habe dir ja gesagt, dass er sich nicht wohlfühlt.“
„Wie du willst …“
„Ganz genau.“
„Ich sollte jetzt besser gehen. Draußen wartet sicher schon der Fahrer, der mich zur Seilbahn bringt.“
„Komm gut zu Hause an. Tut mir leid, dass deine Reise so endet. Bitte grüße alle bei der Arbeit. Sag ihnen, dass ich mich bald melde und berichte, wie weit ich bin.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn leicht auf die Wange.
Unbehaglich verzog er das Gesicht. „Du hältst mich jetzt sicher für einen Feigling, oder?“
Plötzlich hatte sie Mitleid mit ihm und schüttelte den Kopf. „Du weißt selbst am besten, was gut für dich ist, Jack. Es ist nicht an mir, dich zu verurteilen.“
„Der Scheich könnte verdammt froh sein, wenn du ihn in seinem Bett beehrst … verdammt froh.“ Ein linkisches Grinsen lag auf seinem Gesicht, dann nahm er seinen Koffer und verschwand.
„Ich dachte mir, dass ich dich vielleicht draußen finde.“
Gina hatte Farida den ganzen Morgen noch nicht gesehen. Darum hatte sie allein mit der Arbeit weitergemacht. Als sie jetzt im Garten frische Luft schnappen wollte, fand sie Zahirs Schwester auf der gleichen Bank wie vor ein paar Tagen bei ihrer ersten Begegnung. Schon aus einiger Entfernung sah sie, dass Zahirs Schwester nicht bester Stimmung war.
„Tut mir leid, dass ich heute Morgen nicht zu dir gekommen bin, Gina. Aber ich musste über so vieles nachdenken. Wie geht es dir heute? Ich hoffe, du hast keine Schmerzen. Sonst könnte ich dir ein wenig Salbe auftragen.“
„Mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut.“ Gedankenverloren berührte sie das Tuch um ihren Hals. „Hast du etwas dagegen, wenn ich mich zu dir setze?“
Mit einem verhaltenen Lächeln rutschte Farida ein Stück zur Seite. „Bitte.“
Aus dem Augenwinkel bemerkte Gina eine der Palastwachen. Der Mann stand seitlich an einem Rundbogen und beobachtete sie. Am Ende des Durchgangs stand noch eine Wache. Zahir war es wirklich ernst damit gewesen, als er erklärt hatte, dass seine Schwester und ich bewacht werden, dachte sie. Obwohl sie im Augenblick nicht sagen
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