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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wechseln, sie zerfleischen, sie verstümmeln, sie gnadenlos zerfetzen, bevor sie Gelegenheit bekam, Jim von ihrer Theorie zu überzeugen - und er weigerte sich zu warten, bis Jim schlief. Sie war nicht sicher, ob er den dunklen Aspekt seines Selbst weiterhin unterdrückten konnte, während sie ihn zu einer Konfrontation mit der Wahrheit zwang. Vielleicht entstanden Risse im Kokon seiner Selbstbeherrschung; vielleicht wurden die beiden wohlmeinenden Identitäten von der Flutwelle aus Finsternis fortgespült.
    »Wenn ich wirklich diese bizarre multiple Persönlichkeit hätte, Holly … Müßten deine Schilderungen dann nicht genügen, um mich sofort zu heilen, um die drei Teile meines Bewußtseins zu einem hundertprozentigen Jim Ironheart zu verschmelzen?«
    »Nein. Es ist erforderlich, daß du daran glaubst, bevor der Heilungsprozeß beginnen kann. Wenn du deinen anomalen geistigen Zustand akzeptierst, so hast du die Möglichkeit, die Gründe dafür zu verstehen - und dieses Verstehen ist der erste schmerzvolle Schritt zur Heilung.«
    »Sprich nicht wie ein Psychiater mit mir. Oder hast du etwa Psychiatrie studiert?«
    Er suchte nun in Ärger Zuflucht, trachtete danach, Holly mit einem eisigen Blick einzuschüchtern, so wie vor zwei Tagen, als er sich bemüht hatte, sie auf Distanz zu halten. E s hat in seinem Haus ebensowenig geklappt wie hier, dachte sie. Meine Güte, manchmal sind Männer wirklich beschränkt.
    »Ich habe einmal einen Psychiater interviewt«, antwortete sie.
    »Oh, großartig. Dadurch wirst du natürlich zu einer qualifizierten Therapeutin.«
    »Vielleicht. Der Psychiater, mit dem ich damals sprach, war mindestens ebenso verrückt wie seine Patienten, und deshalb frage ich mich: Braucht man wirklich einen akademischen Grad?«
    Jim holte tief Luft und ließ den Atem schaudernd entweichen. »Na schön. Angenommen, du hast recht und wir finden einen hieb- und stichfesten Beweis dafür, daß ich total übergeschnappt bin …«
    »Du bist nicht übergeschnappt, sondern …«
    »Ja, natürlich. Ich bin nur geistig krank und nicht in dem Sinne verrückt. Ich sitze in einem psychologischen Käfig. Nenn es, wie du willst. Wenn wir einen Beweis finden - was ich bezweifele -, was geschieht dann mit mir? Vielleicht lächle ich nur und sage: >Oh, endlich geht mir ein Licht auf. Ich habe mir alles eingebildet, lebe in einer Fantasiewelt. Meine Güte, jetzt fühle ich mich viel besser. Laß uns zu Mittag essen< Aber vielleicht passiert ganz etwas anderes. Vielleicht … platze ich auseinander. Vielleicht explodiert eine Bombe in mir, die mich in eine Million Stücke zerreißt.«
    »Ich kann nicht versprechen, daß dir die Wahrheit - wenn wir sie finden - Erlösung bietet, denn bisher hast du dein Heil darin gesucht, sie zu leugnen. Aber wir können nicht so tun, als sei alles in bester Ordnung. Der Feind haßt mich, und früher oder später wird er versuchen, mich zu töten. Du hast selbst davor gewarnt.«
    Jim starrte auf die Worte in der Windschutzscheibe und schwieg. Ihm gingen die Argumente aus; möglicherweise ließ auch sein Widerstandswille nach.
    Die Blockbuchstaben verblaßten und verschwanden.
    Das mochte ein gutes Zeichen sein, ein Hinweis darauf, daß sein Unterbewußtsein Hollys Theorie für glaubwürdig zu halten begann. Oder der Feind begriff, daß er sie nicht mit Drohungen einschüchtern konnte - und versuchte nun, sich einen Weg in die Realität zu bahnen, um über sie herzufallen.
    »Wenn er mich umbringt, wirst du einsehen, daß er tatsächlich ein Teil von dir ist«, fuhr Holly fort. »Und wenn du mich liebst, wie du mir in der vergangenen Nacht durch den Freund mitgeteilt hast, was steht dir dann bevor? Wird dann der Jim zerstört, den ich liebe? Bleibt dir dann nur noch eine Persönlichkeit - die des Feindes? Ich glaube, darauf läuft es hinaus. Mit anderen Worten: Es geht hier nicht nur um mein Überleben, sondern auch um deins. Wenn du eine Zukunft haben möchtest, müssen wir dieser Sache auf den Grund gehen.«
    »Vielleicht graben und graben wir, ohne etwas zu finden. Was dann?«
    »Nun, dann graben wir eben noch etwas tiefer.«
    Als sie den Ort erreichten und den abrupten Übergang von ausgedörrtem braunem Land zu den dicht an dicht stehenden Häusern einer Pioniersiedlung erlebten, sagte Holly plötzlich: »Robert Vaughn.«
    Jim hob überrascht den Kopf, aber der Grund dafür war nicht etwa Verwirrung angesichts dieser Bemerkung seiner Begleiterin. Er wußte sofort, was der Name

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