Die Kaempferin
Throne irgendwie miteinander verbunden waren und die Erinnerungen …«
»… von dem anderen Thron stammen«, beendete ich den Satz, wobei dieser Gedanke meinen Verstand bereits wie ein Feuer erfasste. Wenn wir den zweiten Thron finden und als Ersatz für den Geisterthron verwenden könnten, um die Chorl erneut zu besiegen …
»Aber wo ist er? Was ist daraus geworden, nachdem die Sieben ihn erschaffen hatten?« Ich suchte Eryns Blick und sah, wie sie bedauernd den Kopf schüttelte.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie.
Ich dachte an alles, was ich erfahren hatte, als ich mit dem Thron verbunden gewesen war, an jede Erinnerung der Sieben, die ich damals durchlebt oder seither geträumt hatte. »Der zweite Thron war für Venitte gedacht«, sagte ich eindringlich. »Er sollte dabei helfen, die Stadt vor den Chorl zu schützen, vor jeder angreifenden Streitmacht, genau wie der Geisterthron in Amenkor.«
»Warum hat Venitte seine Macht dann nicht benutzt?«, fragte Eryn.
Ich hatte das Gefühl, die Antwort läge zum Greifen nahe,nur ein winziges Stück außerhalb meiner Reichweite. »Ich weiß es nicht. Alles, woran ich mich erinnere, stammt aus der Zeit vor der Erschaffung der Throne. Oder es sind Dinge, die die Sieben von den Regentinnen des Geisterthrones erfahren haben, nachdem er nach Amenkor kam.«
»Weil die Sieben sich geopfert haben, um die Throne überhaupt zu erschaffen«, sagte Eryn und nickte verstehend. »Aus der Zeit danach konnte es deshalb keine Erinnerungen der Sieben im Geisterthron geben. Nur die Erinnerungen der zahllosen Regentinnen, die selbst die Herrschaft über den Thron übernommen hatten.«
Ich nickte, ehe ich die entscheidende Frage stellte. »Wie können wir herausfinden, was aus dem anderen Thron geworden ist?«
Eryn seufzte. »Ich weiß es nicht. Aber es muss irgendwo Aufzeichnungen darüber geben. Lass Avrell und Nathem die Archive durchforsten. Vielleicht finden sie es dort irgendwo erwähnt. Außerdem kannst du Kapitän Tristan oder Brandan Vard fragen. Sie stammen aus Venitte. Wenn der zweite Thron wirklich für Venitte bestimmt war, wissen sie vielleicht, was daraus geworden ist.«
Ich drehte mich wieder zum Thron um und fuhr abermals mit der Hand über dessen Oberfläche. »Wenn die Chorl tatsächlich nach Amenkor zurückkehren …«, begann ich und ließ den Gedanken unausgesprochen in der Luft hängen. Nur dank des Geisterthrones hatten wir den ersten Überfall überlebt. Wenn es uns gelänge, ihn zu ersetzen, bevor die Chorl uns erneut angriffen …
Nach Norden. Nach Amenkor.
Ich verdrängte die Unheil verkündenden Worte und trat von dem gesprungenen Thron zurück. An der obersten Stufe des Podiums zögerte ich; dann kehrte ich der Leere des Raumes den Rücken zu und stieg vom Podium hinunter. Eryn folgte mir.
»Wohin gehst du?«, fragte sie.
»Zu Brandan Vard«, gab ich zurück. »Ich will herausfinden, was er über die Throne weiß.«
»Damit sollte auch das letzte Gesuch von Venittes Händlergilde erledigt sein«, sagte Kapitän Tristan. Er ergriff das Bündel Papier, das Avrell ihm entgegenstreckte, schaute die letzten paar Seiten durch, um sich zu vergewissern, dass alle erforderlichen Zeichen und Siegel vorhanden waren. Dann verstaute er sie in einem großen Ranzen. »Es freut mich, dass sich die Gilde hier in Amenkor erholt. Ich habe gehört, dass unlängst vier Lehrlinge in den Händlerstand erhoben wurden.«
Mir gefiel Tristans Tonfall nicht. Als Avrell zu seinem Sitzplatz zurückkehrte, sah ich ihm in die Augen, die unter der Kapuze halb verborgen waren, ehe ich zu Brandan schaute. Der Begabte aus Venitte hatte den Blick auf mich geheftet und erwartete offenbar, dass ich etwas erwiderte, also wandte ich mich wieder Tristan zu. »Alendor und seine Genossenschaft haben sich verheerend auf unsere Händlergilde ausgewirkt.«
Tristan lächelte. Seine Lippen bildeten eine schmale Linie. »Ja, das habe ich von Regin gehört. Allerdings hält er sich ein wenig bedeckt, was diese Sache angeht, wenngleich ich seinen Worten entnehmen konnte, dass Ihr bei der Beseitigung der Genossenschaft eine beachtliche Rolle gespielt habt.«
Ich runzelte die Stirn, als er die Augen zu Schlitzen verengte. Dann spürte ich eine leichte Veränderung im Fluss, als er die Aufmerksamkeit auf mich richtete. »Ja. Ich habe Alendor getötet, als herauskam, dass er Amenkors Lebensmittel stahl und an die Chorl verkaufte.«
»Ihr habt viele Menschen getötet, wurde mir gesagt.«
»Ja«,
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