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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Ränge der Chorl hinweg, schätzte die Streitmacht auf über hundert Mann, registrierte die knallig bunten Farben der Kleidung der Krieger, die im abendlichen Sonnenlicht leuchtete, das Funkeln von Licht auf erhobenen Krummschwertern, die blaue Haut und die dunklen Tätowierungen in den Gesichtern der Chorl.
    Dann erspähte er das unverkennbare Aufblitzen von Gelb und einen dunkelgrünen Streifen.
    Die Chorl hatten einen ihrer Priester dabei.
    Und eine Begabte.
    Als Westens Männer sich auf halbem Weg zu den Toren Temalls befanden und durch ein Getreidefeld auf eine Straße vorpreschten, fielen die Chorl von hinten über die Nachzügler her, die durch die noch immer offenen Tore zu gelangen versuchten. Schreie des Grauens schlugen in wildes Gebrüll um, aus dem Schmerz und Qualen sprachen, wurden lauter und lauter …
    Dann war Westen zur Stelle.
    Doch die Chorl hatten uns kommen gesehen.
    Zehn Schritte vor der Linie der Chorl, die sich umgedreht hatten, um sich uns zu stellen, blieb Westen unvermittelt stehen. Er hatte den Rest der Männer aus Amenkor hinter sich gelassen. Der vorderste Chorl-Krieger lächelte; Tätowierungen kräuselten sich über sein Antlitz, sogar über den Nasenrücken.
    Tief in Westens Innerstem hielt ich an mich, um nicht vorzupreschen und die Herrschaft über seinen Körper zu übernehmen. Ich spürte eine weitere, geringfügige Veränderung … und Westen wurde vollkommen ruhig.
    Er erwiderte das Lächeln des Chorl.
    Der Krieger brüllte, und seine Gefährten rings um ihn fielen ein. Im Fluss spürte ich, wie der Rest der Männer aus Amenkor zu Westen aufschloss und an ihm vorbeistürmte, als das Gebrüll der Chorl anschwoll und die blauhäutigen Krieger attackierten.
    Der Anführer der Chorl starb als Erster. Als er heranstürmte, wobei ihm Speichel von den dunkelblauen Lippen flog, wich Westen geschickt aus, zog in einer flüssigen Bewegung seinen Sucherdolch und schnitt damit über die ungeschützte Kehle des Chorl. Blut spritzte aus der klaffenden Wunde, doch Westen suchte bereits den nächsten Gegner. Die Männer aus Amenkor und die Chorl-Krieger prallten mit einem Geräusch aufeinander, das im Fluss widerhallte. Der Makel von Blut breitete sich aus, gefärbt von Schweiß, frisch umgegrabener Erde und Verzweiflung. Ich spürte, wie ich mich unwillkürlich durch das Feuer streckte. Meine Gefühle vermischten sich mit denen Westens, und mein Puls ging schneller, bis unsere Herzen im Einklang schlugen. Wir verschmolzen; die unzähligen Übungsstunden, die ich im Zuge der Ausbildung während der letzten Monate mit Westen verbracht hatte, ermöglichten es mir, seine Bewegungen vorauszuahnen. Ich schloss mich ihm an und gab ihm mit dem Fluss bald einen Schubs hierhin, bald dorthin, ohne je gänzlich die Herrschaft zu übernehmen.
    Er stieß mit dem Dolch zu. Die Klinge drang durch die blauen und purpurnen Seidengewänder eines Chorl-Kriegers, durch die Lederrüstung und ins Herz. Der Chorl sog scharf die Luft ein. Eine Blutblase erblühte auf seinen Lippen. Westen nutzte den Schwung des Mannes, um ihn beiseitezuschleudern, wobei er den Dolch mit einem Ruck herausriss. Seine Hand verlagerte den Halt um den Dolchgriff, und er schnitt nach links undrechts, schlitzte einen Arm auf, dessen Besitzer kreischte, und trieb die Klinge dann in die Seite eines anderen, der den Rücken wölbte, als er fiel. Immer tiefer drang Westen in das Gewühle vor. Schreie verstummtem jäh. Blut spritzte von Schwertschneiden auf Kleider, Rüstung, Haut und den Erdboden. Westen drang weiter vor, immer weiter, stieß Körper beiseite und stampfte über jene hinweg, die bereits gefallen waren. Durch das Tosen der Schlacht, das der Fluss ein wenig dämpfte, spürte ich Westens tödliche Entschlossenheit.
    Die gelben Gewänder des Priesters, das Grün der Begabten.
    Ich verengte den Fluss, wie ich es am Siel getan hatte, schob ihn vor mir her, benutzte ihn, um eine Schneise zu schlagen. Eine Klinge blitzte und schnellte auf eine Lücke in Westens Verteidigung zu, doch ich lenkte sie mit einem hastig hochgerissenen Schild ab und konnte das Erschrecken des Chorl fühlen, als sein Schwert gegen Luft prallte und davon abglitt. Westen drang weiter voran, und das Gewühl der Leiber verschlang den Krieger, bevor dieser erneut zuschlagen konnte. Westens Dolch stieß unaufhörlich zu, prallte von Rüstungen ab und versank in Fleisch. Schließlich aber wurde das Gedränge zu dicht, und wir kamen zum Stillstand inmitten dicht

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