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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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blutverschmiert. Alle um ihn herum sahen ebenso aus.
    Auf dem Feld setzten die Männer unter der schwarzen Flagge den flüchtenden Chorl nach.
    Westen schüttelte den Kopf. »Nein. Wir wissen nicht, wie viele weitere Chorl-Krieger sich jenseits der Hügel aufhalten.«
    »Aber die anderen …«, sagte jemand und deutete auf die andere Gruppe.
    Gleichzeitig brach die Streitmacht unter der schwarzen Flagge die Verfolgung der Chorl ab, zog quer über die Felder vor den Mauern und bewegte sich in die Richtung, aus der sie gekommen war.
    Das rote, auf die schwarze Flagge gestickte Zeichen geriet flatternd in Sicht, und alle um Westen herum sogen scharf die Luft ein.
    Drei Striche – einer waagerecht, zwei lotrecht nach unten und außen.
    Der Geisterthron. Das Symbol Amenkors.
    Westen erstarrte, und sein Blick heftete sich auf die Gestalt auf dem vordersten Ross.
    Obwohl die Gruppe sich ein gutes Stück entfernt hatte, war der Mann, der sie anführte, sowohl für Westen als auch für mich unverkennbar.
    »Das kann nicht sein«, stieß Tomus mit ungläubiger Stimme hervor.
    Westens Miene wurde verkniffen. »Das ist Baill.«
    Ich spürte innerhalb des Feuers, wie mich blanke Wut umhüllte.
    Hauptmann Baill – der Mann, der die Händlergenossenschaft unterstützt hatte, die Amenkor beinahe in Stücke gerissen hätte; der Verräter, der Alendor im vergangenen Winter geholfenhatte, Vorräte aus Amenkor zu stehlen und die Lebensmittel an die Chorl zu übergeben. Er war damals auf dem runden Platz im östlichen Teil der Stadt aus einer Falle entkommen, die wir ihm dort gestellt hatten; seither hatte man nichts mehr von ihm gehört.
    Um ein Haar hätte ich mich vorwärtsgestreckt und die Herrschaft über Westen übernommen, um Baill zu verfolgen und ihn für seine Taten zur Rechenschaft zu ziehen, als Tomus sagte: »Aber das ergibt keinen Sinn. Warum greift er die Chorl an? Warum hilft er Temall?«
    »Und warum tut er es im Namen des Geisterthrones?«, fügte Westen hinzu und drehte sich zu Tomus um.
    Der blonde Sucher, dessen Haar von Blut verklebt war, blickte verdutzt drein.
    Hinter ihnen gelangten die letzten Bewohner Temalls durch die Tore; dann strömte eine Streitmacht bewaffneter Gardisten daraus hervor. Der Berittene an ihrer Spitze hielt geradewegs auf die Gruppe aus Amenkor zu. Westen trat vor, immer noch verwirrt über Baills plötzliches Erscheinen. Der Rest der Gruppe reihte sich erschöpft hinter ihm auf.
    Die Männer aus Temall hielten zehn Schritte entfernt. Der Reiter – graubraunes Haar, gestutzter Bart, braune Augen, strenge Miene – musterte erst Westen, dann die anderen.
    »Wer seid Ihr? Woher kommt Ihr?«, fragte er in argwöhnischem Tonfall. Seine Stimme knirschte wie Stein auf Stein.
    »Ich bin Hauptmann Karl Westen«, stellte Westen sich vor und zuckte leicht zusammen. Der Adrenalinstrom versiegte, sodass die blauen Flecken, die er beim Kampf erlitten hatte, zu pochen begannen. »Wir kommen aus Amenkor, um Euch vor den nahenden Chorl zu warnen.«
    Der Mann schnaubte. »Wir wissen von den Chorl. Seid Ihr ein Teil der Bande?« Er deutete mit dem Kinn in die Richtung, in der Baill und seine Meute über die Hügel verschwunden waren.
    Westen runzelte die Stirn. »Nein. Wir wurden von der Regentin geschickt. Die Chorl haben Amenkor angegriffen, und wir nehmen an, dass sie auf dem Weg zurück dorthin sind. Wir haben keine Ahnung, wer oder was diese Bande ist, auch wenn diese Leute den Geisterthron als Banner tragen.«
    Der Fremde verengte die Augen. Eine Weile herrschte Stille, durchbrochen nur vom Knarren von Rüstungen und metallischem Klirren, als die Männer der beiden Streitkräfte unruhig ausharrten.
    Dann hob der Mann den Kopf und schaute über Westens Gruppe hinweg.
    »Nun, Hauptmann Karl Westen, ich bin Justaen Pyre, Fürst von Temall. Ich danke Euch für Eure Hilfe bei dem Chorl-Angriff, aber Eure Warnung war unnötig. Wir wissen von den Chorl und dass sie die Bootsmannsbucht in Beschlag genommen haben. Schon seit einigen Monaten leiden wir unter ihren Überfällen. Aber ich kann Euch versichern, dass den Chorl nichts an Amenkor liegt.« Er legte eine Pause ein und beugte sich im Sattel vor. »Sie sind nach Süden unterwegs, nach Venitte.«

S ECHSTES K APITEL
    V enitte?«, sagte Darryn. Kurz dachte er darüber nach, ehe er sich dem Rest der um den Ratstisch Sitzenden zuwandte. »Dann haben wir wohl nichts zu befürchten. Amenkor dürfte in Sicherheit sein.«
    Avrell schnaubte höhnisch, woraufhin

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