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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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Australia and stuff …«
    Das Känguru hat den Kopf über seinem Teller, Spaghetti hängen aus seinem Mund, es schlürft, dreht, ohne den Kopf zu bewegen, seine Augen zu dem Mädchen hin und sagt: nichts.
    »Isn’t this place totally awesome?«, fragt Sarah. »It’s kind of like …«
    »Yeah!«, sage ich, nehme noch einen Bissen von meiner lokalen Spezialität und muss wieder weinen.
    »Crazy!«, sagt sie und schüttelt Kopf und Arme.
    »You wanna know what’s crazy?«, fragt das Känguru. »Your backpack is bigger than you.«
    »Do you know KrankenHouse?«, fragt das Mädchen. »They are kind of, like, from Berlin. They started as a punk band in the eigthies. Called themselves something like The Sick Sisters . But now they make something like Major-Independent-Industrial-Techno-House-Dubstep-Trancecore. I absolutely love them. I have two tickets for tomorrow.« Sie blickt zu mir. »Hey! You wanna come? It’s gonna be so great.«
    Sie zieht zwei Tickets aus ihrer Jeanstasche. Das Känguru nimmt sie ihr ab.
    »Thank you«, sagt es.
    »I was kind of like asking your friend if he and me kind of … But, hey, that’s cool … You two go, I have seen them many times before …« Sie spricht immer langsamer. »I’ll just listen from outside … It’s gonna be loud enough anyway.« Ihre Stimme ist brüchig geworden. »It’s gonna be so awesome. I’m so excited.«
    Sie zieht eine kleine Dose aus ihrer Tasche, macht sie auf und steckt sich etwas in den Mund.
    »What’s this?«, frage ich.
    »Moodlifters«, sagt Sarah. »My psychiatrist gave them to me. Want one?«
    Ich schüttle den Kopf. Das Känguru greift zu.
    »You know«, sagt es nach einer Weile. »This kind of feels really, really awesome!«
    »Doesn’t it?«, fragt Sarah. »I absolutely love it. Don’t you just love it?«
    »I love it«, sagt das Känguru. »This hostel is so beautiful, you know? Don’t you just, like, well, love this hostel?«
    »I love the hostel! It’s the best hostel ever! It’s kind of awesome!«
    »And the closed down Schlecker«, sagt das Känguru. »It’s like the best.«
    »It’s beautiful!«
    »And I just love those Spaghettis. Don’t you just love those spaghettis? They are kind of perfect. I’m so happy! For no reason! But I don’t care.«
    »Please«, sage ich. »I seriously need one of those pills.«
    »Sorry«, sagt Sarah. »The kangaroo took the last five.«

»Der Mensch ist frei geboren
und liegt doch überall in Ketten.«
    Holiday Inn
    Wir sind – aus Gründen – in ein anderes Hotel umgezogen. Ich habe es mir im Zimmer gemütlich gemacht.
    »Soll ich dir mal sagen, warum meiner Meinung nach der Kapitalismus trotz all der Widersprüche und Ungerechtigkeiten, die er Tag für Tag kreiert, noch nicht untergegangen ist und das bedauerlicherweise auch in naher Zukunft nicht tun wird?«, fragt das Känguru.
    Ich sage nichts.
    »Er geht nicht unter, weil er seinen eigenen Forderungen gemäß flexibler, belastbarer, innovativer, kreativer, teamfähiger, begeisterungsfähiger und kreativer ist als alle vorangegangenen Unterdrückungssysteme«, sagt das Känguru. »Auch ist er, und das scheint mir das Entscheidende, durchlässiger. Der Kapitalismus, dieser Pfiffikus, hat sich den Trick ausgedacht, seine erfolgreichsten Kritiker nicht zu bestrafen, sondern zu belohnen. Er bringt sie nicht zum Schweigen, indem er sie einsperrt oder tötet. Nein! Er will keine Märtyrer erschaffen. Der Kapitalismus bringt seine erfolgreichsten Kritiker zum Schweigen, indem er sie reich macht. Der aktive Gewerkschaftler wird zum Gewerkschaftsführer und ist damit plötzlich selbst Boss eines großen Unternehmens, der pazifistische Oppositionspolitiker wird zum kriegstreibenden Außenminister, und der kritische Künstler wird zum selbstzufriedenen Massenunterhalter.«
    Ich drehe die Düsen des Whirlpools unserer Fünfsternesuite auf halbe Kraft, nehme einen Schluck von meinem exzellenten 68er Spätburgunder, lege das Magazin mit den schönsten Golfplätzen Monacos beiseite und frage: »Worauf willst du hinaus?«
    »Auf nichts«, sagt das Känguru. »Ich plappere nur so vor mich hin.«
    Ich drehe die Whirlpooldüsen wieder auf.
    »Ich geh dann mal nach dem Pinguin suchen«, sagt das Känguru und nimmt den digitalen Bilderrahmen vom Marmorkamin. »Ich nämlich versuche zu verhindern, dass er seinen bösartig-neokonservativen Weltnummerierungsplan umsetzen kann.«
    »Viel Spaß«, sage ich und schließe meine Augen.
    »Ich muss vor allem den

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