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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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innerhalb der Stadtmauern oder von außerhalb?«
    »Ich komme aus dem Inneren«, antwortete der Aschling.
    Sie zog sich die Kapuze vom Kopf, aber nur ein wenig, so dass die andere Frau sie in Augenschein nehmen konnte. Godwaina keuchte auf und sagte: »Ah, Ihr seid eine der Gesegneten.
Wir beten jeden Tag für diejenigen Eurer Art und bitten die Toten um Führung unter Eurem Schutz.«
    Selbst da konnte ich das Gesicht des Aschlings nicht erkennen, weil ich durch seine Augen die Chymerfrau ansah.
    Godwaina drehte sich kurz um, um nach ihren Schwestern zu rufen. »Eine der Gesegneten ist zu uns gekommen, meine Schwestern!« Dann zog sie aus den Falten ihres Gewandes die kleinen Symbole ihres Schwestemordens, während sie sich wieder umwandte, um die Fremde erneut anzusehen. Eines von ihnen war ein langer, geschärfter Zahn in einer Fassung, ein weiteres ein silberner Kreis, in dem die Spiegelscheibe hing, die zur Hälfte mit magischen Inschriften bedeckt war.
    Godwaina küsste diese beiden Anhänger. Sie bot sie der Luft dar, als könnten sie so von den Geistern gesehen und auch gesegnet werden. Dann ließ sie die Halskette wieder in ihrer Bluse verschwinden. »Kommt Ihr als Dienerin eines anderen Menschen?«, fragte sie. »Kommt Ihr irgendeinem Herrn zuliebe her?«
    »Ich komme aus eigenem Antrieb, denn vieles ist verloren, wenn Sterbliche sterben. Dieser hier lebte nicht lange genug, um mit mir zu sprechen, obwohl ich nach ihm suchte.«
    »Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Ihr uns gefunden habt«, meinte Godwaina. Sie streckte die Hand aus, um das Gesicht des Aschlings zu berühren. »Irgendein Heiliger oder eine Heilige hat Euch gesandt.«
    »Kommt mir nicht zu nahe, Chymerherrin«, warnte der Aschling. »Denn ich bin durch eine Plage in meinem Fleische gezeichnet. Ich hörte, dass es sich für jene, die dies nicht erlebt haben, wie Feuer unter der Haut anfühlen solle.«
    Die Chymer zog ihre Hand zurück. Sie blickte auf die
Münzen in ihrer anderen Hand und erweckte den Eindruck, als wollte sie sie aus Angst vor Ansteckung fallen lassen.
    »Diese Plage überträgt sich nicht über Münzen oder Ringe«, erklärte der Aschling. »Wenn sie es täte, so wären bereits zahlreiche Leute durch meine Berührung gestorben.«
    »Ja, Eure... Arten der Unterhaltung... sind selbst bei so keuschen Menschen wie uns bekannt. Diejenigen von Eurer Art haben so sehr gelitten«, sagte die Chymer, allerdings in einem kühlen Tonfall. »Ihr tragt das flüssige Feuer in Eurem Fleische.«
    »Ich gehörte nicht zu denen, die Ihr fürchten solltet, gute Klausnerin«, sagte der Aschling und blickte zum Himmel hinauf. »Es dauert nur noch wenige Augenblicke, bis die Nacht hereinbricht, wenn überhaupt. Ich habe ihr Kreischen bereits gehört.«
    Godwaina blickte ebenfalls über die Baumwipfel hinweg. Der Himmel nahm dort am Rand bereits eine trübe Färbung an. Sie hob die Hände an die Lippen, als äße sie eine Oblatenkrume. »Kommt herein.« Dann beugte sie sich zu dem Knaben hinunter und stieß ihm mit dem Finger gegen die Schulter. »Das Tierkind kann unser Heiligtum nicht betreten. Er besudelt alles, was er berührt.«
    Der Aschling wandte sich dem Knaben zu. »Mordac, warte dort bei den Eichen auf mich. Fürchte nicht um mich. Halte am Himmel nach Moms Ausschau.«
    Er reichte ihr den Sack.
    Der Aschling ließ seine Finger durch sein Vogelnest aus dichten Haaren gleiten. »Lass nicht zu, dass sie dich finden.«
    Mordac knurrte die Chymer an.
    Während er der Chymerschwester in das Höhlenhaus folgte,
blickte der Aschling auf und sah, wie die ersten Schneeflocken des Jahres fielen.
    Es kam mir so vor, als sähe ich einen Vampyr, der mit ausgebreiteten Flügeln hoch über den Bäumen vor dem violetten Himmel in der Dämmerung über das Land jenseits der Stadt glitt.
    Warum sollte es hier einen Vampyr geben? Und warum sollte er frei sein? Was hatte ich am Himmel gesehen? Damals wusste ich nicht, was für ein Wesen durch die Luft von Taranis-Hir patrouillierte, aber es gab mir ein wenig Hoffnung, einen von meiner Art zu sehen, wenn auch nur als Silhouette, während sich auf die Welt dort oben die Nacht herabsenkte.
     
    Innerhalb einer Stunde hatten sich sieben der Chymers um einen niedrigen Holztisch versammelt, der mit den Instrumenten ihrer Zunft bedeckt war. Manche von ihnen stellten sich vor, und ich erkannte einige, die ich in meiner Jugend als Klausnerinnen gekannt hatte, bevor sie sich in diese nekromantische Sekte

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