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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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ein wenig Frieden, obwohl zahlreiche Menschen gestorben waren. Ihre gefrorenen Leichname wurden entlang der Abteimauem aufgestapelt, da der Boden zu
hart war, um ihn für ein ordentliches Begräbnis aufzuhacken. Ein Eissturm zog im folgenden Frühjahr durch das Land, und als die ersten neuen geflügelten Dämonen in der Nacht auftauchten – nach den beiden, welche im Jahr zuvor in der Nähe der jungen Baronin gefangen worden waren – jagten sie selbst den dortigen Priestern Angst ein, bei deren Kreuzen und Heiligtümern doch niemand sicher aufgehoben war. Es verbreitete sich die Kunde, dass die Dämonen gekommen waren, um die Herrschaft über die Erde zu übernehmen.
    Elf Jahre lang schmachteten wir und fühlten keinen anderen Vampyr im Strom. Nur in der kalten Jahreszeit spürten wir, wie die flüsternden Schatten durch den Schleier kamen und die Herrschaft über die Welt dort oben ergriffen.
    Und als das elfte Jahr unserer Gefangenschaft bereits mehr als zur Hälfte vorüber war, hörte ich schneidende und kratzende Geräusche am oberen Ende des Brunnens.
     
    »Jemand ist hier«, flüsterte ich.
    Es jagte mir einen Schauder über den Rücken, als ich dies aussprach, denn wir beide wussten, dass wir in einem solchen Fall leicht vernichtet werden konnten. Die Jahre hatten uns geschwächt. Wir verfügten über keinerlei Kampfgeist mehr und zeigten mehr Verzweiflung als Hoffnung.
    Ich blickte nach oben, konnte aber nicht klar sehen. Obwohl die Dunkelheit mein Licht war, war mein Sehvermögen zu dem eines alten Mannes geworden.
    Alles, was ich erkennen konnte, war jene kreisrunde Einfassung des Brunnens über uns. Doch selbst sie war nicht deutlich zu erkennen. Sie schien sich viele Leagues über uns zu befinden, und ich fragte mich, ob ich mir die kurze Bewegung
am oberen Ende des Brunnens, die ich zu sehen geglaubt hatte, doch nur eingebildet hatte.
    Drei Nächte lang hörte ich die Geräusche, erwähnte sie meinem Gefährten gegenüber aber nicht.
    Es war der Klang von Schlössern und Ketten, die zerbrochen wurden.
    In der vierten Nacht hatte sich etwas verändert, als ich erwachte.
    Die Luft in unserem Gefängnis schien plötzlich eine andere zu sein – kurzzeitig hatte eine kühle Brise die abgestandene Luft in diesem Tunnel tief in der Erde erfrischt.
    »Jemand war hier«, flüsterte ich meinem Freund zu, als er mir seine Kehle darbot, damit ich mich daraus nähren konnte.
    Nach diesem Ereignis begann ich nach Anzeichen für Veränderungen Ausschau zu halten, nachdem wir in der Nacht erwacht waren.
    Ich erblickte kleine Fußspuren.
    Ich roch Fleisch und Blut, auch wenn ich noch immer niemanden zu Gesicht bekommen hatte.
    Während des Tages kam dann aber jemand zu uns, um uns zu beobachten.
    Jemand kam, um uns in unserer Gefangenschaft zu stören.
     
    Der Aschling traf ein, als die Dämmerung soeben aus dem Osten durch den sich verfinsternden Wald strömte. Das Sonnenlicht drang niemals bis unter die Erde, da es keinen Riss in dem Verschluss oben auf dem Brunnen gegeben hat.
    Während meines Schlafes an jenem Tag hörte ich Merods Stimme. Zwar war kein wirklicher Laut zu hören, doch erlebte ich erneut Visionen.

    Darin sah ich Alkemara wieder, aber so, wie Merod die Stadt in der Hochzeit seiner Unsterblichkeit gesehen hatte. Ich erblickte Vampyre, die mit ihren Flügeln den Himmel bedeckten, sowie die Priester des Blutes, und den Nahhashim, und selbst diejenigen der Myrrydanai, die noch nicht von Medhya versklavt worden waren. Ich erblickte goldene Tempel und aus schwarzem Stein bestehende Obelisken, die im Mondlicht glänzten. Die Stadt war noch nicht in der Erde versunken und stand auf dem Gipfel eines großen Berges. Am oberen Ende der tausend Treppenstufen, die zu ihren ersten Mauern hinaufführten, erhob sich die Statue der Großen Schlange und die von Datbathani, der Königin der Schlangen, der Hüterin des Giftes. Die Statuen waren golden, rot und schwarz bemalt, und Blumenkränze waren der Göttin von Sterblichen, die mit Opfergaben gekommen waren, zu Füßen gelegt worden, damit sie ihnen und ihren Nachkommen Wohlstand bringe. Musikanten spielten an den Prachtstraßen, in den langen Becken schwammen schwarze Schwäne, und Kinder standen am Rande des Wassers, während Vipern ihren Weg kreuzten, ohne sie zu beißen. Ich sah dies alles wie durch Merods Augen, denn dies war sein Geschenk für mich – in meinem Blut würde er erscheinen, und in meinem Fleisch würde er leben, auch wenn ich weder immer

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