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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Strom schickten, um ihre Präsenz zu spüren, hatte es keine Antwort mehr gegeben, seit ich damals gespürt hatte, wie ein Feuer durch den Strom gefegt war – als Ewen und ich das heilige Gesetz gebrochen hatten, nach dem kein Vampyr von einem anderen Blut trinken darf.
    Nach alledem, was wir wussten, waren wir die letzten Vampyre auf der Welt.
    »Wenn wir bald ausgelöscht sein werden«, bemerkte Ewen, »so möchte ich, dass unsere jeweilige Asche vermischt wird, so wie unsere Brüder und Schwestern in den Grabkammem von Hedammu in der Auslöschung zusammenbleiben.«
    »Ja«, antwortete ich. »Aber wir werden gegen sie kämpfen, Ewen. Wir werden kämpfen.«
    »Sie wissen, wie sie uns vernichten können«, erwiderte er. Sein Atem wurde langsamer, als er in den Schlaf des Tages hinüberglitt.
    Doch ich wartete an jenem Morgen so lange, wie ich nur konnte.
    Ich wusste, der Aschling würde zurückkehren.
    Diese Frau hatte einen Grund, uns Blut zu bringen, und ich wollte herausfinden, warum sie die Toten aufgesucht hatte, um zu uns zu kommen.
    Und warum sie uns frischen Lebenssaft brachte, um uns zu stärken, wenn es sich bei uns um die Feinde des Reiches der Sterblichen handelte.

    Erneut bemerkte ich, dass der Aschling in den Brunnen herabstieg und uns wieder Blut brachte. Ich kämpfte bis zum allerletzten Moment gegen den Schlaf an. Erneut kam mir die Fremde nahe und berührte mein Gesicht.
    Ich machte einen Satz und umschlang ihre Taille. Sie wehrte sich gegen mich, doch griff ich nach ihrem Gesicht, um es sehen zu können.
    Dort, innerhalb der Falten ihrer Lumpen, erblickte ich ein Gesicht, das ich seit vielen Jahren nicht gesehen hatte. Nicht mehr gesehen hatte, seit die junge Frau eher noch ein seltsames Kind als eine junge Frau gewesen war.
    Sie war »die Verschleierte« genannt worden, da sie ihr Gesicht und ihre Gestalt verborgen gehalten hatte.
    Es war das Kind der Waldfrauen, das Calyx genannt wurde.
    Sie zeigte Plagenmale an Hals und Schultern, wegen denen ihre Haut durchsichtig wirkte. Ihr Gesicht trug zahlreiche Narben, aber es schillerte auf eine Art, als stellte es die Farbe des Mondes selbst dar, mit all seinen Flecken und Schatten.
    Sie stieß mich zurück, und ich stürzte zu Boden, da ich bereits die Schwäche des nahenden Tages spürte.
    Als ich zu ihren Füßen dalag, unfähig, der Besinnungslosigkeit des Schlafes zu widerstehen, brachte sie ihre Lippen nahe an mein Ohr und wisperte: »Hör gut zu, denn ich habe dir vieles zu sagen. Ich bin nicht allein. Auch andere wünschen deine Sicherheit, obgleich sie deine Teufelskunst verabscheuen.« Sie blickte zum Brunnenrand hinauf, als ob diejenigen, die ihr beim Abstieg halfen, zusehen könnten. »Sie haben ihr Blut gegeben, damit ihr, du und dein Freund, zu Kräften kommen konntet. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war, Bluttrinker. Die Wachen kommen in der Dämmemng, um euch
zu holen. Sie erwarten, dass ihr für ihre Krieger eine leichte Beute sein werdet. Erhebt euch früh und trinkt euch satt. Ihr werdet eure Kräfte brauchen. Wenn ihr in die Grabhügeltiefen gebracht werdet, haltet nach mir Ausschau, ob ihr nun eingesperrt oder in jenen Folterstuhl namens »Roter Skorpion« gezwungen werdet. Du musst wissen, dass ich dich beobachte. Falls du mich siehst, sprich erst, nachdem ich gesprochen habe. Falls ihr entkommt, sucht nach den Klippen im Norden und Westen, die durch die Katastrophen entstanden sind. Sucht nach dem goldenen Baum deiner Ahnen und von dort aus nach den Höhlen des Schädels. Vertraut niemandem, bis ihr das Akkaditenmal an ihnen seht. Es besteht aus der Gestalt des Blattes jenes fünffingerigen Krautes von der Form einer Kinderhand.« Sie zog die Falten ihres Kittels auseinander, und über ihrer blassen Hüfte war das Akkaditenblatt in blauen und grünen Farben eintätowiert. »Ungeheuer, grausamer als ihr, sind in diese Welt eingebrochen. Viele von eurer Art wurden versklavt und vernichtet. Der Schleier ist dünn und weint Tränen des Feuers. Niemand ist sicher. Wenn euch Wölfe verfolgen, dann müsst ihr sie abschütteln, bevor ihr euch den Höhlen an den Klippen nähert, denn es handelt sich bei ihnen um Spione der Schattenpriester, die unsere geheimen Plätze suchen. Hütet euch vor den Weißen Roben.«
    Mit jeder Faser meines Seins kämpfte ich darum, wach zu bleiben, aber dennoch schlossen sich meine Augen. Im letzten Moment, bevor ich einschlief, hörte ich, wie Calyx seltsame Worte zu mir sagte: »Hütet euch vor

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