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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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berührt.
    Der Boden meines Käfigs fiel nach unten, gezogen von einer Kette, die an der Unterseite befestigt war.

6
    Ich stürzte etwa eine halbe Körperlänge tief auf einen staubigen Boden. Ewen fiel ebenfalls hinab und landete auf seiner linken Seite.
    Ich schmeckte Schmutz in meinem Hals.
    Ein Donnergrollen aus Geschrei begleitete das Herabfallen der Kämpfer – als Voraussetzung für das Spiel.
    Auf dem Rücken liegend blickte ich nach oben, um zu sehen, welchen Fluchtweg ich finden konnte.
    Ein Netz aus feinem Filigran war über gebogene Masten geworfen worden, als handelte es sich dabei um einen Brustkorb, dessen Haut das Netz selbst wäre. Es bedeckte uns und hielt uns in seinem Inneren fest. Ich zweifelte nicht daran, dass in diesem Netz Silber oder irgendein Zauber der Myrrydanai verarbeitet war. Sie würden unsere Flucht in einer solchen Nacht, während des Ereignisses, das dieses Spiel bedeutete, wohl nicht riskieren.
    Ich dachte daran, das Netz, das uns überdachte, zu untersuchen, doch die Fesseln an meinen Hand- und Fußgelenken würden mich daran hindern, meine Flügel zu ihrer vollen Größe auszubreiten. Ich war für diese Spiele an die Erde gefesselt. Mir war bewusst, was ihr Sinn und Zweck war – zu töten oder getötet zu werden, zur Unterhaltung der Massen, die sich hier versammelt hatten.
    Ich sah dichten blauen Rauch wie Nebel am Rand der Arena entlang aufsteigen. Hunderte von Fackeln erhellten die Nacht. Hinter uns und um uns herum schrie die Menge begeistert auf, als sie uns zu Gesicht bekam. Es waren Schreie wie »Brennt in
der Hölle!« und »Teufel werden verbrennen!« zu hören, ebenso wie Rufe nach ihren Kriegerhelden und einem Sprechgesang für jene, welche Chymers genannt wurden.
    Einiges davon hörte ich aus dem verfälschenden Gesang der Menschenmenge, einschließlich der folgenden Sätze: »Die, die die Schatten zu uns bringen! Die, die mit Wolf und Bär laufen! Die, die mit erdgebundenen Geistern sprechen! Chymerschwestem! Chymermütter!«
    Die Feuer brannten am anderen Ende der Arena heller. Über ihnen, auf den Publikumstribünen, ragte ein großer Pavillon mit zwei Rundzelten auf jeder Seite auf. Ich nahm an, dass der Herr und die Herrin des Landes dort saßen, gemeinsam mit Kriegem des Reiches sowie Leuten von niederem Adel.
    Ich blickte auf, als ich merkwürdige Vogelrufe hörte. Drehten die Moms ihre Runden über den Himmel rund um die Arena? Über mir hingen von dem Netz, das unsere Überdachung bildete, und dem bogenförmigen Brustkorb aus Masten zahlreiche Räder und Gewichte herab, deren Ketten in den Boden hineinführten – durch die Falltüren hindurch, zu den anderen in den Käfigen unter uns.
    Ich zählte diese herabhängenden Ketten und fand heraus, dass es wenigstens dreißig von ihnen gab, die durch diverse Falltüren unter der Erde führten. Sie waren in Reihen angeordnet und hingen an der Seite der Arena, an ihrem Hauptweg entlang.
    Darüber hinaus bemerkte ich mehrere hölzeme Bottiche, die wie Badewannen wirkten und in Dreierreihen zu beiden Seiten der Arena bis hin zur Mittelmarkierung jenseits von uns aufgestellt waren.
    Überall auf dem Boden befanden sich Waffen. Sie waren
ebenfalls so angeordnet, dass es schien, als wäre ihre Entfernung zur jeweils nächsten Waffe genau abgemessen. Einige von ihnen, wie Piken und Dreizacke, waren so in den Boden gestoßen, dass sie herausgezogen werden konnten. Andere, etwa Schwerter und Dolche, wirkten, als wäre glänzendes Metall überall auf dem Boden verstreut worden.
    Schlange, Vater meines Volkes, gib mir die Kraft, und gib Ewen und mir selbst deinen Segen, so dass wir die Sterblichen besiegen können.
    Ich bat die Schlange um Schutz und um den Sieg, obwohl ich nicht glaubte, dass überhaupt irgendeine Gottheit existierte, die mein Gebet erhörte.
    Ich setzte mich auf und warf einen raschen Blick zu Ewen hinüber, der ein langes, zweischneidiges Schwert in den Händen hielt, als wäre es ihm gereicht worden. Er starrte mich an, als sei er sich unsicher, was er tun sollte. Wenngleich wir nur wenige Monate nacheinander gestorben waren und er bloß ein Jahr jünger war als ich selbst, so war er mir doch schon immer wesentlich jünger erschienen, als ich mich fühlte. Mein Bedürfnis, ihn zu beschützen, war stark, und ich konnte einfach nicht zusehen, wie er an einem solchen Ort starb. »Wir kämpfen bis zum Tode«, sagte ich zu ihm. »Schon andere haben dieses Turnier überlebt, und wir werden es auch

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