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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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dem Dreizack aufwärts, erwischte seinen Morgenstem mitten im Schwung und schlug ihn ihm so aus der Hand, dass er zur linken Seite davonflog.
    Das Gebrüll der Leute, die uns zusahen, war ohrenbetäubend für mich, und der grelle Schein des Feuers führte dazu, dass ich meine Augen nur halb offen halten konnte.
    Der Jüngling ließ sich von dem Verlust einer seiner Waffen jedoch nicht abschrecken. Er wirbelte die Axt herum, als wollte er sie mir direkt ins Herz schleudern. Aber als er sie dann losließ, ließ ich mich zu Boden fallen und robbte auf dem Bauch so schnell nach links, dass mich die herabfallende Axt nicht berühren konnte.
    Als er dies sah, lief er in einem Kreis um Ewen und mich herum. Und dieses Mal rannte die junge Frau mit dem geflochtenen Haar, den entblößten Brüsten und der zerrissenen Tunika,
die kaum ihre Oberschenkel bedeckte, auf uns zu. Sie hielt ein Schwert mit zwei Klingen in der Hand, das an seinen Enden wie ein Krummschwert gebogen war. Wie der Knabe, so verfügte auch sie über eine hart erworbene Kampfausbildung. Sie ging gezielt auf Ewen los. Er sprang auf, aber ich erkannte die Furcht auf seinem Gesicht, denn mit seinen silbernen Handschellen konnte er nicht wie ein Vampyr kämpfen. Er kam nicht einmal gegen eine dieser jungen Frauen an.
    Wir waren allein darum hier, um vernichtet zu werden, das war ganz offensichtlich. Die Menge wollte der öffentlichen Vernichtung von Vampyren zusehen. Die Sterblichen waren uns überlegen, trotz ihrer mangelnden Rüstungen und Schilde, trotz ihrer Nacktheit. Dennoch waren sie in mancher Hinsicht ebenso Opfer wie diejenigen, die in der Nähe des Pavillons in dem Feuerring standen.
    Wir alle waren Opfer.
    Dies war das Spiel. Und die einzige Regel, die existierte, hieß Überleben.
     
    Ich sah, wie eine der nackten jungen Frauen ihren Speer in einen großen, breiten Bottich tauchte – und als sie ihn wieder herauszog, tropfte Quecksilber davon herab. Ihr schönes Gesicht und ihr blasses Fleisch täuschten über die Kraft in ihren Armen hinweg, denn als sie den tropfenden Speer wieder zu sich heranholte, erblickte ich pralle Muskeln an ihrer Schulter. Sie wirkte wie eine Amazone, wunderschön und überaus gefährlich, und bewegte sich mit der Schnelligkeit einer Hirschkuh. Als sie die Arena zur Hälfte durchquert hatte, hob sie den Speer und ließ einen Schlachtruf erschallen, der wie ein Heulen klang. Weiter und weiter lief sie auf mich zu und hob den
Speer, während sie rannte. Als sie ihn nach mir warf, erschien es mir wie die reine Vollkommenheit. Diese Frau war keine gewöhnliche Sterbliche. Sie war in der Kriegskunst gut ausgebildet, der Speer flog entsprechend schnell und direkt auf mich zu. Mir blieb nur ein kurzer Moment, seiner Spitze zu entkommen. Er schoss an meinem linken Arm vorbei und schepperte, als er auf dem mit Sand bedeckten Boden der Arena auftraf.
    Ewen hielt seine Schwerter aufrecht und wehrte einen anderen Sterblichen ab. Bei diesem handelte es sich um einen Mann, der aus einer Falltür im Boden aufgetaucht war, ohne dass ich ihn bemerkt hätte. Er war sehr muskulös und stämmig. Sein Gesicht wurde von einem Helm mit Visier verdeckt, der wie der Kopf eines Ebers geformt war. Dieser Eberkopf Kämpfer trug in seiner linken Hand ein Netz, das so aussah, als wäre es aus Silber gesponnen. In seiner Rechten hielt er dagegen eine seltsame Lanze, die über mehrere Klingen verfügte, welche wie Zähne an ihren oberen Kanten entlang aufgereiht waren. Sie endete in einer gebogenen Klinge an der Spitze, was wie eine Mondsichel aussah.
    Der Eber, wie ich den Kämpfer in Gedanken nannte, schleuderte immer wieder das Netz nach Ewen, indem er Ewens Schwertern auswich, und versuchte es ihm über den Kopf zu werfen. Gleichzeitig schwang er die Lanze nach unten, gegen die Taille meines Freundes, und traf ihn jedes Mal, wenn er ausholte. Ewen musste sich drehen, ducken und dann wieder aufrichten, um seine Klingen hauptsächlich zur Verteidigung gegen die Lanze einzusetzen.
    In der Zwischenzeit hatte sich der Knabe wieder erhoben und tauchte nun hinter mir auf. Ich griff nach der Lanze, die die junge Frau geworfen hatte. Indem ich sie aufhob, lief ich
zu dem Bottich hinüber, der demjenigen gegenüberstand, welcher mit Quecksilber gefüllt war.
    Die Flüssigkeit in ihrem Inneren war von einem bräunlichen Gelb. Ich tauchte rasch meine Finger hinein und führte sie an mein Gesicht. Es handelte sich um irgendeine Art von Gift. Ich erinnerte mich

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