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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Unterhaltung!«
    Einen Augenblick lang spürte ich eine andere Präsenz. Es schien mir, als ob ich unter diesen Schreien, die an die blutdurstigen Massen rund um die Arena gerichtet waren, begonnen hätte, eine Tür zurückzuschieben, die ich zwar selbst geschlossen und verriegelt hatte. Ich hatte begonnen, sogar für
meine Beute Gefühle zu empfinden – für diese Jungfrau, die nur als Opfer für den Sieger des Spiels präsentiert worden war. Ein Trunk für den Vampyr, und eine großartige Tat für die Menge, die einem letzten Akt des Tötens zusehen konnte. Doch hier ging es nicht um das Töten eines Vampyrs oder Kriegers, sondern um das Töten eines Mädchens, das in seiner Blütezeit stand und hier einzig und allein darum angekettet war, um geschändet zu werden und so der ganzen Welt als Unterhaltung zu dienen. Ich wunderte mich über diese Menschen, die die Jungfrau, der die Natur Schönheit und das Erwachen des Lebens selbst verliehen hatte, lieber zerrissen sahen, als sie für diese Eigenschaften der Jugend, die doch so schnell verging, zu bewundem und zu lieben.
    Es war die Schlange – von einigen unseres Stammes Weisheit genannt, von anderen seine Dunkelheit.
    Ich fühlte wieder die Präsenz eines großen Stromes; ich spürte etwas, das ich in Ermangelung eines besseren Wortes Göttlichkeit nennen möchte. Genau in jenem Augenblick. Ich spürte, dass dies nicht einfach eine Arena voller Vampyre war. Dies war nicht bloß ein Spiel. Es war das Spiel, und dieses Schlachtfeld war der Scheideweg, an dem sich irdisches Leben und irdischer Tod berührten. Und in seiner Mitte befand sich die Große Schlange, die die Welten voneinander trennte.
    Der Strom floss hier stark und breit. Seine Strömungen verbanden alle Vampyre.
    Doch wie konnte dies sein? Wie konnte der Strom hier in diesem Fackelschein, in diesem Land existieren, das nun den Myrrydanai gehörte, bei denen es sich um die Sklaven der dunklen Göttin höchstpersönlich handelte?
    Und dort, inmitten des Stromes, hörte ich Merods Stimme
in meinem Blut. » Gib die Hoffnung nicht auf, Falkner. Ich habe dich nicht zu deinem Schicksal geführt, um dich in dem Maul eines Wolfes sterben zu sehen. Du besitzt noch immer die Macht, wenngleich du dies nicht verstehst. «
    Warum dann also?, wollte ich fragen. Aus welchem Grunde bin ich der Maz-Sherah, Priester? Zu welchem Zweck existiere ich, wenn die Welt gerade dabei ist unterzugehen?
    Der Strom wurde schwächer, doch ich hatte ihn wieder gespürt. Ich hatte ihn trotz meiner Gefangenschaft gespürt und wusste, dass das Gute, das es in Wesen wie mir selbst und meinen Stammesbrüdern und -Schwestern gab, selbst hier existierte, in der Sklaverei, an der Schwelle des Überlebens. Wir waren noch nicht vernichtet und konnten mit dem Strom selbst hier noch in Verbindung treten, wo es Silberhandschellen und Lanzen mit silbernen Spitzen gab. Die Myrrydanai hatten ihn nicht zerstört, und das Feuer, das wir darin gespürt hatten, hatte seine Strömungen noch nicht blockiert.
    Ich fühlte Kiya darin, unter mir, in jenem Käfig, und ich fühlte auch noch andere von unserer Art, wenn auch nicht sehr viele.
    Mein Blick glitt nach draußen, zu Ewen. Auch er hatte den Strom zwischen uns gespürt, jenes vampyrische Bewusstsein, das unsere Geschwister erkannte und uns während unseres täglichen Schlafes und unserer nächtlichen Jagd miteinander verband. Er war zu Boden gestürzt und kroch nun in meine Richtung. Ich eilte zu ihm. Mit dem Schlüssel schloss ich seine Handschellen auf.
    Da ließ der Strom ein wenig nach, wurde zu einem dünnen Rinnsal, und dann hörte er ganz auf zu fließen.
    Nun war er also wieder verschwunden, aber für einen Augenblick
war der Strom durch uns hindurchgeflossen und hatte uns verbunden .
     
    Die Menschenmenge blieb stumm und beobachtete mich. Midias, der kurzen Prozess mit dem Tiger gemacht hatte, der ihn zuvor attackiert hatte, kam zu mir herüber und spuckte vor mir auf den Boden. »Du Dummkopf!«, sagte er. »Du Dummkopf. Gib mir den Schlüssel. Gib ihn mir!«
    Als er seine silbernen Handschellen hatte zu Boden fallen lassen, meinte er: »Das Spiel ist alles, was wir noch haben, bevor der Skorpion...«
    Dann ging er zu dem Feuerring.
    »Midias!«, schrie ich.
    Er ging weiter, seine Drachenflügel brachen aus den muskulösen Schultern hervor. Bevor er in den Ring trat, wo die Jungfrau zurückgeblieben war, blickte er sich um. »Es ist nicht vorüber, bevor sie leer getrunken ist!«
    Er packte

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