Die kalte Koenigin
die Peitsche ihn wieder und wieder traf.
Ich sah zu, wie ihm die Haut von dem Rücken und den Schultern gerissen wurde und sich seine Tränen in Blut verwandelten.
Da stützte ich mich auf meine Ellbogen und wandte den Blick wieder Enora zu. »Warum tust du das?«, schrie ich.
Enora kam zu mir und kniete sich neben mich, während sie die Wölfe zurückrief. »Es gefällt mir, dich leiden zu sehen, Teufel. Wünschst du dir, dass er in Frieden gelassen wird? Du kannst seinen Platz einnehmen, Sieger. Du kannst dies auf der Stelle beenden.«
»Ja«, stöhnte ich. »Ia. Sofort. «
Nachdem hundert Peitschenhiebe gezählt worden waren, indem die Menge stolz jede Zahl gebrüllt hatte, wurde Ewen von dem Greifhaken und den Haken geschnitten, und ich wurde an seiner Stelle nach oben gezogen. Er kroch fort in den Schmutz, nicht imstande, bei dem zuzusehen, was mir angetan werden sollte.
Es ist gut, dass du nicht zusiehst, das war es, was ich ihm sa gen wollte. Sorge dich nicht um mich. Ruhe dich aus. Ich werde zu dir kommen. Ich werde dich retten, Ewen. Calyx wird uns helfen. Merod würde uns hier nicht im Stich lassen. Ich bin noch immer der Maz-Sherah. Ich werde dich nicht der Auslöschung überlassen. Ich werde es nicht zulassen, dass du zu einem Morn wirst. All dies dachte ich und hoffte, dass er den Strom spüren konnte, der von mir ausging, und wissen mochte, dass ich ihm dieses Schicksal nicht wünschte.
Nachdem ich an die Seile gebunden worden war, wurde an
meinem Hals eine besondere Halsfessel aus Silber angebracht. Eine dünne, aber starke Kette ging davon aus und führte zu Enora selbst, die inmitten ihrer Wölfe stand. Wenn sie an der schmalen Kette zöge, würde sich die Halsfessel zusammenziehen, so dass ich Enoras Missfallen zu spüren bekäme.
Ich blickte zu dem Sichelmond auf, der über uns am Himmel stand, und betete stumm um die Hilfe der Schlange, damit ich dies um der anderen meines Stammes willen erdulden könnte, die ich von diesem Lande zu erlösen wünschte.
Und um meiner Kinder willen.
Beim ersten Peitschenhieb schoss mir ein sengender Schmerz in den Rücken, und ich spürte, wie ein Streifen Haut abgerissen wurde. Es folgte ein weiterer, und dann noch einer. Die ganze Zeit zerrte Enora an der Kette, und die Halsfessel zog sich so zusammen, dass mir das Atmen schwerer fiel. Ich schloss die Augen, um der Baronin oder der Menge, die dieser Vorführung zusah, keine Genugtuung zu gönnen.
Warum?, fragte ich, an Merod gerichtet. Warum hast du uns hierher gebracht? Warum überlebten Ewen und ich in dem Brunnen, nur um an diesen Ort zu kommen? Zu welchem Zweck wurden wir hergebracht?
Ich erhielt keine Antwort und entkam auch nicht in eine Vision des Schleiers, wo ich die Götter, die Wesen aus einer anderen Welt, hätte sehen können, statt die Qualen dieser Welt zu spüren.
Als die Peitsche meine Haut traf und sie zerfetzte, begann ich zu beten, dass ich ausgelöscht werden möge, aber selbst da konnte ich dieser Welt noch nicht entkommen. Ein Regen aus Peitschenhieben prasselte auf mich nieder, doch ich war gezwungen, an Ort und Stelle zu bleiben, es hinzunehmen,
zu spüren, dass jeder Nerv in meinem Leib brannte und dennoch nichts heilte, da das Silber meine Heilungskräfte schwächte.
Bei jedem Hieb, der mein Fleisch traf, dachte ich an die Rache, die ich an diesem meinem Geburtsort nehmen wollte. Ich dachte daran, wie meine Mutter zur Unterhaltung der Familie des Barons verbrannt worden war. Ich sah ihr Gesicht in den Flammen und erinnerte mich daran, wie ich gekämpft hatte, um zu ihr zu gelangen. Daran, dass es mir nicht gelungen war, sie vor jenem schrecklichen Tode zu bewahren, j enem schrecklichen Urteil, das über sie gefällt worden war. Ich dachte an Yset, die mich als Mom mit ihrem Gewicht niedergedrückt hatte, während ihre trüben Augen keinen Geist erkennen ließen. Ihr Gehirn war entfernt, ihr Blut durch die Zauberkünste des Alchimisten verwandelt, ihr Körper war gequält worden, so dass ihr Fleisch seine Beschaffenheit und Farbe verändert hatte. Alle Moms waren einst so gewesen wie Ewen und ich. Sie alle waren hergekommen, um Enora und die Schatten zu bekämpfen. Sie alle waren gefangen genommen und von der Maschinerie des Kerkers festgehalten worden, indem deren diabolischer Erbauer ihr Blut sorgfältig untersuchte, als stünde das ewige Leben selbst ihm zur freien Verfügung.
Die Wölfe, die Enora bewachten und meiner Demütigung zusahen, waren die Chymerfrauen. Wie ich
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