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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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eine weitere Nacht in der Arena zu kämpfen.

DAS ZWEITE BUCH
    DIE HERRIN DER SCHLANGEN
    »... [E]ntsetzlich schoss
Das tosende Gezisch durch jene Halle,
Wo nun in dichten Schwärmen Ungeheuer
Verknotet, Häupter, Schwänze, schlängelten,
Wie Aspis, Natter graus und Skorpion,
Hornviper, Hydrus, Amphisbäna wild,
Und Dipsas (minder grausig schwärmte einst
Die Erde, so mit Gorgos Blut benetzt,
Oder das Eiland Ophiusa), doch
Am größten er noch immer in der Mitte,
Zum Drachen nun geworden, riesiger
Als jener, den die Sonne aus dem Schlamm
In pythischem Gefilde ausgebrütet...«
     
John Milton, »Das verlorene Paradies«, Zehntes Buch (Übersetzung aus dem Englischen von Hans Heinrich Meier)

8
    DER ROTE SKORPION
    Zwei weitere Nächte lang war die Arena mein Schlachtfeld. Jede Nacht wurde die Kugel aus meinem Herzen gezogen, damit ich kämpfen konnte, und bei Tagesanbruch wurde sie mir immer wieder hineingestoßen, um mich schwach zu halten. Ich wehrte mich gegen die Silberfesseln und die eisernen Ketten, aber ich verfügte nicht über mehr Kraft als ein Sterblicher. Weder war ich in der Lage, meine Flügel dazu zu bringen, aus meinem Leib zu wachsen, noch konnte ich ein schweres Schwert oder eine schwere Axt auch nur im Geringsten besser führen, als ich es als Jüngling vor dem Krieg getan hatte. Doch meine Muskeln und Knochen waren durch das frische Blut gestärkt. Einst war ich ein Krieger gewesen. Die Blutbehandlung tat mir gut, und ich wusste, dass mir die Vorstellungen in der Arena die Existenz sichern würden, bis ich eine Möglichkeit sah zu entkommen.
    Ewen kämpfte an meiner Seite, und es kam immer dann zu kurzen Gesprächen zwischen uns, wenn ein Feind gefallen war. Er hatte seinen Mut nicht verloren, und wir kämpften wie Brüder im Krieg, indem wir uns an dem Tod jener Sterblichen weideten, die töricht genug waren zu denken, dass sie uns besiegen könnten. Die Nächte waren blutig, aber keine
war so furchtbar wie die erste. Ich musste gegen Sterbliche, Tiere und Vampyre kämpfen, die ich nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Alle von ihnen hätten mit Freuden und unter dem Gebrüll der Menge mein Haupt mit ihren Waffen aufgespießt und in die Höhe gehalten.
    Manchmal versagte ich auch im Kampf, aber dann eilte Ewen zu meiner Rettung. Seine Muskeln wurden durch die Blutinfusionen, die man ihm gegeben hatte, immer kräftiger. Auch Midias erhob sich von den Toten, wurde bezwungen und erhob sich doch wieder, um auch in der nächsten Nacht erneut zu kämpfen. Schnell hatten wir uns an diese nächtlichen Spiele gewöhnt, die an den Festtagen von Taranis-Hir stattfanden.
    In diesen beiden Nächten gab es keine Jungfrauen als Opfer, sondern lediglich am Ende eine Entscheidung über die Meisterschaft – oder über die Niederlage. Jede Nacht beobachtete ich die Netze und den Pavillon, um die Herrin der Stadt zu sehen und nach den beiden Kindern zu suchen, die von mir stammten und mir dennoch unbekannt waren. Doch der Fackelschein blendete mich nach wie vor, und der Gestank nach Tod übermannte meine Sinne. Im Wesentlichen erkannte ich bloß die Umrisse von Menschen auf den Tribünen und unterhalb der großen Zelte. Die silbernen Handschellen wurden mir nicht abgenommen, und so musste ich wie ein Sterblicher kämpfen. Frisches Blut und wiederhergestellte Kraft wurden uns allen zuteil. Auch Kiya erhob sich eines Nachts, um neben mir zu kämpfen, und in der nächsten Nacht mussten wir dann gegeneinander antreten.
    Am Ende des Spiels der dritten Nacht streckte ich meine Fäuste als Sieger in die Luft, nachdem ich so viele Sterbliche
bezwungen hatte, wie Hörner erklungen waren. Die Menge stand auf und spendete mir Beifall, wie sie es bereits in meiner ersten Nacht getan hatte.
    Da öffnete sich eine Falltür in der Nähe der Pavillons.
    Eine einsame Gestalt schritt durch den blauen Rauch und den Feuerschein der Arena. Als sie sich mir näherte, erblickte ich die Schatten von Myrrydanai, die sie umringten, als handele es sich bei ihnen um die Aura der Gestalt.
    In ihrer linken Hand hielt sie den Stab der Nahhashim. In der Rechten befand sich ein Kurzschwert, das aussah, als bestünde es aus reinem Gold, aber es verfügte über ein Heft, das aus schwarzem Stein gefertigt war.
    Um ihre Schultern waren mit Lederriemen Wolfsfelle befestigt, die auf diese Weise ein langes zeremonielles Gewand bildeten. Darunter trug sie ein mittemachtsblaues Kleid.
    Ihre weiße Tunika war gerafft und mit Leder und

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