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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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ermittlungstechnischen Gründen nicht öffentlich machen wollen.«
    Mit einem nervösen Lächeln führte die Frau Martin in ein großes ovales Büro, das von mehreren Neonlampen an der Decke erhellt wurde. Die drei Fenster waren mit Brettern vernagelt, was Martin daran erinnerte, wie Dante Pippen damals Djamillha in das ehemalige Büro der Handelsfirma über der Kneipe in Beirut gefolgt war. Auch dort waren die Fenster vernagelt gewesen. Er sah sich in dem Raum um. An einer Wand waren große Kartons gestapelt, auf denen deutlich sichtbar stand, wo oben war. An einem Schreibtisch tippte eine junge Frau in einem weiten Pullover und verwaschener Jeans mit zwei Fingern auf einer alten Schreibmaschine. Am Rand des Schreibtisches lief Papier aus einem Faxgerät in einen Karton auf dem Fußboden. Ein Ringbuch lag aufgeschlagen neben einem überquellenden Aschenbecher auf einem niedrigen Glastisch voller Kaffeeflecken. Die Frau bedeutete Martin, auf einer Autorückbank an der Wand Platz zu nehmen, und setzte sich ihm gegenüber auf einen niedrigen, dreibeinigen Hocker. »Mr. Rabbani hat Ihnen sicher erklärt, nach welchem Prinzip wir hier arbeiten. Um die Preise möglichst niedrig zu halten, haben wir diesen stillgelegten Bahnhof als Geschäftsräume angemietet, so können wir die laufenden Kosten erheblich reduzieren. Außerdem verkaufen wir unsere Arzneimittel nur in großen Mengen. Suchen Sie etwas Bestimmtes, Mr. Odum? Besonders gut laufen unsere Generika der Medikamente Tylenol, Azetaminophen, Valium, Sudafed und Kenacort. Sie können gerne mal den Katalog durchsehen. Soweit mir bekannt ist, wird die Elfenbeinküste derzeit von keiner bestimmten Epidemie bedroht, abgesehen vom HIV-Virus. Leider haben wir noch keinen Zugang zu generischen Aids-Präparaten, hoffen aber, dass sich das ändert, wenn die Regierungen entsprechend Druck auf die Pharmakonzerne ausüben …« Sie hielt inne und betrachtete ihren Besucher plötzlich mir fragendem Blick. »Sie haben noch gar nicht erwähnt, in welcher Eigenschaft Sie hier sind, Mr. Odum? Sind Sie Arzt oder Vertreter einer Gesundheitsbehörde?«
    Wieder rauschte ein Zug hinter dem Bahnhof vorbei. Als er vorbei war, sagte Martin: »Weder noch.«
    Susanna Slánská hob die Hand und berührte den kleinen Davidstern an der Kette um ihren Hals. »Ich glaube, ich verstehe nicht.«
    Martin beugte sich vor. »Ich muss Ihnen etwas gestehen. Ich bin nicht hier, um günstige Medikamente zu kaufen.« Er blickte ihr direkt in die geröteten Augen. »Ich bin hier, um mehr über ein Projekt von Samat herauszufinden, den Tausch der Gebeine des litauischen Heiligen gegen jüdische Thorarollen.«
    »Oh!« Die Frau warf einen Blick auf die Sekretärin an der Schreibmaschine. »Das ist eine lange Geschichte«, sagte sie leise, »und die schaffe ich nicht ohne einen Brandy und ein paar Zigaretten.«
     
    Susanna Slánská beugte sich zu Martin vor, damit er ihr die Zigarette mit einem Streichholz anzünden konnte. »Ich hab noch nie eine Beedie geraucht«, sagte sie, während sie sich zurücklehnte und einen genüsslichen Zug nahm. Dann inspizierte sie die indische Zigarette kritisch. »Ist da Marihuana drin?«, fragte sie.
    Martin schüttelte den Kopf. »Was Sie da schmecken, sind die Eukalyptusblätter.«
    Sie zog wieder an der Beedie. »All diese Experten, die so leidenschaftlich davor warnen, dass Rauchen die Gesundheit gefährdet, sind mir ein wenig suspekt«, sagte sie und ließ dabei den Rauch aus dem Mund gleiten. Sie wandte den Kopf und schaute zu den beiden übergewichtigen Männern hinüber, die am Nebentisch dicke Zigarren pafften. Beim Anblick ihres Profils fiel Martin auf, wie unglaublich gut sie einmal ausgesehen haben musste. »Vieles gefährdet die Gesundheit«, fügte sie hinzu und sah ihn wieder an. »Finden Sie nicht auch?«
    Martin, der sich auf seine eigene Zigarette konzentrierte, fragte: »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel unter Hochspannungsleitungen zu leben. Zum Beispiel sich von Fastfood mit künstlichen Geschmacksverstärkern zu ernähren. Zum Beispiel Recht zu haben, wenn deine Regierung Unrecht hat.« Sie bedachte den alten Kellner mit einem abgespannten Lächeln, als er zwei Cognacschwenker mit einem drei Jahre alten Brandy und ein Schälchen Erdnüsse auf den Tisch stellte. »Ich spreche aus bitterer Erfahrung«, fügte sie hinzu, »aber das hat Ihnen sicher schon der Unterton in meiner Stimme verraten.«
    Sie war mit ihm in den Salon de thé im obersten Stock eines

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