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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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blendend weißen Krankenhauszimmer. Sonnenlicht strömte durch zwei Fenster, und er spürte es warm an den Schultern über den Verbänden. Er drehte den Kopf von der Sonne weg und erblickte Crystal Quest, die auf dem Nachbarbett saß und Eis kaute, während sie ein Kreuzworträtsel löste. Benny Sapir, der Mossad-Spionagechef, der ihn in Washington gebrieft hatte, stand am Fußende des Bettes.
    »Verdammt, wo bin ich, Fred?«, fragte Dante schwach.
    »Er kommt zu sich«, sagte Benny.
    »Wurde auch Zeit«, knurrte Quest. Sie wollte nicht, dass Dante ihr Erscheinen als Ausdruck von Schwäche deutete. »Ich hab weiß Gott Wichtigeres zu tun, als ihm Händchen zu halten.« Sie spähte über den Rand der Zeitung und betrachtete den verwundeten Agenten.
    »Sie sind in Haifa, Dante, in einem israelischen Krankenhaus. Man hat ihnen ein Stück Metall aus dem Rücken geholt. Die schlechte Nachricht ist, Sie werden eine unansehnliche Vertiefung im Kreuz und ein Hinkebein zurückbehalten, das linke, Folge eines eingeklemmten Nervs. Die gute Nachricht ist: Sie werden ansonsten wieder quietschfidel sein und können eine Pistole hinten im Gürtel tragen, ohne dass die Kleidung ausbeult.«
    »Habt ihr den Imam gefasst?«
    »Wir haben den Typen geschnappt, der sich als Imam ausgegeben hat. Ein direkter Nachfahre des Propheten, dass ich nicht lache! Ich denke, es schadet nicht, wenn Sie ihn aufklären«, sagte sie zu Benny.
    »Izzat al-Karim war ein Deckname. Der richtige Name Ihres Imams lautet Awon Kikodze. Er ist der einzige Sohn eines afghanischen Vaters und seiner dritten Frau, einer Kasachin, die als junges Mädchen einen Schönheitswettbewerb in Alma-Ata gewonnen hatte, bevor sie seine Frau wurde. Kikodze hat in Alma-Ata Zahnmedizin studiert und anschließend dort als Assistent in einer Zahnarztpraxis gearbeitet. Das war Anfang der Achtziger. Zu der Zeit ist er nach Mekka gepilgert, wo er von iranischen Talentsuchern entdeckt und für die Hisbollah rekrutiert wurde. Wir wurden das erste Mal auf ihn aufmerksam, als er über einem Lagerhaus im Südlibanon eine Moschee aufgemacht hat und irgendeinen Blödsinn über den nahen und den fernen Feind gepredigt hat – niemand blickte genau durch, was er meinte, aber es hörte sich an wie die islamische Version von Hölle und Verdammnis, und er hat von sich reden gemacht. Es dauerte nicht lange und er trug den schwarzen Turban eines sayyid und leitete ein Ausbildungslager der Hisbollah. Zurzeit sind meine Kollegen dabei, ihm gut zuzureden. Er soll uns bei unserer Erkundung von Hisbollah-Aktivitäten im Bekaa-Tal helfen.«
    »Ich vermute, sie werden Erfolg haben«, sagte Fred. »Die Israelis sind im Krieg, Dante, denen sitzen keine ängstlichen liberalen Zivilisten im Nacken wie uns. Sollte er noch zurechnungsfähig sein, wenn sie mit ihm fertig sind, dürfen wir uns an den Resten delektieren.«
    Dante wandte sich an Benny. »Warum haben Sie mir das alles nicht erzählt, als Sie mich in Washington gebrieft haben?«
    »Wenn Sie aufgeflogen wären, hätten Sie geplaudert. Der falsche Imam sollte nicht wissen, dass wir über ihn Bescheid wussten.«
    »Ja, aber Djamillha haben wir verloren«, sagte Dante verbittert.
    Crystal Quest stand auf und trat zu Dante. »Die Levante ist voll mit jungen Frauen, die Djamillha heißen. Von welcher sprechen Sie?«
    »Die Djamillha in Beirut, verdammt noch mal, die Alawitin, die sich als Prostituierte ausgegeben hat. Sie wurde exekutiert, sechs Stunden bevor die Hubschrauber kamen. Und fragen Sie lieber nicht, wie.«
    Fred schnaubte. »Ach, die Djamillha! Du meine Güte, Dante, für jemanden in Ihrer Branche sind Sie manchmal ganz schön naiv. ›Djamillha‹ war eine Legende. Ihr richtiger Name war Zubida. Sie hat sich nicht als Prostituierte ausgegeben, sie hat in Dubai als Prostituierte gearbeitet, als sie rekrutiert wurde. Und sie war auch keine Alawitin, sie war eine irakische Sunnitin. Dank unserer geschickten Bemühungen hat sie gedacht, sie würde für Saddam Husseins Muchabarat arbeiten. Dieser Anwerbetrick entbehrte nicht einer raffinierten Logik, wenn ich das sagen darf: Saddam hasst die Schiiten und ihre iranischen Mentoren und somit auch die Hisbollah, die eine schiitische Kundin der iranischen Mullahs ist.«
    Dante hörte wieder Djamillhas Stimme. Du bist im Bett eine Niete, Ire. »Wer immer sie auch war, sie hat versucht, mich zu retten, obwohl sie ihr Wissen hätte nutzen können, um ihre eigene Haut zu retten.« Er sah das quadratische

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