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Die kalte Legende

Die kalte Legende

Titel: Die kalte Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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er schnitt ihr mit einem Fingerzeig das Wort ab, gab ihr zu verstehen, dass das Fahrzeug verwanzt sein könnte. Als er sah, wie nervös sie war, schenkte er ihr ein beruhigendes Lächeln.
    Die ersten Schatten der Morgendämmerung tasteten sich auf das Rollfeld und die Äcker östlich des Flughafens, als der Wagen zu einem Hangar auf der anderen Seite der Hauptstartbahn fuhr und an einer Metalltreppe hielt, die zu einer hoch gelegenen grünen Tür führte. Die hinteren Autotüren wurden entriegelt, und der Fahrer nickte träge Richtung Treppe.
    »Ich vermute, wir sollen da hoch gehen«, sagte Stella.
    »Mm-hm«, pflichtete Martin bei.
    Er ging vor ihr her die Treppe hoch und versuchte dabei, sein lahmes Bein zu schonen. Oben angekommen, zog er die schwere Stahltür auf, ließ Stella den Vortritt und folgte ihr in einen riesigen Raum mit einer auffällig niedrigen Decke. Etwa zwanzig Schreibtische standen kreuz und quer, und an jedem arbeitete jemand an einem PC. Trotz des Schildes an der Tür, das Unbefugten den Zutritt streng untersagte, würdigte niemand die beiden Besucher eines Blickes. Soldatinnen in Khakihemden und Khakiminiröcken schoben Wagen durch den Raum, sammelten und verteilten Disketten. Ein Mann mit grauem Bürstenhaarschnitt tauchte hinter einem dicken Vorhang auf, der eine Ecke des Raumes abteilte. Er trug Anzug und Krawatte (ungewöhnlich für einen Israeli), und auf seinem tief gebräunten Gesicht lag ein unverbindliches Lächeln.
    »Na, wen haben wir denn da. Dante Pippen höchst persönlich.«
    »Wusste gar nicht, dass hohe Tiere beim Shabak noch vor der Sonne aufstehen«, sagte Martin.
    Das Lächeln erstarb im Gesicht des Israeli. »Hohe Tiere beim Shabak gehen gar nicht erst ins Bett, Dante. Früher wussten Sie das.« Er sah Stella an, die sich das Gummiband von ihrem langen Zopf zog, damit das vom Nieselregen feuchte Haar trocknete.
    »Springen Sie doch mal über Ihren Schatten«, sagte der Israeli zu Martin und betrachtete die schlanke Figur seiner Reisegefährtin, »seien Sie ein Gentleman und machen Sie die Dame und mich miteinander bekannt.«
    »Sein Name war mal Asher«, sagt Martin erklärend zu Stella. »Nicht auszuschließen, dass er ihn inzwischen wieder recycelt hat. Als unsere Wege sich kreuzten, war er Schnüffler für den Shabak, die Kurzform von Sherut ha-Bitachon ha-Klali. Hab ich das halbwegs richtig ausgesprochen, Asher? Der Shabak ist in Israel so ungefähr das, was das FBI in den USA ist.« Martin grinste den Israeli an. »Und ich habe nicht den leisesten Schimmer, wer sie ist.«
    Der Israeli streckte beide Hände weit von sich. »Verkauf mich nicht für dumm, Dante.«
    »Wenn ihr sie aus dem Flugzeug geholt habt, wisst ihr auch, wer sie ist. Raus mit der Sprache, Asher. Wer hat euch den Tipp gegeben?«
    »Ein kleiner Vogel hat mir was gezwitschert.« Asher hob den Vorhang ein Stück an und winkte seinen Besuch in den Bereich, der als Büro diente. Er zeigte auf eine Couch und setzte sich ihnen gegenüber auf einen hohen Hocker.
    »Könnte es sich bei dem Vogel um ein Weibchen namens Fred handeln?«, fragte Martin.
    »Ein Weibchen, das Fred heißt?«, erwiderte Asher unschuldig.
    »Fred ist Crystal Quest, Boss der CIA-Abteilung für dreckige Tricks.«
    »Ist das ihr richtiger Name, Dante? Wir kennen die DDO der CIA unter einem anderen Namen.«
    Stella blickte Martin an. »Wieso nennt er dich andauernd Dante?«
    Asher antwortete für ihn. »Als Ihr Reisebegleiter uns vor acht Jahren einen Gefallen getan hat, arbeitete er unter der Legende Dante Pippen. Er verschwand von unserem Radarschirm, ehe wir seine richtige Identität in Erfahrung bringen konnten. Sie können sich also vorstellen, wie verblüfft wir waren, als wir herausfanden, dass Dante Pippen mit der Olympic-Maschine aus Athen kommen würde, unter dem Namen Martin Odum. Ist Martin Odum Ihr richtiger Name oder bloß wieder eine von Ihren Legenden?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.«
    »Na, jedenfalls, Leute wie Sie sollten nicht in Israel auftauchen, ohne vorher dem Shabak Bescheid zu geben. In meinen Augen gebietet das die professionelle Höflichkeit. Erst recht, wenn Sie mit einem früheren Mitglied des KGB reisen.«
    Martin ließ sich nach hinten in die Couch sinken, die Augen wie gebannt auf Stella gerichtet. »Mit solchen kleinen Einzelheiten liegen die Israelis immer richtig«, sagte er leise. »Als Nächstes erzählst du mir wohl noch, dass Stella nicht dein richtiger Name ist.«
    »Ich kann das

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