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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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uns.
    Oh, und noch was, McKay war ein verdammt gut aussehender Kerl, ein stereotypischer Badboy-Typ, wie er im Buche steht und auch das fand ich irgendwie nervend, ohne sagen zu können, warum genau. Er winkte mich zu sich runter, als wäre ich auf seinem Grundstück, nicht umgekehrt. Dann sah ich, dass er nicht allein war. Elizabeth, seine kleine Tochter, war bei ihm.
    Ich knirschte meinen Weg über den Steinstrand, dann stieg ich hoch auf meinen quietschenden Steg, der etwa aus dem Jahr 1955 stammte. Ein paar der Bretter waren wieder lose und ich nahm mir vor, sie festzuschrauben, sobald ich Zeit dafür hatte. Oder vielleicht konnte mir Black ja auch einfach einen neuen Anleger zum Geburtstag schenken.
    McKay und Elizabeth hielten lange Angelruten, und zwischen ihnen auf dem Steg stand eine weiße Schachtel mit Würmern. Der Inhalt wuselte wie verrückt vor sich hin, sicher schrien die Viecher auf Wurmisch: Nimm ihn, nimm ihn, der ist saftiger als ich.
    »Hey, McKay, du kannst jederzeit gern herkommen und fischen. Du musst nicht erst anrufen und mich fragen, ob es passt.«
    McKay zeigte mir seine eigene tödliche Waffe, ein derartig langsames Lächeln, so kraftvoll mit Grübchen und voller Charme, dass manche Frauen sicher sofort in die Knie gegangen und noch blaue Flecken davongetragen hätten. Aber ich bin nicht so schwindsüchtig. Er war, wie bereits erwähnt, ein derart typischer Badboy, dass er direkt aus einer Hollywood-Rolle zu stammen schien. Sie wissen schon: Achtung, alle Colin-Farrell-Möchtegerne sollen sich bitte sofort bei uns melden. Er verfügte über diesen gewollt schäbigen Look, sonnengebleichtes blondes Haar, zu lang, zu zottelig, gerade genug Bartstoppeln, um einen zu kratzen, eine enge schwarze Levi’s, ein schlichtes weißes T-Shirt. Das Einzige, was er vergessen hatte anzulegen, war sein Kettchen mit dem Marlon-Brando-Foto darin.
    »Jetzt komm schon, Detective. Ich dachte, du hättest nichts dagegen, dass ich herkomme, nachdem ich letzte Weihnachten deinen hübschen kleinen Arsch gerettet habe.«
    »Nicht, dass ich dafür gänzlich undankbar wäre, aber vielleicht erinnerst du dich auch, dass ich diejenige war, die deine Handschellen aufgeschlossen hat, damit du das überhaupt tun konntest.«
    »Ach? Aber du warst auch diejenige, die sie mir überhaupt angelegt hat.«
    »Das schien mir in dem Moment auch das Richtige zu sein.«
    Er betrachtete mich einen Augenblick, als wäre ich ein besonders saftiges Filet Mignon, das ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, und im Geiste griff er schon nach der Steaksoße. Von dem Gedanken wurde ich hungrig, bis mir Hilde wieder einfiel, und warum ich das Mittagessen ausgelassen hatte. Lippenlose Leichen führen manchmal dazu.
    McKay sagte: »Hast du inzwischen Lust, mit mir abzuhauen, oder gehst du immer noch mit dem Seelenklempner?«
    »Ich treffe mich immer noch mit Dr. Black, und ich habe nie ernsthaft in Erwägung gezogen, mit dir abzuhauen.«
    »Bist du sicher? Ich habe das Gefühl, dass sich ein paar dunkle Wolken zwischen dir und Nick bilden werden. Ich dachte, vielleicht ist da ein bisschen Ärger im Paradies.«
    »Nein. Alles sonnig, alles bestens.« Ich fragte mich allerdings, ob er tatsächlich meine Beziehung mit Black in der nahen Zukunft hatte scheitern sehen, oder ob das nur eine weitere von McKays Anmachen war.
    Eigentlich waren McKay und ich mittlerweile einigermaßen Freunde. Wir hatten uns bloß angewöhnt, unfreundlich miteinander umzugehen, und konnten nicht mehr aufhören damit.
    Die kleine Elizabeth starrte mich bloß an. Sie lächelte nicht, sie schien mich überhaupt nicht zu erkennen. Sie war erst zwei Jahre alt und sehr niedlich mit blondem Haar, großen blauen Augen, und sie ließ mich an mein eigenes Kind denken, Zachary. Ich hatte ihn verloren, als er zwei war, und ich sah von ihr weg, ich blockierte einen Schwarm düsterer Erinnerungen, bevor sie an die Oberfläche drangen. Das tat ich in derartigen Situationen immer.
    Ich fragte: »Schon was gefangen?«
    McKay schüttelte den Kopf. »Ich hatte gehofft, die Blauen Sonnenbarsche würden beißen, aber nichts.« Er warf einen Blick auf den zerrissenen, blutdurchtränkten Ärmel meines T-Shirts. »Du hast dich wieder anschießen lassen, sehe ich.«
    »Bloß ein Kratzer, wie im Fernsehen.«
    »Nächstes Mal heißt es vielleicht: ›Peng, Peng, du bist tot, Lady.‹ Auch das passiert im Kino.«
    »Danke, McKay, da fühle ich mich gleich viel besser. Also, genug Smalltalk.

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