Die kalte Nacht des Hasses
meine Beine herum, sein Schwanz wedelte wie ein Scheibenwischer im Gewitter, und ich hob ihn hoch und knuddelte mit ihm. Das tat ich nur, wenn keiner zuschaute, aber ich konnte den dummen kleinen Köter wirklich gut leiden. Er war immer hier und begrüßte mich, wenn ich deprimiert und erschöpft hereingeschlurft kam. Selbst Black war nicht immer hier, wenn ich ihn brauchte.
Jules beruhigte sich nach einer Weile, aber sein Schwanz klopfte weiter auf den Boden, während ich am Fenster stand und McKay und sein kleines Mädchen beobachtete. Zach und ich waren einmal fischen gewesen, und er hatte einen kleinen Barsch gefangen. Er wäre jetzt acht. Ich fragte mich, wie er jetzt aussehen würde, wenn er am Leben geblieben und bei den Pfadfindern oder in einer Baseballmannschaft wäre, und dann schob ich diese Gedanken entschlossen beiseite. Er war tot und begraben, seit fast sechs Jahren, denk nicht an ihn, denk nicht zurück, sonst willst du nur selbst auch sterben.
Stattdessen ließ ich den Ärger wieder aufsteigen, schnell und grell, Wut über meinen toten Sohn, Wut über mein vergangenes Leben und all den Tod, der damit einhergegangen war, Wut über Hilde Swensen und diesen mörderischen Irren, der in meinem Gebiet rumfuhrwerkte.
Ich musste etwas von dem Ärger abbauen, bevor Black nach Hause kam, sonst würde ich es wahrscheinlich an dem armen Kerl auslassen. Ich öffnete die Hintertür und Jules schoss nach draußen und rannte im Kreis, als wäre er sechsunddreißig Stunden in einer kleinen Kiste eingesperrt gewesen, statt auf meinen superweichen, luxuriösen, natürlich von Black gekauften gold-schwarzen Laken zu schlummern.
Ich trainierte ein wenig, so kann ich die Aggression am besten aus meinem System rauskriegen. Das half mir immer nachzudenken, und Yoga, das beruhigte mich. Ich war aber jetzt nicht in der Stimmung für Beruhigung. Ich wollte, dass die Wut sich in mir ausbreitete, dass ich so wütend war, dass ich an nichts anderes denken konnte, als den Fall zu lösen. Und so begann ich mit meiner Routine, ich schonte meinen verwundeten Arm und boxte mit dem guten gegen den Sandsack, der am Ast eines Pecannuss-Baums in meinem hinteren Garten hing. Ich kickte und boxte mit aller Kraft. Ich fühlte mich gut, ich wünschte, es wäre der Kerl, der Hilde umgebracht hatte, ich hatte das Gefühl, als täte ich etwas, um ihn zu fassen zu kriegen, aber das löschte nicht die Tatsache aus, dass ich ihn im Visier gehabt und hatte entkommen lassen.
Blacks schwarze Cobalt 360 donnerte über den See und Jules drehte komplett durch. Er schoss zur Vorderseite des Hauses und runter zum Dock, und ich folgte ihm, bis ich Black aus einem großen Boot steigen sehen konnte, und mein kleiner Pudel kläffte und hopste um ihn herum wie eine mexikanische Springbohne. Ich beobachtete, wie Black das Boot vertäute, sich dann erhob und McKay die Hand hinstreckte. Sie schüttelten einander die Hände, dann sprachen sie eine ganze Weile miteinander, was mir ein wenig unangenehm war. Anschießend nahm Black den Hund hoch, dann kniete er sich neben Lizzie, und ich beobachtete überrascht, wie sie die Hand ausstreckte und den Kopf des Hundes tätschelte. Entgeistert sah ich zu, wie er mit ihr redete, ich war erstaunt, dass das Kind sich ihm überhaupt so weit öffnete.
McKay wandte sich um und warf einen Blick in meine Richtung, fast als wüsste er, dass ich zusah, also wandte ich mich ab und ging ins Haus. Es dauerte nicht lange, bis Black zur Vordertür hereinkam, er trug Jules Verne unter einen Arm geklemmt. Er lächelte und in diesem Moment wurde mir frustrierend klar, dass ich ihn mehr an meiner Seite brauchte, als ich zugeben mochte. Es war eine Schwäche, jawohl, und eine Verwundbarkeit, von der ich nicht sicher war, dass sie mir gefiel.
Grinsend kam er auf mich zu, er trug einen Ausdruck, den ich inzwischen ziemlich gut kannte, aber der Ausdruck veränderte sich, als er den Verband auf meinem Oberarm entdeckte. »Oh, Scheiße. Pistole oder Klinge?«
»Es ist eine kleine Schusswunde. Reg dich nicht weiter darüber auf.«
»Ich freue mich zu hören, dass es keine ernsthafte Kugel war.« Oh, Sarkasmus vom Herrn Psychologen.
»Ich weiß nicht, warum alle sich so darüber aufregen. Es ist bloß ein Kratzer.«
»Ja? Na ja, du weißt ja, wie sehr es mich anmacht, wenn du schwach und verwundet bist.«
»Ich bin nicht schwach und verwundet.«
»Es macht mich auch an, wenn du nicht schwach und verwundet bist.« Er lächelte mich an
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