Die kalte Nacht des Hasses
sich darum kümmern.«
Black packte meinen Arm in einem festen, entschlossenen Griff, als erwartete er, dass ich mich losreißen und zum Fahrstuhl rennen würde, dann führte er mich durch den Flur in den großen Büroflügel. Es gefiel mir nicht sonderlich, weil ich mich wie sein Besitz fühlte, aber ich ließ es ihm durchgehen. Der arme Kerl würde eine ziemlich unangenehme Nachricht zu hören bekommen. Da konnte ich ja wohl etwas Mitleid aufbringen.
Wir betraten sein großes, aber doch komfortabel hergerichtetes Büro, selbstverständlich braun und schwarz, und er schloss die Tür hinter uns und presste mich dann mit dem ganzen Körper dagegen. Ich wehrte mich nicht, als sein Mund auf meinen traf, ich wehrte mich vielleicht vier oder fünf Minuten gemeinschaftlichen schweren Atmens lang nicht, unsere erhitzten Zungen küssten sich und erfahrene Hände fanden ihren Weg unter mein T-Shirt. Und ich stöhnte und beschwerte mich auch nicht, als er meine neue Schusswunde gegen die Tür drückte und ein scharfer Schmerz bis in meine Fingerspitzen schoss. Ich habe doch schon gesagt, dass ich ihn vermisst hatte.
Nach ein paar weiteren Minuten Keuchen trat Black zurück und murmelte, und, ja, keuchte, worüber ich mich freute: »Gott, machst du mich an.«
Und das stimmte, glauben Sie mir. Ich konnte es fühlen.
Ich sagte: »Gleichfalls, ehrlich, aber trotzdem müssen wir reden.«
Black trat weiter zurück und ließ mich los. »Okay, erzähl mir, was los ist. Und sei nicht sauer wegen Jude. Sie ist eine der Schiedsrichterinnen, also habe ich ihr gesagt, sie könnte hier oben bleiben, wo die Presse sie nicht nervt.«
Ich richtete meine Kleidung und versuchte meinen Maschinengewehrpuls unter Kontrolle zu bekommen. »Wie nett.«
»Hättest du was dagegen, wenn ich bei dir bleibe, bis sie wieder weg ist?«
»Nicht im Geringsten.« Das stimmte allerdings. »Soll ich meine Zahnbürste und mein T-Shirt wegräumen, bis sie weg ist?«
Black lachte. »Warum solltest du das tun?«
»Ich weiß nicht. Ich dachte, ich frage lieber.«
»Sie weiß, dass ich dich liebe.«
Da wusste sie mehr, als ich wusste. Ich versuchte nicht zu überrascht zu gucken. Er sagte so was nur selten. »Das hast du ihr gesagt?«
»Natürlich. Findest du das so schwer zu glauben?«
»Na ja, du hast es mir gegenüber nicht wirklich gesagt, nicht in letzter Zeit, oder überhaupt.«
»Doch, habe ich. Du willst es bloß nicht hören. Genau genommen wechselst du immer das Thema, wenn ich auch nur in die Nähe komme.«
»Tue ich nicht.«
»Bist du also bereit, dass ich es ab jetzt laut ausspreche?«
»Das ist wirklich eine blöde Frage. Hör mal, ich habe etwas weit Wichtigeres, worüber ich mit dir reden muss.«
»Siehst du, was ich meine?«
»Vergiss uns, verdammt noch mal, ich meine es ernst. Hör mir doch mal zu.«
Er trat zurück und lockerte den Knoten seiner Seidenkrawatte. »Lass mich mich umziehen und eine Tasche packen. Du kannst es mir auf dem Weg zu dir erzählen. Ich habe mich den ganzen Flug über auf etwas Zeit mit dir gefreut.«
Wow, die Vorstellung, dass Jude einfach nur im Staub unseres romantischen Abgangs stand, gefiel mir. Aber dummerweise würde es nicht so kommen. »Wir sollten es besser hier und jetzt besprechen. Und du willst eher die Krawatte anbehalten und dir dann überlegen, was du deinen Mitarbeitern erzählst.«
Black runzelte die Stirn. »Das klingt nicht gut.«
»Es ist auch nicht gut. Eine deiner Teilnehmerinnen wurde ermordet.«
»Oh, mein Gott. Wer?«
»Das ist das Schlimmste. Das Opfer ist Brianna Swensens Schwester.«
»Buds Freundin? Wie ist das passiert? Wie heißt sie?«
»Hilde Swensen. Sie sollte teilnehmen, und ich habe noch mehr schlechte Nachrichten. Sie wurde oben in den Royal Condos umgebracht.«
»Oh, meine Güte, die gehören mir. Warum habe ich davon noch nichts gehört? Jemand hätte mich anrufen müssen.« Er klang ausgesprochen verärgert und sah auch so aus.
»Du hörst doch jetzt davon. Vor allem aber musst du deine Mitarbeiter anweisen, uns mit allen sprechen zu lassen, die auch nur im Entferntesten mit dieser Sache zu tun haben. Deine Aufseherin unten will mich aussperren.«
»Hast du schon eine Spur?«
»Noch nicht. Brianna sagt, Hilde hätte in Florida ein ziemlich wildes und verrücktes Leben geführt, South Beach, war ja klar, und es könnte jemand von dort gewesen sein.«
Black wandte sich um und ging ein paar Schritte weg von mir. Dann marschierte er auf und ab – während
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