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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Bier unten im Kühlschrank im Keller. Willst du eins probieren?«
    »Nein. Mama wird mich umbringen, wenn sie das wüsste.«
    »Scheiß auf deine Mama.«
    Der Klang dieses Satzes gefiel der Älteren. »Ja, scheiß auf Mama.«
    Der Junge nahm ihre Hand und führte sie in ein großes Esszimmer, in dem ein gewaltiger Kristallleuchter hing, und dazu passend gab es jede Menge andere Kristallsachen und -schalen, die auf Glasregalen standen, aber dann blieb er mitten im Wohnzimmer stehen und sah ihr ins Gesicht. »Sie schlägt dich, oder? Ich habe einmal ein paar blaue Flecken an deinem Hals gesehen, als ich im Bus hinter dir gesessen habe.«
    Die Ältere nickte und war überrascht, als ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie hatte es noch nie jemandem erzählt, es war das größte und dunkelste Geheimnis ihrer Familie. Nicht einmal ihr Stiefvater wusste, was Mama tat, wenn er bei der Arbeit war. Irgendwie fühlte es sich gut an, dass jemand anders davon wusste und sie mitfühlend anschaute.
    »Das muss dir nicht leid tun. Mein Vater hat mich auch mal geschlagen.«
    »Wirklich? Warum?«
    »Ich bin wütend geworden und habe meine Mutter einmal gehauen, als ich ungefähr neun war, und er hat mich gut durchgeprügelt. Das habe ich nie wieder getan.« Er lachte. »Ich weiß auch nicht warum, aber sie und ich verstehen uns jetzt viel besser. Ich war bloß ein blöder Junge, damals.«
    Sie konnte sich nicht ganz dazu bringen, darüber zu lachen, was ihre Mutter ihr antat.
    »Komm mit, Mama hat ihre Sachen oben im Badezimmer.«
    Die Ältere folgte ihm durch das Haus. Sie betrachtete dieses wundervolle Heim fasziniert. Es war echt cool, total schön, wie die Zimmer in den Häusern in den Fernsehserien, die sie schaute. Alles war schön eingerichtet und an seinem Platz, jede Menge hübsche Teller standen auf kleinen Holztischchen. Die Teppiche waren so dick, dass ihre Schuhe ein wenig hineinsanken, sie waren von einem cremigen Beige, und sie konnte nirgends auch nur ein Fleckchen Staub sehen, nicht einmal zwischen den Geländerstäben. Das Haus war ganz still und irgendetwas ließ sie am unteren Ende der Treppe innehalten und zögern.
    »Können wir es nicht hier unten irgendwo machen?«
    »Nein. Vielleicht kommt jemand an die Tür und sieht uns.«
    Oben führte er sie durch einen langen Flur in ein großes Schlafzimmer, das in Hellblau und Braun eingerichtet war. Das Bett hatte vier Pfosten und war so hoch, dass man mit einer kleinen Minitreppe auf die Matratze steigen musste. Sie blieb am Fußende stehen und bewunderte es.
    »Kann ich mich mal auf das Bett setzen?«, fragte sie.
    »Klar, leg dich drauf, wenn du willst. Wegen der Überdecke wird das sowieso keiner merken.«
    Sie stieg die Stufen hoch und versank in dem seidig weichen, braunen Satin. »Das fühlt sich so weich an wie Samt.«
    »Ja, es ist aus Seide. Aber auf der anderen Seite ist Samt.«
    Der Junge rannte die Stufen hoch und sprang dann aufs Bett. Ihr ganzer Körper wurde hochgeschleudert und sie lachte, bis er sich auf sie drauf fallen ließ und ihre Hände oberhalb ihres Kopfes fest hielt.
    »Hey, lass los.«
    »Ach, komm schon, gib mir einen kleinen Kuss. Ich erlöse dich von deinen Sommersprossen. Du schuldest mir was.«
    »Oh-oh. Geh runter von mir, du bist schwer!«
    »Gib mir ’nen Kuss, dann gehe ich.«
    »Nein.«
    »Dann wirst du wohl deine Sommersprossen behalten müssen, oder?«
    »Das ist gemein.«
    »Hey, willst du die Bleiche, oder nicht?«
    Sie wollte sie, sie wollte sie wirklich unbedingt, und sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihn auch küssen wollte. Ihr Körper fühlte sich ganz komisch an, jetzt wo der Junge auf ihren Hüften saß. Seine Nase berührte beinahe ihre, und sie konnte Nacho-Käse und Kartoffelchips in seinem Atem riechen. »Komm schon, ich will bloß einen winzig kleinen Kuss. Ich habe noch nie ein Mädchen geküsst und will wissen, wie es ist. Hast du je einen Jungen geküsst?«
    »Nein, und ich glaube, ich will auch nicht.«
    »Versuch’s doch mal, es wird dir bestimmt gefallen. Du bist jetzt alt genug dafür. Ich wette, du hast sogar schon deine Periode.«
    »Was ist das denn?«
    Er lachte und rollte sich von ihr herunter. »Hat deine Mama dir etwa auch nichts über die Periode erzählt?«
    »Nein, was ist das?«
    »Ich weiß das wegen meiner älteren Schwester. Es ist, wenn du da unten ein bisschen blutest. Das passiert einmal im Monat, glaube ich.«
    »O nein, du lügst.«
    »Du wirst schon sehen.«
    Sie setzte sich auf und

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