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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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habe heute früh auch mit Harve in Michigan gesprochen, und er wird nach ähnlichen Fällen und Opfern mit abgetrennten Lippen suchen, hat sich aber noch nicht bei mir gemeldet. Die Vorgehensweise dieses Typen ist wirklich reichlich speziell. Wenn ein ähnlicher Fall auftaucht, ist es vermutlich derselbe Täter.« Ich warf Black einen Blick zu. »Was ist mit dem Motiv?«
    »Ich würde sagen, er meint es persönlich. Die Lippen sind etwas, was er mit dem Opfer gleichsetzt. Vielleicht mochte er Hildes Lächeln, oder er wollte, dass sie ihn anlächelt, oder das Lächeln triggert ein traumatisches Erlebnis in seiner Vergangenheit. Wer weiß? Vielleicht war es auch nur seine Art, sie zu zwingen, nett zu ihm zu sein, ihn positiv in einer Weise zur Kenntnis zu nehmen, die sie zuvor verweigert hat. Oder, wenn man das Zitat dazu nimmt, könnte es auch sein, dass sie ihn verraten hat und er sie bestraft. Ich frage mich, warum er sie in ihrer Unterkunft ermordet hat. Es wäre wahrscheinlich wesentlich einfacher gewesen, sie zu entführen oder in sein Haus zu locken und den Mord dort zu begehen. Das ergibt nicht viel Sinn, was wiederum auf ein Verbrechen aus Leidenschaft hindeutet, etwas sehr Persönliches.«
    »Wer weiß schon, wie die Irren ticken.« In Wahrheit aber hoffte ich, dass Black recht damit hatte, dass es sich um ein persönliches Verbrechen handelte. Noch ein Serienmörder, der einfach nur seine Opfer hier am See suchte, war das Letzte, was ich brauchte.
    Black verlangsamte vor einer Ampel und warf mir einen Blick zu. »Du kannst nichts dafür, falls du das immer noch glaubst. Hör auf, dir Vorwürfe zu machen.«
    »Und ich dachte, McKay wäre der Hellseher.«
    »Ich weiß, was du denkst. Du gibst dir immer die Schuld, wenn jemand in deiner Nähe zu Schaden kommt.«
    »Na ja, meine persönliche Geschichte unterstützt diese Theorie ja durchaus, findest du nicht?«
    Ob nun Seelenklempner oder nicht, darauf hatte Black auch keine tolle Antwort. Tja, auf die Frage gab es eben einfach keine geschmeidige Antwort. Er kannte meine scheußliche persönliche Geschichte. Und er hatte keine alternative Theorie, die standhalten würde.
    Eric Dixsons Laden erwies sich als ganz schön touristisch. Es war einer dieser angesagten Fotoläden, die sich an die verrückten Touristen wandten, die ihren Urlaub am See für immer festhalten wollten. Na toll. Sie überfluteten während der Frühjahrs- und Sommermonate unser kleines Eckchen der Welt. Zudem wurden in den eleganten Hotels, allen voran in der Cedar Bend Lodge, eine Menge Konferenzen abgehalten. Die meisten der Teilnehmer waren Geschäftsleute, die ihre Zeit damit verbrachten, Fotos von sich mit Kollegen zu machen, die teure Aktentaschen trugen und/oder irgendwelche Auszeichnungen mit ihren Namen darauf hochhielten.
    Es stellte sich heraus, dass Dixson eine Menge farbenfroher Kostüme hatte, in die seine Kunden schlüpfen konnten. Black und ich blieben direkt hinter der Eingangstür stehen, und ich entdeckte eine lange Reihe Federboas. In Regenbogentönen auch noch, lila und rot am häufigsten. In einer weiteren Reihe gab es Unionisten- und Konföderierten-Uniformen mitsamt goldgesäumter Schärpen und fieser Säbel. Möchtegern-Südstaatenschönheiten würden sich hier ebenfalls gut aufgehoben fühlen, es gab üppige Rüschenkleider in jeder Farbe, jedem Stoff, und alle konnte man einfach über die Klamotten streifen und auf dem Rücken zuschnüren, eine Größe für jeden. Bestimmt sechstausend Porträts derartig historisch interessierter Touristen hingen an den Wänden in den braun-goldenen Papierrahmen des Ladens. Eric war offensichtlich verdammt gut im Geschäft.
    Wir konnten einen Mann sehen, der in einem großen, mit goldenem Samt ausgeschlagenen Bereich hinten im Laden arbeitete. Etwa ein Dutzend Damen saßen vor seiner altmodisch unter einem Tuch verborgenen Kamera, alle in breitkrempigen Strohhüten und weiten Vorkriegskleidern, dazwischen – der Mischung wegen – ein paar tief dekolletierte Saloon-Girls. Sie kicherten und neckten einander und amüsierten sich königlich. Ich überlegte kurz, ob ich sie wegen Trunkenheit in der Öffentlichkeit drannehmen sollte, entschied mich dann aber, dass sie ruhig ihren Spaß haben sollten. Eine der Damen in der ersten Reihe hatte beide Hände auf einen geschlossenen Rüschenschirm gelegt und schaute ganz matriarchalisch.
    Eric stachelte sie auf, er lachte mit ihnen und sorgte dafür, dass sie auf ihrer nächsten tollen

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