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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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nickte.
    Interessanter Typ auf jeden Fall. Wie der wohl ausgerechnet hier gelandet war?
    »Was dagegen, wenn ich kurz mal zuschaue?«
    »Von mir aus. Wenn Sie die Aktion hier für sich behalten können?«
    »Logo. Ich schweige wie ein Grab. Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten. Die Mittagspause unseres Hausdrachens dauert nämlich erfahrungsgemäß nicht mehr lange.«
    Moosbichler hob verschwörerisch den Daumen, dann warf er einen gespannten Blick auf das Skalpell in Sofies Hand, mit dem sie nun die Bauchhaut der kleinen Leiche durchtrennte. Danach hob sie mit einer Pinzette die Bauchmuskulatur an und griff zur Schere – sehr, sehr vorsichtig, um die darunterliegenden Organe nicht anzuritzen –, bis sie die Bauchdecke schließlich öffnen konnte.
    Sofies mühsam getrimmter Pferdeschwanz strebte längst der Auflösung entgegen, der Kittelärmel hatte Mäuseblut abbekommen, sie spürte förmlich, wie ihre Wangen vor Aufregung zu brennen begannen. Ein Schweißtropfen löste sich von ihrer Stirn und tropfte auf die Pappe.
    »Verdammt klein«, murmelte Stefan Moosbichler. »Scheißgefummel, oder?«
    »Können Sie laut sagen!«, seufzte Sofie.
    »Da weiß ich was.« Er lief nach hinten. Plötzlich erfüllte das Röhren von AC/DC den Sektionssaal.
    I’m on the highway to hell
    On the highway to hell
    Highway to hell
    I’m on the highway to hell
    »Ab und zu brauch ich die alten Burschen.« Sein Grinsen war breiter geworden. »Obwohl ich sonst eher auf Coldplay stehe.«
    Sofie schwenkte die Lupe über die Bauchhöhle der Maus und starrte hinein. Alles winzig und doch nur allzu bekannt: die Organe eines Säugetieres. Die wummernde Musik war merkwürdig beruhigend. Behutsam zückte Sofie die Schere, um die Lunge anzuritzen …
    »Darf ich fragen, was Sie hier machen? Und stellen Sie sofort diese akustische Zumutung ab, Moosbichler!«
    Himmelherrgottsakra – der Ober-GAU!
    Keine andere als Elke Falk stand plötzlich hinter ihnen.
    »Ich – seziere.«
    »Ach ja. Wenn Sie diese seltsame Aktion so nennen wollen? Es handelt sich allerdings um ein eher – ungewöhnliches Objekt, wie mir scheint, Frau Kollegin. Aber Sie haben zweifellos einen triftigen Grund, wenn Sie hinter meinem Rücken veterinärmedizinische Grundlagenforschung betreiben, ver mute ich?«
    Stefan Moosbichler ließ alle Muskeln seiner Visage auf einmal spielen, was die Piercings in waghalsige Stellungen brachte und Sofie half, Ruhe zu bewahren.
    Weil das hier womöglich die einzige Chance ist, ein kleines Mädchen aus dem Koma zu holen, hätte sie am liebsten zurückgezischt. Stattdessen schluckte sie und atmete tief durch.
    »Es könnte da einen Zusammenhang mit dem komatösen Zustand der kleinen Vanessa geben. Bis jetzt hab ich aber noch keine konkreten Befunde …«
    »Was sollte dieses Ungeziefer auch damit zu tun haben, liebe Frau Rosenhuth? Fest steht jedenfalls, dass Sie Ihre Kompetenzen deutlich überschritten haben. Ich denke, wir sollten uns darüber noch einmal eingehend unterhalten. Ich erwarte Sie morgen nach der Frühbesprechung in meinem Büro. Und Sie, Moosbichler, haben auch Besseres zu tun als hier rumzustehen. Draußen rollt gerade Arbeit ein. Eine Brandleiche. Also: Hopphopp, wenn ich bitten darf!«
    Falks Absätze hämmerten ihren wütenden Rhythmus auf den Kachelboden.
    Krampfhenna, greisliche, dachte Sofie. Das kann ja noch lustig werden mit uns zwei!
    »So ist sie nun mal, unsere von allen überaus hochgeschätzte Chefin«, sagte Stefan Moosbichler mit einer angedeuteten Verneigung in Richtung der Entschwundenen. »Immer freundlich, immer kommunikativ. Ich bin übrigens der Spike – und freu mich schon sehr auf unsere Zusammenarbeit. Man sieht sich!«
    Spike warf Sofie ein ermutigendes Grinsen zu, dann verließ er pfeifend den Raum.
    Sofie wandte sich wieder der improvisierten Sektion zu und – zögerte. Wenn sie die Obduktion an dieser Stelle abbrach, würde sie sich jede Menge Ärger ersparen. Das war klar. Und vielleicht war sie ja auch komplett auf dem Holzweg.
    Dann schüttelte sie energisch den Kopf.
    Einstichstellen bei einer Maus? Die ganz offensichtlich an den Folgen einer rätselhaften Substanz gestorben war – und zwar möglicherweise exakt derselben, die auch die kleine Vanessa ins Koma versetzt hatte. Nein. Jetzt, wo sie vielleicht kurz vor der Lösung des Rätsels stand, würde auch eine Frau Dr. Falk sie nicht davon abhalten können, weiterzumachen.
    Entschlossen zückte Sofie erneut die Schere und ritzte die

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