Die Kalte Sofie
Lunge an.
Bingo! Da war er wieder, der rosafarbene Schaum.
Inzwischen kribbelte ihr rechter Nasenflügel heftigst. Die Spur war nicht nur heiß – sie schien geradezu zu glühen.
12
Selbstsabotage
N achdenklich rieb Manu den Spätzleteig in das kochende Wasser und beobachtete, wie die kurzen Teigfäden erst zu Boden sanken, um dann langsam wieder nach oben zu trudeln.
Vielleicht würde es ja schon genügen, den Siphon unter Joes Spüle zu verstopfen? Der hatte sowieso längst einen Klempner bitter nötig. Das bisschen Wasser in der Küche würde schon nicht so schlimm sein. Hauptsache, Joe würde an diesem Abend daran gehindert, aus dem Haus zu gehen. Denn Manu war sonnenklar, was Sofies Tante und ihr Bruder heut Nachmittag mit einander getuschelt hatten. Um ein Wiedersehensessen mit Sofie ging es, um nichts anderes.
»Der Luis hat meinen iPod versteckt, Mama!«
»Gar ned wahr, du bleede Kuah. Verschlampt hast ihn!«
»Wo bleibt mei Bier, Manu? Glei kimmt die Sportschau!«
»Sofort!«
Manu wischte sich hastig die teigfeuchten Hände an der Schürze ab. Dann öffnete sie den Kühlschrank, holte ein Hefeweizen heraus und schenkte es sorgfältig in das hohe, schlanke Glas ein. Das sie vorher natürlich mit kaltem Wasser ausgespült hatte. Eh klar. Wenn irgendwas mit der Schaumkrone nicht stimmte, hörte bei Tobias der Spaß ganz schnell auf. Zu Recht, wenn einer Manu gefragt hätte. Das gehörte schließlich zu ihren Aufgaben als treu sorgende Gattin. Oder etwa nicht? Deshalb musste auch schleunigst eine Lösung her, damit ihr geliebtes Bruderherz nicht noch mal in sein Unglück rannte und sich erneut Sofie an den Hals hängte, die nicht einmal ein gescheites Spiegelei zustande brachte.
»Hörst du mir überhaupt zu, Mama? Der Luis hat den iPod in seiner Hosentasche. Ich hab’s genau gsehn!«
Stirnrunzelnd wandte Manu sich ihren zwei Sprösslingen zu und stemmte die Hände in die Seiten. »Wissts ihr was, ihr zwoa? Des is mir wurscht. Des Trumm gehört euch beiden. Also schauts, dass weiterkommts, und bringts dem Papa lieber sein Bier!«
Leise maulend verzogen Luis und Sonja sich zu Tobias ins Wohnzimmer, aus dem laut der Fernseher dröhnte.
Erleichtert sah Manu ihnen hinterher. Na also. Ihre Familie wäre so weit schon mal versorgt. Blieb immer noch die Frage, wie sie Joe vor einem Riesenfehler bewahren konnte. Zumindest mal für diesen Abend.
Behutsam schöpfte Manu die gar gekochten Spätzle aus dem siedenden Wasser ab und schichtete sie in die gebutterte Auflaufform. Dazu Schichten von frisch geriebenem, würzigem Bergkäse – ein Gedicht …
Den verstopften Abfluss hatte sie inzwischen verworfen. Zu riskant. Ebenso die verrückte Idee mit dem Minischmorbrand. Sie wollte ja schließlich nicht Joes Wohnung verwüsten.
Trotzdem. Eine gute Idee musste her. Und zwar schleunigst. Immerhin war es schon früher Abend, und Manu konnte sich vorstellen, dass Vronis Festessen ziemlich bald steigen würde.
Gekonnt wendete sie die wie immer perfekt gebräunten Zwiebeln in der Pfanne. Ihre Familie liebte Spätzle. Vor allem das Highlight, die Zwiebeln. Tobias konnte gar nicht genug davon kriegen. Das tränenreiche Schneiden überließen ihre Lieben allerdings gerne ihr. Leider.
Und wenn sie Joe einfach einsperrte? Den Schlüssel zu seiner Wohnung gegenüber hatte sie ja …
Manu schüttelte energisch den Kopf. Von so was würde der Herr Kriminalkommissar Lederer sich keinesfalls abhalten lassen. Eher, wenn jemand bei ihm auf die Tränendrüse drückte. Irgendein Notfall. Bei dem sie dringend seine Hilfe brauchte. Ihr Bruder war nun mal ein Familienmensch.
Eben das war ja das Problem!
Und? Sollte sie sich etwa krank stellen? Joe würde ihr was husten, außerdem hatte sie ja Tobias. Obwohl sie im Ernstfall lieber bei Joe läuten würde, als sich auf ihren Mann zu verlassen. Von ihren Kindern ganz zu schweigen.
Pfeffer und Salz, eine letzte Schicht Käse über die sauber geschichteten Spätzle, die Zwiebeln als krönenden Abschluss, dazu ein paar Butterflöckchen, und ab damit in den vorgeheizten Ofen.
Manu wusch sich die Hände.
Die Spätzle waren so weit fertig. Ein zündender Einfall war ihr freilich immer noch nicht gekommen, Zefix noch amal!
Es läutete an der Tür. Manu warf einen irritierten Blick zur Küchenuhr. Mitten zur Abendessenszeit? Wer konnte das sein?
»Du, Manu, du musst mir helfen. Ganz dringend. Da schau. Mein Hemd. Wahrscheinlich war das Bügeleisen zu heiß. Kannst du da noch was
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