Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
Vom Netzwerk:
viel lieber an ihm mochte als diese komischen steifen Hemden, mit denen er sich manchmal verkleidete, wenn er besonders schick sein wollte.
    Ja, in gewisser Weise wirkte Joe noch immer auf sie, vor allem wenn er einen Anflug von Selbstzweifel zeigte wie gerade eben. Sofie wusste, was diese Beförderung für ihn bedeutete und wie lang er schon darauf gewartet hatte. Wie ein Blitz war seine Ehefrau seinerzeit durchgestartet. Ein harter Schlag für einen ehrgeizigen Kerl wie ihn, den er wieder wettmachen wollte, auch wenn sie inzwischen seine Ex war.
    Aber das hieß natürlich noch lange nicht …
    »Sofie?« Joes Stimme holte sie zurück aus ihren Tagträumen. »Hallo! Wo bist du? Du träumst doch ned etwa von …?«
    »Iss dei Pfaffenstückl auf!«, sagte sie barsch. »Aus uns beiden wird nix mehr, dass des klar is!«

16
    Blindes Huhn
    A spirin? Oder eher Kaffee?
    Am besten beides, nach diesem seltsamen Abend gestern, der Sofie doch mehr in den Knochen saß, als ihr lieb war.
    Sie warf den Kocher an. Dann füllte sie ein Glas mit Wasser, gab eine Brausetablette hinein und beobachtete nachdenklich, wie die weiße Scheibe sich sprudelnd auflöste.
    Ungefähr genauso war ihr zumute.
    Joe war zuckersüß gewesen, unterhaltsam und charmant. Das war ja schon immer seine Stärke. Trotzdem – er hatte sich verändert. Irgendeine Art Ernsthaftigkeit war zwischendurch aufgeblitzt, die sie so bisher nicht bei ihm gekannt hatte. Und diesen Deppen umso liebenswürdiger machte, Zefix!
    Den ganzen Abend über hatte Sofie die Rolle der Unnah baren, Kühlen perfekt gespielt. Was ihr zugegebenermaßen nicht gerade leichtgefallen war. Nicht nur wegen der verstohlenen nachdenklichen Blicke, die Vroni ihr immer wieder zugeworfen hatte.
    Der Tante hatte Sofie die Aktion längst verziehen. Mit sich selbst allerdings war sie alles andere als im Reinen.
    Aus heiterem Himmel war sie wieder da gewesen: diese Vertrautheit. Diese Unbeschwertheit. Dieses Gefühl, nichts auf dieser Welt könne ihr etwas anhaben, solange Joe an ihrer Seite war.
    Das Abschiedsbussi am Schluss hatte ihr dann endgültig den Rest gegeben. Natürlich war es nur ein Kuss auf die Wange gewesen. Fast nur ein Hauch, denn Sofie war eine Sekunde später erschrocken zurückgewichen. Und dennoch hatte dieser kurze Körperkontakt gereicht, um nicht nur einen bunten Schmetterling in ihrem Bauch aus dem Tiefschlaf zu holen.
    Kein Zweifel: Aus ihrem geradezu unverschämt gut aussehenden Ex mit seinem umwerfenden, jungenhaften Humor war ein ganzer Mann geworden. Einer, dem garantiert die Frauen zu Füßen lagen, mehr denn je. Und eben das war das Problem.
    Oder war es überhaupt eines?
    Dachte Sofie hier in der lausigen Teeküche des Instituts für Rechtsmedizin allen Ernstes über eine Neuauflage ihrer Beziehung zu Herrn Lederer nach?
    Nix da!
    Energisch schüttelte sie den Kopf und leerte das Wasserglas mit der sprudelnden Flüssigkeit in einem Zug. Brrr. Bitter! Dazu noch ein randvoller Becher rabenschwarzer Kaffee aus dem Fertigpulver, das sie sich heute früh noch schnell besorgt hatte – damit dürfte sie ihre wild gewordenen Hormone endgültig wieder in den Griff bekommen.
    Hoffentlich.
    Sofie nahm gerade einen ersten Schluck des dunklen Gebräus, als sich eine bekannte frostige Stimme in ihrem Rücken meldete.
    »Na, Frau Kollegin? Wieder mal in der Teeküche? Wir zwei Hübschen hatten heute früh eigentlich noch was zu klären. Schon vergessen?«
    Sofie zuckte zusammen. Prompt ergoss sich aus dem Becher ein Schwall heißer Kaffee über ihr helles T-Shirt. Na super!
    Dr. Falk verschränkte die Arme und musterte Sofie missbilligend von oben bis unten.
    »Ohne kleinere Unfälle scheinen Sie wohl nicht über die Runden zu kommen. Aber das ist für mich im Moment das geringste Problem. Die Sektionsräume sind nicht zu Ihrem Privatvergnügen da, Frau Rosenhuth. Und erst recht nicht zur Obduktion eines Nagetiers. Ich hoffe, Sie haben eine überzeugende Erklärung für Ihr eigenmächtiges Vorgehen von gestern?!«
    Sofie schluckte. Ohne die Sektion der Maus und eine gründliche Analyse der Körperflüssigkeiten hätte sie genauso im Dunkeln getappt wie die hochkarätigen Kollegen in der Hauner schen Kinderklinik. Die alte Regel: Wenn man nicht weiß, wonach man suchen soll, steht auch der beste Toxikologe gelegentlich im Regen. Erst die Einstichstelle hatte Sofie auf die richtige Spur gebracht. Aber ob Frau Dr. Iglu ihr diese Geschichte glau ben würde? Zumal Sofie nicht einmal

Weitere Kostenlose Bücher