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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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ihre heiß geliebte, wunderbare, kauzig-gschnappige Tante einen solchen Hang zu romantischer Lektüre hatte?
    Dr. Stefanie Frank und die große Liebe …
    Sofie schüttelte den Kopf: Ja mei, liebe Tante Vroni. Sol che schnulzigen Happy Ends gab’s eben nur in Büchern oder Filmen …
    Sofie wühlte weiter. Wo, um alles in der Welt, steckte dieser vermaledeite Wohnungsschlüssel? Nur deshalb war sie ja in den unförmigen, silberfarbenen Müllcontainer im Hinterhof der Giesinger Zugspitzstraße geklettert – und steckte nun knietief zwischen den Hinterlassenschaften der Zivilisation …
    Zu ihren Füßen klirrte es. Zwischen alten CD s, welken Salatblättern und einer ramponierten Barbiepuppe lugte ein Schlüssel heraus. Erleichtert fischte sie nach ihm – endlich! Wenn sie Glück hatte, würde sie es noch rechtzeitig schaffen, bevor die Tante grantig wurde.
    Schnaufend versuchte Sofie, sich an der Innenwand des Containers hochzustemmen, aber: Fehlanzeige. Na klar, von außen hatte sie ja auch Obstkisten als Steighilfe benutzt. Hier drinnen allerdings sah die Sache anders aus …
    Sofie verdrehte die Augen, halb genervt und halb belustigt: Wär ja auch zu schön gewesen! Sie versuchte, mit den Füßen einen Haufen zusammenzuscharren, von dem aus sie sich abstoßen könnte.
    Jetzt musste es einfach klappen!
    Oder sollte sie hier gefangen bleiben und darauf warten, bis jemand vorbeikam und ihr aus dieser übel riechenden Falle half?
    Sie war drauf und dran, sich erneut am Innenrand des Müllcontainers hochzustemmen, als plötzlich eine Stimme an ihr Ohr drang: Tante Vroni! Das war ihre Rettung!
    »Super, dass du da bist. Na kann des Überraschungsessen ja gleich steigen. Ich wollt nur noch schnell bei der Sofie läuten und Bescheid geben, dass alles fertig ist.«
    Sofie stutzte. Wie jetzt? Hatte die Tante noch jemanden eingeladen? Schon wollte sie sich Vroni zu erkennen geben, als sie erstarrte. Denn die zweite Stimme, die nun antwortete, war ihr nur allzu bekannt – auch wenn sie sie seit gut zwei Jahren nicht mehr gehört hatte.
    »Ich weiß fei ned so recht, ob des wirklich a guade Idee von dir is, Vroni. Des letzte Zusammentreffen von der Sofie und mir war ja eher – wie soll ma sagen – unglücklich.«
    »Mei, Bua, des is doch scho über zwoa Jahr her! Und manchmal muass ma dem Lauf der Dinge eben a bissl nachhelfa.«
    Sofie, mucksmäuschenstill in ihrem silbernen Versteck kauernd, schloss die Augen. So war das also: Ausgerechnet ihr Ex und Tante Vroni hatten sich zusammengetan und planten eine Verschwörung. Hinter ihrem Rücken. Sauber!
    Sofie hielt den Atem an. Jetzt nur keine unachtsame Bewegung – und den Niesreiz, der sich schon seit Längerem ankündigte, noch ein paar Sekunden unterdrücken! Der Tante würde sie es dann später schon einschenken. Und dem Joe, diesem Hund …
    »Ihr zwoa, ihr seids doch wie füreinander geschaffen!«
    »Mei, Vroni, erzähl mir nix! Wie oft hab ich mir gewünscht, ich könnt die Uhr einfach zurückdrehn. Da würd ich so manches anders machen …«
    »Und die Sofie auch. Des woaß i gwiss, Joe.«
    Ha… – Hatschi!
    Zefix.
    Nur eine Sekunde später linste bereits ein Paar nussbrauner Augen in den Container hinein. Lustig zwinkernde Augen, die Sofie immer wieder zum Lachen gebracht hatten. Augen, denen man einfach nicht böse sein konnte – und die es so nur einmal auf der Welt gab.
    »Da schau her. Servus, Sofie! So sieht man sich wieder, gell … Guad schaust aus!«
    Sofies Herz begann bis zum Hals zu klopfen. Während sie sich mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn strich, suchte sie fieberhaft nach einer lässigen Antwort. Giesinger Mundwerk? Von wegen. Das ließ sie gerade elendiglich im Stich. Stattdessen versank sie in Joes Augen.
    Joe warf einen kurzen Blick auf die Müllsäcke rings um Sofie, dann grinste er sie schelmisch an: »Soll ich dir da vielleicht raushelfen?«
    Sofie nickte stumm.

15
    Pfaffenstück
    I nzwischen glich ihr Bett einem Wühltisch im Schlussverkauf, so oft hatte sie sich umgezogen. In den nachlässig gestapelten Gfeiter -Umzugskartons, die kreuz und quer in der Wohnung standen, war nun endgültig das Chaos ausgebrochen. Und eigent lich hätte Sofie nach der Szene im Container natürlich auf stur schalten und zu Hause bleiben müssen.
    Andererseits: Verdienten ihr Ex und die hinterlistige Tante nicht eine saftige Abreibung?
    Vor dem großen Spiegel straffte sie sich und drückte den Rücken durch. Sie wusste genau, wie gut ihr das

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