Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
Vom Netzwerk:
wusste, ob die kleine Vanessa die Nacht überhaupt lebend überstanden hatte …
    »Also? Ich höre?«
    Doch Sofie war eine Gnadenfrist vergönnt. In diesem Moment klingelte Dr. Falks Mobiltelefon. Mit einem schnippischen »Moment!« wandte sie sich ab und nahm das Gespräch entgegen.
    »Institut für Rechtsmedizin. Falk am Apparat.«
    Zu Sofies Erstaunen glätteten sich die bedrohlichen Falten auf Dr. Falks ansonsten makelloser Stirn wie von Zauberhand. Und: War das etwa so was wie ein Lächeln, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete? Auch ihre Stimme nahm nun einen sanften Ton an.
    »Freut mich zu hören, Dr. Sonner. Toxikologie ist nun mal mein besonderes Steckenpferd. Sie kennen ja unseren Leitspruch: Mortui vivos docent – die Toten lehren die Lebenden. Gerade Fälle mit GHB landen zunehmend häufiger auf meinem Tisch. Umso mehr beglückt es mich, dass wir Ihrer kleinen Patientin helfen konnten. – Selbstverständlich, Herr Kollege. Jederzeit. Auf Wiederhören!«
    Mit einem Glitzern in den Augen legte Dr. Falk auf.
    »Na also. Wer sagts denn.«
    Sofie atmete tief durch. »Heißt das, der kleinen Vanessa geht es wieder besser?«
    Dr. Falk nickte knapp und fixierte Sofie von oben herab.
    »Offensichtlich nicht danebengegriffen, Frau Kollegin. Verbuchen wir es am besten unter der Rubrik blindes Huhn.«
    Sofie schluckte die Kröte. Dass die Falk den Erfolg ohne mit der Wimper zu zucken für sich beanspruchte, war ein starkes Stück. Aber vielleicht läutete Vanessas Besserung ja auch bessere Zeiten für Sofie hier im Institut ein?
    »Dann wird es Sie sicher interessieren, wie ich auf diese Substanz gekommen bin. Das mit der Maus war nämlich …«
    Frau Dr. Falk winkte ab.
    »Verschonen Sie mich mit Ihren Geschichten! Was kümmert mich schon irgendein totes Viech. Mich interessieren vor allem Ergebnisse.«
    Sofie starrte ihre Vorgesetzte fassungslos an.
    »Aber Sie wollten doch ausdrücklich von mir wissen, wie …?«
    Die andere räusperte sich indigniert und schaute ungeduldig auf die Uhr.
    »Zeit ist Geld, Frau Rosenhuth. Auf uns beide wartet eine Menge Arbeit. Deshalb wäre ich Ihnen dankbar, wenn wir unser kleines Plauderstündchen an dieser Stelle beenden und uns den eigentlich wichtigen Dingen des Tages zuwenden könnten.«

17
    Unschuldig!
    D er Leichnam eines stämmigen älteren Mannes erwartete Sofie auf dem Sektionstisch, mit einem unglaublichen Wanst, der das über ihn gebreitete Leintuch steil nach oben wölbte. Das wulstige Gesicht unter dem schütteren Haarkranz schien entspannt, die starren Augen waren weit geöffnet, aber noch ungetrübt, der Kiefer hing locker nach unten.
    Dr. Falk schenkte der Leiche nur einen kurzen Blick, dann wandte sie sich an Sofie.
    »Wenn Sie die Freundlichkeit hätten, den Körper schon mal freizulegen, Frau Rosenhuth?«
    Sofie nickte und machte sich an die Arbeit, während Dr. Falk das Diktafon zückte und den Polizeibericht überflog.
    »Anton Zeislmaier, 65 Jahre, Metzgermeister …«
    Der auffallend zugepiercte Obduktionsassistent namens Stefan Moosbichler alias Spike, der gerade den Wagen mit dem sterilisierten Sektionsbesteck heranrollte, hielt erstaunt inne.
    » Der Zeislmaier? Mit dem besten Leberkäs weit und breit?« Er korrigierte sich. »Jedenfalls bis er auf die Schnapsidee kam, zu expandieren …«
    Ein eisiger Blick von Dr. Falk brachte ihn schnell zum Verstummen.
    »Wenn Sie erlauben, würde ich gern fortfahren, Herr Moosbichler!«
    »’tschuldigung«, murmelte Spike, arretierte den Wagen neben dem Sektionstisch und tauschte über seinen Mundschutz ein stummes Augenrollen mit Sofie, die das Leintuch, das den Metzgermeister bedeckt hatte, nun in einem Wäschekorb entsorgte.
    »… heute früh um 6:17 Uhr im betriebseigenen Kühlraum von einem Mitarbeiter tot aufgefunden. Die Tür war von außen abgesperrt.«
    Sofie warf einen prüfenden Blick auf den massigen, mit Hemd und Hose bekleideten Leichnam vor ihr – und stutzte.
    Ungerührt fuhr Dr. Falk fort: »Fingerabdrücke an der Klinke laut Spurensicherung identisch mit denen des Kompagnons.« Dann sah sie kopfschüttelnd auf. »Klingt eindeutig, würde ich sagen. Der Mann hat wohl geglaubt, seinen Geschäftspartner auf diese Weise ganz bequem loswerden zu können – warum auch immer. Vermutlich die üblichen Querelen darum, wer das Sagen in der Firma hat.«
    »Und warum war der Typ dann so ungeschickt, seine Fingerabdrücke zu hinterlassen?«, fragte Spike stirnrunzelnd.
    »Was weiß denn ich?« Dr.

Weitere Kostenlose Bücher