Die Kalte Sofie
ein Pling von sich.
»Bis auf seine DNA .« Sofie musterte frustriert den Monitor und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Aber der Datenbank scheint er unbekannt zu sein. Scheibe!«
»Was bedeutet, dass …«
»… man ihn bis jetzt noch nicht erwischt hat. Ganz genau. Ich möcht fast wetten, der hat des ned zum ersten Mal versucht.«
Mit einem wütenden Schnaufer lehnte sie sich zurück. »Wenn wir wenigstens diesen Typen auftreiben könnten, der ihm eins über den Schädel gezogen hat!«
»Träum weiter, Mrs. Marple! Dunkler Hoodie. Schlank. Sehr flink. Richtig? Auf wie viele Personen trifft diese Beschreibung wohl zu? Also mach dir lieber keine übertriebenen Hoffnungen.«
Schweigen breitete sich aus.
»Aber man kann doch nicht einfach …«
Verdutzt hielt Sofie inne und starrte das geradezu außerirdische Wesen an, das soeben die Tür aufriss.
Dunkellila Nietenjeans. Neongelbes Shirt. Der akkurat gestutzte Iro in frisch leuchtendem Maiengrün.
»Mein ganz persönlicher Beitrag zum Wonnemonat.« Spikes Grinsen wurde noch breiter. »Außerdem hab ich hier einiges für euch. Erst die guten oder die schlechten Nachrichten?«
»Die guten«, riefen Sofie und Joe wie aus einem Mund.
»Ich fang trotzdem besser mit den schlechten an«, sagte Spike. »Sonst gibt’s ja keine Steigerungsmöglichkeiten mehr.«
Vergeblich suchte er nach einer Sitzgelegenheit, schließlich ließ er sich lässig auf der Tischkante nieder.
»Also, was unsere Brandleiche betrifft: Weder zur DNA der Asche noch zu den Fingerabdrücken auf der Flasche haben wir irgendwelche übereinstimmenden Profile im Archiv. Sorry.«
»Wär auch zu schön gewesen«, murmelte Sofie mit zusammengebissenen Zähnen.
»Dafür wissen wir inzwischen mehr über die textilen Reste, die am Tatort gefunden wurden«, fuhr Spike ungerührt fort. »Handelt sich tatsächlich um eine Wolldecke mit hohem Kaschmiranteil.«
»Die garantiert aus dem Siebert’schen Besitz stammt«, knurrte Joe. »Das ganze Anwesen strotzt ja geradezu vor geldiger Gedie genheit! Der ›Einbrecher‹ hat sich wahrscheinlich nur mal kusche lig einwickeln wollen. Bis ihn dann leider das Feuer überraschte.«
»Ja, genau«, sagte Sofie mit sarkastischem Unterton. »Und zwar, nachdem er davor Wodka getrunken hat, der mit einem starken Narkotikum versetzt war. Und zwar ned allein. Wär jedenfalls durchaus möglich, dass ein paar von den Fingerabdrücken auf der Flasche von ihm stammen.«
»Was wir aber ned beweisen können. Leider«, brummte Joe. »Shit. Da haben wir die DNA von der Asche und eine Flasche mit Fingerabdrücken von zwei Personen – und nix passt zsamm. Ist er denn bei lebendigem Leib verbrannt? Kannst mir wenigstens des verraten?«
»Solang ich nur die Asche, eine Handvoll Knochen und a paar Zähn hab«, erwiderte Sofie, »leider ned. Rechtsmediziner können halt auch ned zaubern. Mein Job ist es, naturwissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu liefern. Und ihr setzt das Puzzle dann zusammen.«
»Ah so? Meinst ned, du machst dirs da a bissl zu einfach?«
Sofie lief dunkelrot an. »Wer ist denn hier der Kommissar – du oder ich?«
Feindselig funkelten sie einander an.
»Nur die Ruhe putzt die Schuhe!« Spike sprang auf. »Ihr zwoa werdets euch deshalb doch ned glei in die Haare kriegen, oder? Lassts mich jetzt lieber weitererzähln!«
Er spitzte die Lippen und ähnelte auf einmal einem heftig gepiercten Faun. Sofie und Joe wandten sich ihm mit trotzig zusammengepressten Lippen und verschränkten Armen zu.
»Also: Das Gammelfleisch war tatsächlich allerfeinstes Rinderfilet. So ein Feinschmecker is bestimmt ned arm.«
»Oder er hat jemanden, der die Spendierhosen anhat. Gibt’s ja öfter, grad in dem Milieu«, ergänzte Sofie nachdenklich. »Und sonst? Wissts ihr, wia lang des scho offen dastand?«
»Drei Tag mindestens, tat i sagen. Jedenfalls, wenn man des Viehzeug näher unter die Lupn genommen hat.«
Sofie stutzte. Dieser Schmidt war also am selben Tag verschwunden, an dem sich der Brand bei Ministerialdirigent Siebert ereignet hatte.
Zufall? Oder …
»Und wie schaut’s mit der Analyse von dem Rasierer und den beiden Zahnbürstn aus?«
Der Faun schüttelte bedauernd den Kopf.
»Fehlanzeige beim Rasierer. Kein einziger Hinweis. Leider. Dafür …«, Spikes Gesicht hellte sich merklich auf, »… haben wir bei dene Bürstn tatsächlich Zellmaterial isolieren können – von zwoa verschiedenen Personen. Schick ich dir gleich alles rüber auf den
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