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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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dabei im Bereich des Kehlkopfes und der Drosselgrube nicht zu tief zu geraten, spannte sie die Haut mittels Daumen und Zeigefinger.
    Jeder Griff saß.
    Sofies Nasenflügel kribbelte, als wäre er von einer Ameisenschar besiedelt.
    Um während der Sektion eine Blutung in die Halsorgane zu vermeiden, mussten zunächst die Blutgefäße des Halses entleert werden. Auf die sonst übliche Entnahme des Hals-Thorax-Pakets – Zunge, Speiseröhre, Luftröhre, Kehlkopf, Schilddrüse, Lungen und Herz – verzichtete Sofie vorerst und machte sich stattdessen sofort an die Präparation des Halses.
    Spike stieß einen überraschten Laut aus, und auch Sofie stutzte für einen Moment.
    Knapp unterhalb des Kehlkopfs, wo die Luftröhre begann, ragte der Zipfel eines weiß-blau karierten Stofftaschentuchs hervor.

41
    Geheimnisse
    » U nd? Schmeckt’s dir?«
    Was für eine Frage.
    Bei Tante Vronis Spezialschweinsbraten in Braunbiersoß hatte Sofie noch nie Nein sagen können. Da halfen auch die besten eisernen Vorsätze nix. Erst recht nicht nach so einem anstrengenden und zudem in vielerlei Hinsicht trüben Tag wie heute.
    Zufrieden kredenzte die Tante ihr einen zweiten Knödel und eine weitere Portion Krautsalat.
    »Lang nur gscheid zua. Wer vui arbeitet, muass a guad essn.«
    Was Sofie sich dann auch nicht zweimal sagen ließ. Während sie mit Genuss die letzten Soßenreste mit dem Knödel vom Teller wischte, strich Vroni ihr beinahe zaghaft über die Schulter.
    »Du, Sofie … Ich hoff, du bist mir nimmer bös wegen neulich?«
    Stirnrunzelnd sah Sofie auf. »Du meinst deinen missglückten Kuppelversuch?«
    Die Tante nickte.
    »Ich hab’s wirklich nur gut gmeint. Des weißt doch, oder? Der Joe und du ….«
    Ein verräterisches Glitzern in Vronis Augen.
    Eigentlich hatte Sofie sich geschworen, es der Tante nicht so einfach zu machen. Jetzt aber konnte sie doch nicht anders, als sie gerührt zu umarmen und ihr einen liebevollen Kuss auf die Nasenspitze zu geben.
    »Ja, der Joe und ich … Da wird nix mehr draus, glaub’s mir! Aber nimm’s bloß ned so tragisch. Mir san eben zu verschieden.«
    So einfach gab Vroni diese Herzensangelegenheit allerdings nicht aus der Hand. Stirnrunzelnd musterte sie ihre Zieh tochter.
    »Hat er etwa noch a andere?«
    Grimmig schüttelte Sofie den Kopf.
    »Ich glaub ned. Aber des wär mir auch wurscht, wennst es genau wissn willst.«
    Beinahe schüchtern hakte Vroni nach.
    »Und – du? Ich weiß scho, des geht mi eigentlich nix an, aber …«
    Sofie hielt inne, während sie Vronis fragenden Blick auf sich ruhen fühlte. Wenn sie ehrlich war – ganz ehrlich –, hatten die wenigen Begegnungen mit diesem Charly Loessl tatsächlich eine ganz neue Saite in ihr zum Klingen gebracht.
    Keine Schmetterlinge. Kein Flattern. Aber auch keine Rivalitätshuberei wie mit Joe oder auch Erik. Dafür etwas viel Wichtigeres: Dieser Mann nahm sie ernst, das erkannte sie an jedem Wort, das er sagte. In seiner Gegenwart fühlte sie sich so leicht und unbeschwert, als ob ihr nichts auf der Welt etwas anhaben könnte …
    Moment mal.
    Hörte sie da etwa doch so was wie Verliebtheit heraus? In einen Typen, der zugegebenermaßen Stil hatte und Humor, über den sie aber so gut wie nichts wusste?
    Vroni war Sofies Zögern nicht entgangen.
    »Aha. Dann – gibt’s da also doch jemanden?«
    Sofie setzte ein Grinsen auf, von dem sie hoffte, dass es glaubwürdig wirken würde, und schüttelte energisch den Kopf.
    »Ganz sicher ned. Mit Mannsbildern bin ich fürs Erste bedient, des darfst mir glaubn!«
    Hastig stand sie auf und griff nach ihrer Jacke.
    »Danke für des Superabendessen, Tante! Da werd ich zwar wieder extra Joggingschichten einlegen müssen, aber das war’s mir mehr als wert.«
    Ein schnelles Bussi auf Tante Vronis Wange, schon hatte sie die Klinke der Wohnungstür in der Hand, als sie plötzlich stutzte.
    Neben der Tür prangte in neuem Glanz die schöne alte Gar derobe aus Kirschholz, die im Keller vor sich hin gemodert hatte, seit Sofie denken konnte. Trotz der abgebrochenen Haken hatte Vroni es nie übers Herz gebracht, sie endgültig zu entsorgen. Das allein aber war es nicht, was Sofie nachdenklich machte. An einem der meisterlich erneuerten Haken hing ein schöner altmodischer Herrenhut, ein Borsalino, wenn Sofie nicht alles täuschte.
    Gerade wollte sie Vroni danach fragen, als die Tante auch schon die Tür öffnete und Sofie liebevoll, aber nachdrücklich hinausschob.
    »Alsdann, Sofie. Gfreit mi, dass

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