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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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Wasser.
    »Sie grübeln immer noch, Frau Rosenhuth?«, erkundigte sich Charly Loessl behutsam.
    Sofie nickte. Zefix, was war denn schon so Schlimmes daran, mit ihm über das zu reden, was ihr gerade am meisten zu schaffen machte? Nicht, dass sie Joe in irgendeiner Form unterstützen wollte, ganz sicher nicht. Aber sie war selbst schon zu weit in diesen Fall verwickelt, als dass sie sich jetzt einfach nur entspannt zurücklehnen und alles andere vergessen konnte.
    Sie atmete tief durch.
    »Ich bin mir sicher, dass es irgendeine Verbindung gibt zwischen den Sieberts und diesem Jan Schmidt. Wenn ich nur wüsste, welche …«, sagte Sofie. »Irgendwas ist da, das spür ich ganz deutlich, nur greifen kann ich’s einfach noch nicht.«
    Sie hielt inne. Ein völlig verrückter Gedanke schoss ihr durch den Kopf.
    »Und wenn der Herr Ministerialdirigent und Jan Schmidt … Ich mein, wenn die beiden …« Sie verstummte.
    Elegant nahm der Wagen die Steigung hinauf zum Friedensengel. Das Grün der Bäume leuchtete wie in einem Zauberwald.
    »Unfassbar schön, oder? Und dabei nur so kurze Zeit.« Charlys Lächeln wurde wärmer. »Schlägt beinahe die Reisfelder auf Bali. Ich fand, das mussten Sie als verspäteten Willkommensgruß unbedingt sehen, Frau Rosenhuth.« Plötzlich wurde sein Ton ernst. »Sie meinen also, dieser Jan war womöglich der Lover vom Herrn Ministerialdirigenten Siebert?«
    »Warum eigentlich ned?« Sofie fuhr zu ihm herum. »Jetzt, wo Sie’s sagen …«
    »Sollten wir dann nicht am besten die Probe auf’s Exempel machen?«
    »Jetzt?«
    »Klaro. Der nette Italiener läuft uns schließlich nicht davon.«
    Schnittig umrundete Charly die Verkehrsinsel, dann düste Dante durch das helle Maiengrün auf der anderen Seite den Berg wieder hinunter und über die Isar.
    Inzwischen hatte Loessl die Freisprechanlage seines Handys aktiviert.
    »Hubsi? Ja, ich bins, der Charly. Ja, alles okay. Und bei dir? Ah, in fünf Monaten kriegt ihr wieder Nachwuchs? Gratuliere herzlichst! Auch der Frau Gemahlin! Du, ich müsst dich ganz aktuell um einen Gefallen bitten …« Er lachte. Die Antwort des anderen Teilnehmers schien ihm zu gefallen. »Ist diesmal eigentlich nur eine Kleinigkeit. Es geht um einen Besuch in eurer Kantine. Ja, genau. Mit …« Er warf einen kurzen Blick zu Sofie, die das Telefonat mit offenem Mund verfolgte. »… Begleitung. Dazu bräuchten wir natürlich noch den üblichen Zinnober mit Zugang zur Tiefgarage plus Einlass…«
    Sie waren in den Karl-Scharnagl-Ring eingebogen. Links ging es in die Hofgartenstraße. Verkehrsschilder verwehrten die Einfahrt.
    Charly Loessl aber fuhr unverdrossen weiter.
    »Dank dir, Hubsi«, sagte er. »Klar, und den Bericht über die Vorstandssitzung kriegst du natürlich als Erster. Servus!«
    Sie hielten an einer schlanken, weiß-grauen Säule. Sofie spähte nach oben. Videoüberwachung, so weit das Auge reichte. Vor ihnen ragten eiserne Krallen aus dem Boden, die sie an die Ausstattung einer mittelalterlichen Burganlage erinnerten.
    »Herr Loessl?«, ertönte eine unsichtbare Stimme. »Dr. Reuß hat Sie bereits angekündigt. Das Prozedere ist Ihnen ja vertraut. Presseparkplatz 8. Sie sind heute zu zweit?«
    »Sind wir«, bekräftige Charly.
    »Die Akkreditierungen bekommen Sie dann bei mir. Bis gleich!«
    Die Krallen verschwanden wie von Geisterhand. Langsam glitt Dante in die Unterwelt.
    Sofies Verblüffung war noch nicht verschwunden, als sie schließlich die Kantine der Staatskanzlei erreichten.
    Verstohlen berührte sie das steife Plastikschildchen an ihrer Tasche, als ob es ihr Halt geben könnte.
    Was tat sie hier eigentlich?
    Ausgerechnet an der Seite eines neugierigen Schnüfflers drang sie ins Innere der obersten Regierungsbehörde des Freistaats Bayern ein – um Ministerialdirigent Siebert mit etwas zu konfrontieren, für das sie keinerlei Beweise hatte.
    Und mehr als das. Was sie mit Charly in der Garage abgesprochen hatte, war illegal und in keinster Hinsicht juristisch verwertbar.
    Noch ganz klar im Kopf?
    Plötzlich kam sie sich nur noch lächerlich vor.
    »Und wenn er gar nicht zu Mittag isst?« Sofie war stehen geblieben. »Oder zu einer ganz anderen Zeit?«
    Charlys Stimme klang beruhigend.
    »Sie kriegen jetzt doch nicht etwa Muffensausen vor der eigenen Courage, Sofie? Ihnen kann nicht das Geringste passieren. Außerdem bleibe ich ganz in Ihrer Nähe.« Behutsam strich er über ihren Arm, dann gab er ihr einen kleinen Stups. »Sehen Sie, ich hatte

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