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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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sich über einen reglosen Schäferhund.
    Der Körper des Tiers war vor Schmerzen gekrümmt, aus dem gefletschten Maul ragte eine riesige, blau gefärbte Zunge, rötliche Schaumblasen hingen in den Lefzen.
    Sofie trat zögernd näher.
    Der völlig aufgelöste Hundebesitzer schien ihre Anwesenheit gar nicht zu bemerken. Wie betäubt strich er wieder und wieder über das schweißnasse Fell, während er Unverständliches vor sich hin murmelte.
    Sorgsam umwickelte Sofie ihre Hände mit ein paar Papiertaschentüchern und inspizierte den Körper des Hundes genauer.
    Die eingetrübten, zugekniffenen Augen waren zum größten Teil von rötlich geschwollener Nickhaut bedeckt.
    Ein alarmierendes Zeichen.
    Die Glieder ließen sich locker bewegen, die Totenstarre war noch nicht eingetreten. Das Tier war vermutlich erst wenige Minuten zuvor verendet. Und zwar nicht gerade sanft.
    Ebenso wenig wie die vergiftete Maus und die tote Taube, schoss es Sofie plötzlich durch den Kopf.
    Moment mal! Litt sie jetzt etwa schon an Verfolgungswahn?
    Hastig suchte ihr Blick die nähere Umgebung des Hundekadavers ab. Nirgendwo das Foto eines rothaarigen Mädchens. Auch kein verführerisch glitzerndes Bonbon.
    Trotzdem: ein totes Tier mit Vergiftungssymptomen, die Sofie nicht ganz unbekannt vorkamen. Ihr Nasenflügel kribbelte heftiger.
    Vorsichtig spreizte sie die Hinterläufe des Hundes, um die Bauchpartie näher zu begutachten …
    Jessas! Bestürzt hielt sie inne.
    In den letzten Jahren hatte sie ja schon viel gesehen. Das hier allerdings ließ sogar einer hartgesottenen Rechtsmedizinerin kurz den Atem stocken: Dort, wo sich eigentlich die Geschlechtsorgane des Rüden hätten befinden sollen, klaffte eine blutende Wunde.
    Eine laienhaft und ziemlich blutig durchgeführte Orchiektomie. Auf gut Deutsch: Das Tier war kastriert worden.
    Hoffentlich erst, nachdem es vergiftet worden war und nichts mehr spürte …
    Sofie wandte den Blick ab und sah hoch – ihre Augen trafen sich mit denen des geschockten Hundebesitzers, der inzwischen aus seiner Erstarrung erwacht war.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«, fragte sie.
    Stumm schüttelte der Mann den Kopf, die Lippen zusammengepresst, die Augen panisch aufgerissen.
    Täuschte sie sich – oder hatte er vor irgendetwas Angst? Aber wovor?
    »Ich bin Rechtsmedizinerin. Wenn Sie wollen, kann ich das Tier abholen und genauer untersuchen lassen«, sagte Sofie beschwichtigend. »Vielleicht haben wir dann eine Chance, denjenigen zu erwischen, der dem armen Kerl das angetan hat.«
    Der Mann rang sichtlich um Fassung. Dann biss er sich auf die Lippen und schüttelte grimmig den Kopf.
    »Des lassens amal schön bleiben, Fräulein! Den Rüdiger fasst außer mir keiner an, dass des klar is.« Plötzlich bekam seine Stimme etwas extrem Unfreundliches. »Und jetzt schleichens Eahna! Und zwar dalli. Hams mich verstanden?«
    Sofie schaute den Mann verdutzt an. Was war denn in den gefahren?
    »Wird’s bald, oder soll ich Eahna Beine machen?«
    So was sagte Sofie keiner zweimal. Grußlos stand sie auf und kehrte dem ruppigen Hundebesitzer stumm den Rücken zu.
    Sie hatte mehr als genug gehört und vor allem gesehen.
    In ihrem Kopf war die Nummer der gelben Hundesteuermarke mit dem schwarzen Signet des Münchner Kindls fest gespeichert.

45
    Hübsche Schlagzeilen
    D ie Krawatte machte Sofie sprachlos: schmale Streifen in frechem Zyklam auf silbergrauem Grund, verblüffend passend zu dem Mann, der ihr das Teil entgegenstreckte: Charly Loessl, Schnüffelnase mit exzellenten Manieren.
    Sosehr sie sich über seinen Besuch freute – er kam nicht gerade zum günstigsten Zeitpunkt. Beim Hundesteueramt anzurufen und nach dem Besitzer des toten Schäferhundes zu fragen hatte Sofie aus Datenschutzgründen sofort verworfen und statt dessen begonnen, sich diese Auskunft auf verschlungenen Wegen via Computer zu besorgen.
    Egal. Darum konnte sie sich auch später noch kümmern.
    Das kostbare Stück hatte er erst aus seinem Trench gezogen, nachdem sie ihn an der Pforte abgeholt und in ihr Kabuff manövriert hatte.
    »Für deinen stummen Freund«, sagte er. »Ich dachte, der hat auch mal was Edles verdient.«
    Sofie musste breit grinsen, dann wurde sie nachdenklich. Zefix, woher konnte der Mann nur wissen, dass sie genau auf diese Art von Humor abfuhr?
    Offenbar, weil er sie ganz genau beobachtet hatte.
    Und das tat er doch garantiert nur, weil auch er …
    Es begann ernst zu werden, das spürte sie. Verdammt

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