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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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blauen Streifenkarten, die auch von Jahr zu Jahr teurer wurden, wie sie bei dieser Gelegenheit feststellen musste.
    Mit der Trambahn bis zur Schwanseestraße, umsteigen in den Bus Richtung Harlaching – ganze zwanzig Minuten dauerte es, bis sie endlich vor dem eleganten rötlichen Neubau gleich neben der JVA Stadelheim stand.
    Keine hohen Mauern, kein Stacheldraht.
    Von außen ließ nur wenig darauf schließen, dass hier bis zu hundertsechzig Frauen, darunter auch solche mit kleinen Kindern, ihre Strafe absaßen.
    Für Besucher war es ein langwieriger Weg bis ins Innere: klingeln, Ausweis abgeben sowie sämtliche persönlichen Gegenstände in den Besucherspind sperren, am Schluss noch der Gang durch den Metalldetektor – dann erst öffnete sich die große stählerne Sicherheitstür zur Münchner Justizvollzugsanstalt für Frauen.
    Das Besucherzimmer, in das die Beamtin Sofie mit ausdrucks losem Gesicht führte, hatte zumindest keine Trennscheibe und war bei aller Nüchternheit freundlicher und gepflegter, als sie erwartet hatte: ein gerundeter kleiner Tisch, an den Seiten je zwei Stühle aus hellem Holz, dunkler Linoleumboden, weiß gekalkte Wände, quadratische, in die Decke eingelassene Leuchten.
    Natürlich keine Fenster.
    Gleich gegenüber vom Eingang ein kanzelartig erhöhter Schreibtisch für die Aufsichtsbeamtin, die Besucher und Insassinnen gleichermaßen wachsam im Auge behielt.
    Sofie hatte gerade Platz genommen, als Susa an der Seite einer Beamtin den Raum betrat.
    Ihr Gesicht leuchtete auf.
    »Wow. Des is ja lieb, dass Sie mich besuchen!«
    Sofie lächelte warm. »Ich komm auch nicht mit leeren Händen. Ich hoffe, du stehst nicht nur auf Bonbons in Glitzerpapier, sondern auch auf so was?«
    Sie schob Susa drei Tafeln Schokolade zu, die zulässige Höchst menge pro Monat für die Insassinnen. Zum Glück hatte sie noch Kleingeld für den hauseigenen Automaten in ihrer Tasche gefunden. Andere Mitbringsel waren nicht erlaubt.
    »Danke.« Susa senkte den Kopf und nahm die Tafeln an sich. »Ehrlich gesagt, ich bin froh, dass es vorbei ist. Wenn Sie nicht gekommen wären …« Zaghaft suchte sie Sofies Blick. »Wie geht’s ihm denn?«
    »Besser. Er ist inzwischen aus dem Koma aufgewacht.«
    »Das heißt …?«, fragte Susa zögernd.
    Sofie lächelte grimmig.
    »Dass Wolfgang Gfeiter bald vernehmungsfähig ist. Und bei diesem Prozess wird er nicht so einfach davonkommen. Dafür werd ich ganz persönlich sorgen.«
    Dass auch Joes unangenehmer Kollege Xaver Mayr dabei sein Fett abkriegen würde, ging Susa ja nichts an.
    »Yesss!« Susa ballte die Fäuste. »Ich hoffe, dieses Schwein wandert für immer in den Bau.« Dann aber verdüsterte sich ihr Gesicht. »Und was ist mit mir?«
    Sofie atmete durch. Eben das war der eigentliche Grund ihres Besuchs.
    »Ich hab mit dem Untersuchungsrichter gesprochen. Gfeiter hatte sich das Bonbon ja aus freien Stücken in den Mund geschoben, ohne äußere Gewaltanwendung. Und er wusste, was es damit auf sich hatte. Das kann man dir also nicht anlasten. Anders sieht es mit dem Bonbon aus, das die kleine Vanessa in der Nähe des Spielplatzes an der Wittelsbacherbrücke gefunden hat …«
    Tränen traten in Susas Augen. »Das wollte ich nicht. Ehrlich!«
    Trotz des strengen Blicks von der Aufsichtskanzel griff Sofie behutsam nach Susas Hand und drückte sie kurz.
    »Ich weiß. Trotzdem, ganz ohne Folgen kann das nicht bleiben. Und auch die Sache mit der Spritze ist nicht ohne. Wenn du die bei Gfeiter angesetzt hättest … Bei versuchtem Mord zählen sozusagen Zentimeter.«
    Susa biss sich auf die Lippen. »Ich hätte ihn schon die ganze Zeit erledigen können. Aber ich hab’s nicht gemacht. Ich wollte, dass er …«
    »… das selbst tut. Schon klar.« Sofie nickte und lächelte. »Jedenfalls sieht’s nicht ganz schlecht aus für dich. Je nachdem, wie der zuständige Richter das einschätzen wird, kommst du bei guter Führung eventuell schon nach zwei Jahren frei. Mit etwas Glück kriegst du sogar Bewährung.«
    »Dann kann ich ja vielleicht bald nach Neuseeland.« Susa begann zu strahlen. »Ich hab nämlich auch gute Neuigkeiten, die besten, die ich mir überhaupt vorstellen kann.«
    Fragend hob Sofie die Augenbrauen.
    Susa zog einen Briefumschlag aus der Brusttasche ihrer Trainingsjacke und reichte ihn Sofie.
    »Ist erst vor zwei Tagen angekommen. Seitdem hab ich ihn mindestens hundertmal gelesen!«
    Aus dem Kuvert fiel das Foto eines fröhlichen hübschen Mädchens, das Susa

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