Die Kaltzeller
der Mehrheit, aber lieber wäre es mir, wir geben den Eindringlingen ein wenig von ihrer eigenen Medizin zu schlucken. Wenn wir diese Strahlgeräte besitzen, warum jagen wir dann nicht den einen oder anderen großen Stützpunkt in die Luft?“
„Ja, warum eigentlich nicht?“ murmelte Darragh und überlegte. Er sah den großen Kuppelbau am Michigansee vor sich, dessen Oberteil durch die Macht der grünen Strahlen in seiner Lage gehalten wurde, er dachte an den tiefen Schacht, an dessen Grund vor nicht allzu langer Zeit Menschen gefangen gehalten worden waren wie Tiere in ihren Käfigen. Wenn in diesen Schacht eine Bombe fiel, wenn ihre Detonation die Generatoren zerfetzte, deren Strahlen den riesigen Bau stützten …
Ein tiefer Atemzug hob seine Brust. „Ich werde dir die Gelegenheit geben, den Kampf auf deine Weise zu führen, Capato“, versprach er. „Wenn du auf deiner Absicht bestehst, kannst du dich als Bombenflieger betätigen und hast eine reelle Chance, heil und gesund zurückzukehren.“
„Wenn du das tust, Darragh“, sagte Capato mit funkelnden Augen, „werde ich für alle Vorschläge stimmen, die von dir kommen, das verspreche ich dir.“
Nach Capato meldete sich Spence noch einmal zum Wort. „Bevor wir auseinandergehen, sollt ihr noch von einer Veränderung Kenntnis nehmen, Freunde“, sagte er, und seine Augen suchten den Blick Darraghs. „Lange Jahre habe ich die Geschicke unserer Allianz mit eurer Zustimmung geleitet. Es ist Zeit für mich, abzutreten und mein Amt in andere Hände zu legen. Ich will, daß von nun ab Mark Darragh an meine Stelle tritt. Er soll zugleich den Oberbefehl über unsere Streitkräfte übernehmen. Stimmt ihr mir zu, so hebt eure Arme!“
„Spence, nein – das ist – das ist … “ Darraghs Überraschung war ehrlich, aber Spence wischte seinen Einwand mit einer Handbewegung fort.
„Es ist sinnlos, dich gegen meinen Vorschlag aufzulehnen, Mark“, sagte er lachend. „Hast du vergessen, daß du viel zu jung bist, in diesem Rat überhaupt eine Stimme zu haben?“ Er zählte die erhobenen Arme und nickte Darragh zu. „Einstimmig gewählt, Mark! Wir sind stolz auf dich und wissen, daß du uns nicht enttäuschen wirst!“ Eine halbe Stunde später löste sich die Versammlung auf, die Stammesführer kehrten zu ihren Männern zurück. Nichts schien sich im weiten Dschungel des Orinokogebietes verändert zu haben, und doch war ein für die Menschheit entscheidender Entschluß gefaßt worden – der Krieg gegen die fremden Eindringlinge, die sich die Erde Untertan gemacht hatten, war erklärt!
13. Kapitel
Von allen Fragen über das Wesen der Kaltzeller ließ sich wohl die Frage, ob die fremden Eindringlinge ein Gefühlsleben besaßen, am wenigsten beantworten. Ihre Gedanken und Empfindungen blieben den Menschen immer ein Rätsel.
Intensive Studien ergaben, daß die Kaltzeller über den Tod und die Vernichtung eines oder mehrerer ihrer Artgenossen nur wenig Erregung zeigten, und selbst das Geschick, das einem ihrer stärksten Stützpunkte widerfuhr, schien sie kaum zu beeindrucken. Dieser Stützpunkt, eine Befestigung von beträchtlicher Größe, mit einem bis in die Tiefe des Baues reichenden Schacht, wies am Grunde dieses Schachtes eine kleine Siedlung auf, in der gefangene Menschen dahinvegetierten.
In diese Gefangenenkolonie war eines Tages ein Fremder eingeliefert worden, den man fälschlicherweise für einen entflohenen Siedler gehalten hatte.
Dieser Fremde hätte sein Leben dort beschließen können – ein harmloses Wesen, keiner besonderen Erwähnung wert, wenn nicht einer der Gefangenen, der sich mit den Kaltzellern verständigen konnte, ihn den Bewachern als hinterhältiges, gefährliches Wesen angeprangert hätte.
Bei dem Versuch, diesen gefährlichen Gefangenen an einen anderen, sicheren Ort zu verbringen, gelang nicht nur dem Fremden, sondern auch allen Siedlern die Flucht aus dem Stützpunkt, nachdem einige der Kaltzeller in eine Falle geraten und getötet worden waren. Die Verfolgung des für die Flucht gekaperten Schiffes blieb ergebnislos, und die Verfolger kehrten mit leeren Händen zurück.
Man hätte annehmen können, daß dieses Ereignis die Kaltzeller alarmieren würde. Menschliche Wesen – bis dahin von den fremden Eindringlingen als unterlegen und ungefährlich betrachtet – hatten nicht nur fliehen können, sondern im Stützpunkt selbst auch noch erheblichen Schaden angerichtet und eine Anzahl Kaltzeller getötet. Aus der
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