Die Kammer
wollen nicht, daß Ihr Mandant in der Gaskammer stirbt, weil das ein grausamer Tod ist. Wollen Sie uns damit sagen, daß es Ihnen nichts ausmachen würde, wenn er durch eine tödliche Spritze sterben würde?«
»Nein, Euer Ehren. Das ist es nicht, was ich sagen will. Ich möchte erreichen, daß mein Mandant auf keinerlei Weise sterben muß.«
»Aber die tödliche Injektion ist am wenigsten anstößig?«
»Alle Methoden sind anstößig, aber die tödliche Injektion scheint die am wenigsten grausame zu sein. Es ist eindeutig erwiesen, daß die Gaskammer eine grauenhafte Methode ist, einen Menschen umzubringen.«
»Schlimmer als ein Bombenattentat? Als mit Dynamit in die Luft gesprengt zu werden?«
Eine lastende Stille senkte sich über den Gerichtssaal. Robichaux hatte das Wort »Dynamit« betont, und Adam versuchte, sich etwas Angemessenes einfallen zu lassen. McNeely warf seinem Kollegen auf der anderen Seite des Podiums einen angewiderten Blick zu.
Es war eine schäbige Attacke, und Adam war wütend. Er beherrschte sich und sagte entschlossen: »Wir reden über Hinrichtungsmethoden, Euer Ehren, nicht über die Verbrechen, die Menschen in den Todestrakt gebracht haben.«
»Weshalb wollen Sie nicht über das Verbrechen reden?«
»Weil das Verbrechen hier nicht zur Debatte steht. Weil ich nur zwanzig Minuten habe und meinem Mandanten nur noch zwölf Tage bleiben.«
»Vielleicht hätte Ihr Mandant keine Bomben legen sollen?«
»Natürlich nicht. Aber er wurde für sein Verbrechen verurteilt, und nun steht ihm der Tod in der Gaskammer bevor. Hier geht es darum, daß die Gaskammer eine grausame Hinrichtungsmethode ist.«
»Was ist mit dem elektrischen Stuhl?«
»Dafür gelten die gleichen Argumente. Es gibt grauenvolle Berichte darüber, wie Menschen auf dem Stuhl gelitten haben, bevor sie starben.«
»Was ist mit einem Erschießungskommando?«
»Hört sich auch grausam an.«
»Und Erhängen?«
»Ich weiß nicht viel über Erhängen, aber das hört sich überaus grausam an.«
»Aber Ihnen gefällt die Idee einer tödlichen Injektion?«
»Ich habe nicht gesagt, daß sie mir gefällt. Ich sagte, sie ist weniger grausam als die anderen Methoden.«
Richter McNeely unterbrach und fragte: »Mr. Hall, weshalb ist Mississippi von der Gaskammer zur tödlichen Injektion übergegangen?«
Darauf war Adam in der Klage und in seinem Schriftsatz ausführlich eingegangen, und er spürte sofort, daß McNeely ihm freundlich gesonnen war. »Ich habe die Geschichte der Gesetzgebung in meinem Schriftsatz dargelegt, Euer Ehren, aber es geschah in erster Linie, um die Hinrichtungen zu erleichtern. Der Gesetzgeber hat eingeräumt, daß die Injektion einen leichteren Tod bewirkt. Außerdem wollte man mit der Änderung der Methode Verfassungsklagen wie dieser entgegenwirken.«
»Also hat der Staat offen zugegeben, daß es eine bessere Methode zur Hinrichtung von Menschen gibt?«
»Ja, Sir. Aber das Gesetz ist 1984 in Kraft getreten und gilt nur für diejenigen Delinquenten, die danach zum Tode verurteilt wurden. Es gilt nicht für Sam Cayhall.«
»Das ist mir klar. Sie verlangen von uns, daß wir die Gaskammer als Hinrichtungsmethode verurteilen. Was passiert, wenn wir das tun? Was passiert mit Ihrem Mandanten und all den anderen, die vor 1984 zum Tode verurteilt wurden? Fallen sie durch das Raster? Es gibt keinerlei gesetzliche Handhabe für ihre Hinrichtung durch eine tödliche Injektion.«
Adam war auf diese naheliegende Frage gefaßt gewesen. Sam hatte sie bereits gestellt. »Diese Frage kann ich nicht beantworten, Euer Ehren. Ich kann nur sagen, daß ich großes Vertrauen habe in die Fähigkeit und Bereitwilligkeit der Legislative von Mississippi, ein neues Gesetz zu verabschieden, das für meinen Mandanten und andere Verurteilte in seiner Lage Rechtsklarheit schafft.«
An dieser Stelle meldete sich Richter Judy wieder zu Wort. »Angenommen, das geschieht, Mr. Hall, wie wollen Sie argumentieren, wenn Sie in drei Jahren wieder hier erscheinen?«
Glücklicherweise leuchtete das gelbe Licht auf, und Adam blieb nur noch eine Minute. »Ich werde mir etwas einfallen lassen«, sagte er mit einem Lächeln. »Geben Sie mir die Zeit dazu.«
»Wir haben bereits einen derartigen Fall verhandelt, Mr. Hall«, sagte Robichaux. »Sie haben ihn selbst zitiert. Einen Fall aus Texas.«
»Ja, Euer Ehren. Ich bitte das Gericht, seine Entscheidung in dieser Sache noch einmal zu überdenken. Praktisch jeder Staat mit einer Gaskammer ist
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